Implenia 2016 mit deutlichem Gewinnsprung
Dietlikon – Nach dem Einbruch im Vorjahr hat der Baukonzern Implenia im 2016 wieder einen Gewinnsprung hingelegt. Bei einem stabilen Umsatz schoss der Betriebsgewinn um ein Fünftel, der Reingewinn gar um fast ein Viertel nach oben. Die Erwartungen der Analysten wurden allerdings insgesamt verfehlt. Die Implenia-Aktie steht am Donnerstagnachmittag unter Druck.
Bei einem Umsatz von 3,27 Mrd CHF legte der Betriebsgewinn der Geschäftsbereiche (EBIT) um 20% auf 103,7 Mio CHF zu. Unter dem Strich verdiente der grösste Baukonzern der Schweiz 64,5 Mio, wie er in einem Communiqué bekannt gab. Das sind 24% mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Als Dividende sollen 2,00 CHF ausgeschüttet werden, nach 1,90 CHF im Vorjahr.
«Die direkte Vergleichbarkeit der Zahlen 2016 und 2015 ist allerdings äusserst schwierig», sagte Finanzchef Beat Fellmann am Donnerstag auf der Bilanzmedienkonferenz in Zürich. Denn die Übernahme der Infrastruktursparte des einstigen deutschen Baukonzerns Bilfinger im Jahr 2015 spielte eine Rolle.
So schlugen die Amortisationen der erworbenen immateriellen Vermögenswerte von Bilfinger Construction zu Buche. Ohne diese hätte Implenia den Betriebsgewinn der Geschäftsbereiche um 6,8% auf 115 Mio CHF gesteigert. Das wäre ein neuer Rekord gewesen, sagte Fellmann. Der Reingewinn hätte sich um knapp ein Fünftel auf 72,7 Mio verbessert.
Affentranger: Gutes Ergebnis
Implenia habe ein gutes Ergebnis erzielt, sagte Konzernchef Anton Affentranger. Die operativen Gewinne seien sehr erfreulich. Die Verbesserung sei vor allem im Schweizer Geschäft gelungen. Hier habe man die Wende im klassischen Total- und Generalunternehmergeschäft geschafft, das in den vergangenen Jahren immer wieder Schwierigkeiten bereitet habe.
Dieses konnte den Betriebsgewinn 2016 um rund 18 Mio CHF steigern. Die Massnahmen zur Verbesserung der operativen Leistung hätten Wirkung gezeigt und den erfolgreichen Turnaround möglich gemacht. Zudem sei der Hoch-, Tief- und Strassenbau – das sogenannte Flächengeschäft – in der Romandie sehr gut gelaufen, obwohl Grossprojekte auf dem Markt gefehlt hätten.
In der Deutschschweiz habe dieses Geschäft indes die Erwartungen nicht erfüllt, sagte Affentranger. Da habe Implenia noch Potential.
Der Betriebsgewinn (EBIT) des Segments Schweiz, das das klassische Baugeschäft, die Total- und Generalunternehmung, sowie den Strassen- und Tiefbau inklusive Belags- und Kieswerke umfasst, kletterte um beinahe die Hälfte auf 56,3 Mio CHF.
Das Immobilienentwicklungsgeschäft in der Schweiz konnte mit 37 Mio CHF einen neuen Rekord-EBIT einfahren. In der Infrastruktursparte, die den Tunnelbau, den Spezialtiefbau und Grossprojekte bündelt, habe das Ergebnis die Erwartungen übertroffen, sagte Affentranger.
Verlust in Norwegen
Die Sparte International mit den Flächengeschäften in Deutschland, Österreich, Schweden und Norwegen musste erneut Federn lassen. Der EBIT stürzte ab.
Als Klotz am Bein erwies sich das Geschäft in Norwegen, das einen Verlust einfuhr. Hier hatte Implenia die eigene Organisation hochgefahren, was zu Kosten geführt habe. Die erwarteten Umsätze seien aber nicht hereingekommen, sagte Affentranger. Zudem habe man Bauaufträge geerbt, die sich nicht rechnen würden und bei denen auch noch die Ausführung mangelhaft sei, sagte Fellmann.
Implenia gab mit einer Neuausrichtung Gegensteuer. So wurde die gemeinsame Organisation von Norwegen und Schweden auf beide Länder aufgespalten. Im laufenden Jahr sollte das norwegische Geschäft wieder die Gewinnschwelle erreichen, sagte Fellmann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.
Zuversicht für 2017 – neue Mittelfristziele
Für 2017 zeigt sich Implenia zuversichtlich. Der Auftragsbestand der Gruppe hat Ende 2016 mit 5,17 Mrd CHF den Rekord des Vorjahres nochmals leicht übertroffen. Der Konzern will heuer ein EBIT von 140 bis 150 Mio CHF erreichen, wenn man die Bilfinger-Amortisationen ausklammert.
Bis in fünf Jahren peilt der Konzern die Umsatzmarke von 5 Mrd CHF an. Dazu hat Implenia vor kurzem auch noch die Hochbausparte von Bilfinger gekauft, die eine halbe Milliarde Franken Umsatz und einen operativen Gewinn von über 10 Mio CHF macht.
Damit stärke man die Position in Deutschland, dem grössten Baumarkt von Europa, sagte Affentranger. Zudem wolle Implenia im Renovationsgeschäft in der Schweiz und in Skandinavien wachsen, sagte Fellmann.
Für die EBITDA-Marge wird eine Bandbreite von 5,25 bis 5,75% in Aussicht gestellt. Zum Vergleich: im Geschäftsjahr 2016 lag sie bei 5,1%.
Die Implenia-Aktie büsste am Donnerstag bei überdurchschnittlichem Volumen 2,5% ein, während der am SPI gemessene Gesamtmarkt kaum verändert schloss (-0,16%). (awp/mc/upd/ps)