Opfikon – Bei Implenia kommt es zu einem Wechsel an der Spitze: Nach über sechs Jahren tritt Konzernchef André Wyss per Ende März 2025 zurück. Sein Nachfolger wird Jens Vollmar, der die Hochbaudivision Buildings leitet. Im ersten Halbjahr hat Implenia überraschend viel Betriebsgewinn erzielt.
«Ich habe entschieden, mich nach sechseinhalb Jahren bei Implenia im kommenden Frühjahr aus der operativen Tätigkeit zurückzuziehen und mein Wirken auf bestehende und neue Mandate zu fokussieren», erklärte Wyss in einem Communiqué vom Mittwoch. Implenia sei nach einer umfassenden Transformation optimal aufgestellt, könne weiterhin profitabel wachsen und sei bereit für eine nächste Strategiephase.
Verwaltungsratspräsident Hans Ulrich Meister lobte Wyss: «Mit weitsichtigem und mutigem Handeln hat er Implenia zu einem finanziell gesunden, integrierten, multinationalen Bau- und Immobiliendienstleister geformt.» Die Gruppe sei hervorragend im Markt positioniert.
Neuer Konzernchef werde auf 1. April 2025 Jens Vollmar, hiess es. Er sei seit 2013 bei Implenia und seit 2015 Leiter der Hochbaudivision.
Erwartungen im Halbjahr übertroffen
Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz um 1,2 Prozent auf 1,74 Milliarden Franken, wie der grösste Baukonzern der Schweiz in einem separaten Communiqué bekannt gab. Dabei machte dem Unternehmen der starke Franken zu schaffen. Währungsbereinigt wäre der Umsatz um 2,7 Prozent gestiegen.
Der Betriebsgewinn (EBIT) legte um 1,0 Prozent auf 50,5 Millionen Franken zu. Die operative Marge blieb stabil bei 2,9 Prozent.
Der Reingewinn sank allerdings um knapp ein Fünftel auf 26,4 Millionen Franken. Der Auftragsbestand war Ende Juni derweil mit 7,08 Milliarden nochmals höher als Ende 2023.
Mit den Zahlen hat Implenia die Erwartungen der Analysten beim Umsatz getroffen, bei den Gewinnzahlen aber selbst die optimistischsten Prognosen überflügelt.
Konzernchef: «Gutes Resultat»
«Wir haben im ersten Halbjahr 2024 erneut ein gutes Resultat erzielt und zeigten eine konstante Leistung», erklärte Konzernchef Wyss. Man könne grosse Projekte mit hohen Anforderungen zuverlässig und profitabel abliefern. Zudem bewähre sich das breitgefächerte Portfolio auch in der aktuellen schwierigen Marktsituation: Dadurch habe Implenia den schwächeren Auftragseingang im Hochbau durch die Akquisition von grossen Infrastrukturprojekten kompensieren können.
Die Divisionen Buildings, welche Spezialhochbauten wie beispielsweise Rechenzentren erstellt, steigerte ihren EBIT um gut 10 Millionen auf 28,9 Millionen Franken. Dazu steuerte der übernommene Immobiliendienstleister Wincasa 8,1 Millionen Franken bei. Die Integration von Wincasa sei nach Plan verlaufen: Man habe Synergien realisiert, schrieb Implenia. Zudem werde ein gemeinsames Dienstleistungsangebot erarbeitet.
Die Division Civil Engineering (Tiefbau und Tunnel) konnte die Profitabilität ebenfalls verbessern: Der EBIT habe mit 12,2 Millionen Franken nach 11,7 Millionen im Vorjahr die Erwartungen übertroffen, schrieb Implenia weiter. Der Auftragsbestand habe einen neuen Rekord erreicht.
Die Immobiliendivision Real Estate erzielte noch einen EBIT von 6,8 Millionen Franken. Das ist zwar ein massiver Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (16,1 Millionen). Allerdings habe man im laufenden Jahr keine Immobilienprojekte verkauft.
«Verkäufe von Entwicklungsprojekten werden von deren Reife sowie der Nachfrage beeinflusst. Implenia strebt den Verkauf zum jeweils bestmöglichen Zeitpunkt an», schrieb der Konzern. «Aus diesem Grund entspricht der EBIT den Erwartungen.» Für das zweite Halbjahr seien Transaktionen in Vorbereitung.
Finanzziele bestätigt
Die Finanzziele bestätigte der Konzern: Im laufenden Geschäftsjahr erwartet Implenia einen Betriebsgewinn EBIT von rund 130 Millionen Franken nach 122,6 Millionen im Vorjahr. Die Teuerung sowie die Zinsen seien in den letzten Monaten leicht zurückgegangen, was die künftige Entwicklung der Immobilien- und Baubranche stützen werde, hiess es: «Für das zweite Halbjahr erwartet Implenia auch im Hochbau zunehmende Auftragseingänge.»
Mittelfristig soll die EBIT-Marge auf über 4,5 Prozent steigen und eine Eigenkapitalquote von 25 Prozent erreicht werden. Im ersten Halbjahr wies Implenia eine praktisch stabile Eigenkapitalquote von 19,7 Prozent aus. Wenn man sie aber um eine kurzfristige Festgeldanlage zur Rückzahlung einer Anleihe bereinige, sei die Eigenkapitalquote per Ende Juni auf 20,5 Prozent gestiegen, hiess es. (AWP/mc/pg)