Dietikon – Der Baukonzern Implenia hat zu Beginn der Adventszeit die Investoren mit einer Gewinnwarnung überrascht. Probleme im Auslandgeschäft machen eine massive Wertberichtigung notwendig. Das grosse Reinemachen des neuen CEO wird allerdings von der Börse nicht goutiert.
Die Probleme im Segment International hätten sich akzentuiert und beschleunigt, teilte Implenia am Montag mit. Einmalige Bewertungsanpassungen sowie das zu erwartende tiefere Ergebnis der Sparte machten für das laufende Geschäftsjahr deshalb eine Wertberichtigung notwendig. Diese beläuft sich auf 70 bis 90 Millionen Franken.
Verwaltungsratspräsident Hansueli Meister wollte die Probleme allerdings nicht überbewertet wissen. Er führte den Wertberichtigungsbedarf im Segment auf «isolierte Probleme in Südbaden sowie in Polen» zurück sowie auf die bereits früher kommunizierten Probleme im Projektgeschäft in Norwegen, wie er an einer Telefonkonferenz erklärte.
Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr wurde aber gleichwohl hinfällig. Hatte das Unternehmen im vergangenen August für das Gesamtjahr noch einen Betriebsgewinn auf Stufe EBIT von rund 130 Millionen Franken prognostiziert, so sind davon nun die genannten Wertberichtigungen abzuziehen.
Reinergebnis soll positiv bleiben
Der EBIT wird also zwischen 40 und 60 Millionen zu liegen kommen und das Reinergebnis positiv bleiben, wie der neue CEO André Wyss ausführte. Er hatte im Oktober den langjährigen Konzernleiter Anton Affentranger abgelöst und wurde in der Folge vom Verwaltungsrat mit einer umfassenden Überprüfung der Strategie und der unternehmerischen und wirtschaftlichen Risiken beauftragt.
Das Ergebnis dieser Strategie-Überprüfung will Implenia im Februar anlässlich der jährlichen Bilanzmedienkonferenz präsentieren. Es scheint aber festzustehen, dass sich Implenia nicht auf den Heimmarkt Schweiz konzentrieren will. «Wir werden am internationalen Geschäft festhalten und glauben an die Strategie, dass das Geschäft von Implenia auf den beiden Beinen Schweiz und Ausland steht», so Wyss. Das Auslandgeschäft sei für die Zukunft wichtig.
Er verwies dabei auf Norwegen und Schweden, wo die öffentlichen Ausgaben in den kommenden Jahren steigen sollten. Dies sei ein positives Zeichen und eröffne Implenia Potential.
Die Probleme sind offenbar auf die Sparte International beschränkt. Die Segmente Development, Schweiz und Infrastructure dagegen entwickeln sich laut Implenia im Rahmen der Erwartungen. Wyss hob denn auch den nach wie vor gut laufenden Heimmarkt Schweiz hervor. «Die Nachfrage ist hier weiterhin hoch», sagte er.
Erneut Ausschüttung an die Aktionäre geplant
An der Ausschüttung einer Dividende will das Unternehmen festhalten. «Auf Basis der aktuell vorliegenden Informationen und angesichts einer unverändert guten Cash-Position und dem hohen Auftragsbestand von über 6 Milliarden Franken» geht Implenia weiterhin davon aus, dass der Generalversammlung im kommenden Frühjahr die Ausschüttung einer Dividende für das Geschäftsjahr 2018 beantragt werden könne, hiess es.
Weiter bestätigt das Unternehmen die im Jahr 2017 formulierten Mittelfristziele. Demnach wird ein Umsatz im Bereich von 5 Milliarden angestrebt sowie eine operative Gewinnmarge auf Stufe EBITDA von 5,25 bis 5,75 Prozent.
An der Börse wurden die aktuellen Informationen zu einem Fiasko für die Aktie. Der Titel stürzt bis Handelsschluss 27 Prozent auf 37,28 Franken ab, dies in einem sehr freundlichem Umfeld. Dass der neue CEO weiteren Wertberichtigungsbedarf im Segment International sehe, komme aufgrund der Probleme in der Vergangenheit nicht überraschend, hiess es am Markt unter anderem. Überraschend sei aber das Ausmass der Anpassungen. (awp/mc/ps)