Dietlikon – Der Baukonzern Implenia bringt die Hälfte seines Entwicklungsportfolios als Immobiliengesellschaft an die Börse. An der neu gegründeten «Ina Invest» will der Konzern rund 40 Prozent halten, der Rest soll an die Aktionäre gehen.
Der Konzern will damit die Flexibilität bei der Finanzierung durch Eigen- und Fremdkapital erhöhen. Zudem wolle Implenia kontinuierliche Erträge erzielen, statt – wie bisher – die entwickelten und baureifen Projekte nur zu verkaufen. «Die Abspaltung soll das Wachstum im Immobiliengeschäft beschleunigen», sagte Konzernchef André Wyss am Dienstag in Zürich. «Wir verfügen über ein attraktives und diversifiziertes Entwicklungsportfolio.»
Ina erhält Portfolio von 300 Millionen Franken
Das gesamte Entwicklungsportfolio von Implenia hat laut den Verantwortlichen aktuell einen Marktwert von über 600 Millionen Franken, wobei die Hälfte in die neue Immobiliengesellschaft transferiert werden soll. Dadurch würden sich für Implenia Aufwertungsgewinne von rund 200 Millionen ergeben.
Bei der Aufteilung sollen die reiferen Projekte an Ina Invest gehen, während Teile, bei denen noch mehr Entwicklungs- und Bautätigkeit notwendig ist, eher bei Implenia bleiben. Sowohl das eigene als auch das Ina-Portfolio soll in Zukunft durch Investitionen weiter ausgebaut werden.
Disput um Portfolio mit Grossaktionären
Um den richtigen Umgang mit dem Portfolio hatte es in der Vergangenheit zwischen Verwaltungsrat und den Grossaktionären Max Rössler (Parmino Holding) und Veraison einen längeren Disput gegeben. Sie hatten die Abspaltung des gesamten Portfolios gefordert. Mit Rössler, der rund 16,5 Prozent an Implenia hält, konnte dann im Herbst eine Einigung erzielt werden, woraufhin Veraison seinen Anteil von 1,9 Prozent verkauft hat.
Sachdividende an Aktionäre
Mit der nun präsentierten Lösung wird Implenia an Ina Invest mindestens 40 Prozent der Aktien halten, der Rest geht an die ebenfalls neu gegründete Ina Invest Holding. Deren Aktien sollen komplett an die Implenia-Aktionäre ausgeschüttet werden: Pro fünf Implenia-Aktien erhalten sie eine der Ina Holding. Zeitgleich mit dem Spin-off ist bei der Holding zudem eine Kapitalerhöhung von rund 100 Millionen Franken geplant. Auch hieran sollen die Implenia-Aktionäre über nicht handelbare Bezugsrechte partizipieren können.
Die Weichen für die Abspaltung werden an der Generalversammlung am 24. März gestellt. Dort werden die Aktionäre über den Spin-Off in Form einer Sachdividende abstimmen. Weitere Informationen will Implenia dann am 21. April an einem Investorentag vorstellen. Das Bookbuilding und der Bezugsrechtehandel für die Aktien der Ina Invest Holding sollen ab dem 3. Juni beginnen und am 12. Juni ist der erste Handelstag geplant.
Dem Implenia-Aktienkurs verliehen die Spin-Off-Pläne kräftigen Rückenwind. Laut Analysten könnten so die hohen Reserven des Portfolios rascher realisiert werden. Die Titel schlossen am Dienstag in einem sehr schwachem Gesamtmarkt (SPI -2,0%) um 12,2 Prozent im Plus auf 44,96 Franken.
Übergangsjahr 2019 mit positivem Abschluss
Demgegenüber wurde das Ergebnis 2019 von den Analysten eher verhalten kommentiert. Implenia konnte den Umsatz um 1,5 Prozent auf 4,43 Milliarden Franken leicht erhöhen und den Betriebsgewinn (EBITDA) auf 186,8 Millionen von 89,7 Millionen deutlich steigern.
Der Reingewinn kletterte auf 33,9 Millionen Franken nach einem knappen Plus von 0,5 Millionen im Vorjahr. Damals hatten Wertberichtigungen auf das Auslandsgeschäft das Ergebnis belastet. Von dem höheren Gewinn profitieren die Aktionäre über eine um 25 auf 75 Rappen pro Aktie angehobene Dividende.
«Wir haben unsere Ziele beim Betriebsgewinn erreicht und die Strategie erfolgreich umgesetzt», sagte Wyss zum Ergebnis. «Ich habe immer gesagt, dass 2019 ein Übergangsjahr sein wird. Das ist nun vorbei.» Für das laufende Jahr 2020 rechnet Wyss mit einer Verbesserung beim Betriebsgewinn. Das EBITDA-Wachstum wird im mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet. (awp/mc/ps)