Inflation im Oktober auf Drei-Jahrestief gesunken

(Foto von Karolina Grabowska/Pexels)

Neuenburg – Die Jahresteuerung in der Schweiz ist im Oktober überraschend gesunken. Insbesondere der markante Preisrückgang bei Benzin, Heizöl und Diesel hat die Inflation gebremst. Ohne die stark gestiegenen Mieten wäre die Inflation sogar leicht negativ. Damit steigt der Druck auf die SNB für weitere Zinssenkungen.

Insgesamt ist die Inflation im Oktober auf 0,6 Prozent gefallen von 0,8 Prozent im September, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Freitag mitteilte. Das heisst: Schweizer Konsumgüter waren durchschnittlich um 0,6 Prozent teurer als im entsprechenden Vorjahresmonat. Inlandgüter kosten dabei weiterhin deutlich mehr als vor einem Jahr (+1,8 Prozent), während Importgüter (-3,1 Prozent) nach wie vor klar billiger sind als vor Jahresfrist.

Der Rückgang der Teuerung im Oktober kommt überraschend. Die meisten von der Nachrichtenagentur AWP befragten Ökonomen hatten mit einer Stagnation, einige gar mit einem leichten Anstieg gerechnet.

Tiefster Strand seit über 3 Jahren
Damit geht die Talfahrt weiter. Die Inflation ist auf den tiefsten Stand seit Juni 2021 gesunken. Danach hatte das Ende der Coronapandemie und der russische Einmarsch in der Ukraine die Preise angeheizt. Der Höhepunkt war im August 2022 erreicht worden, als die Jahresteuerung auf 3,5 Prozent hochschnellte.

Im Ausland galoppierten die Preise allerdings noch viel schneller als hierzulande. Dass die Schweiz besser da steht, ist vor allem dem starken Franken zu verdanken, der Importe billiger macht. In der Eurozone hat sich Teuerung im Oktober auf 2,0 Prozent von 1,7 Prozent im September beschleunig. In den USA kletterten die Konsumentenpreise im September im Jahresvergleich um 2,4 Prozent, was nur einen Hauch weniger war als im August.

Preissturz bei Heizöl
Der deutliche Rückgang der Teuerung in der Schweiz ist vor allem die Folge des Einbruchs bei den Erdölprodukten. Einen wahren Preissturz gab es beim Heizöl, das nun knapp ein Viertel billiger ist als vor einem Jahr. Und die Autofahrer freuen sich über markant günstigeren Diesel (-11,7 Prozent) und Benzin (-8,3 Prozent).

Auch die gewichtige Gesundheitspflege (Medikamente oder Spitalaufenthalte) wurde billiger. Die tieferen Preise für Autos, Motorräder und Velos sowie Flüge bremsten die Teuerung ebenfalls. Zudem waren Kleider günstiger zu haben.

Auf der anderen Seite mussten die Menschen im Jahresvergleich insbesondere für Wohnungsmieten 4 Prozent mehr bezahlen. Dies liegt vor allem an der zweimaligen Erhöhung des Hyporeferenzzinssatzes im letzten Jahr. Mit den jüngsten Zinssenkungen durch die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte dieser Trend allerdings schon bald drehen und die Inflation in den nächsten Monaten noch weiter zurückgehen.

Die Inflation in der Schweiz liege nun weit unter den Prognosen der Nationalbank, kommentierte Ökonom Arthur Jurus vom Geldhaus Oddo BHF. Die SNB erwartet für dieses Jahr eine Inflation in der Schweiz von 1,2 Prozent und von 0,6 Prozent für 2025.

Keine Inflation ohne Mieten
Werden die Wohnungsmieten herausgerechnet, lag die Jahresinflation im Oktober mit -0,1 Prozent sogar im negativen Bereich. Damit ist sie zum ersten Mal seit März 2021 unter die Nulllinie gerutscht. Das sei besorgniserregend, kommentierte Ökonom Karsten Junius von der Bank J. Safra Sarasin, der wie andere Wirtschaftsexperten nun mit weiteren Zinssenkungen durch die SNB rechnet.

«Die heutigen Daten machen deutlich, dass die SNB expansiver werden muss, indem sie die Leitzinsen um mindestens 25 Basispunkte im Dezember senkt und möglicherweise ihre Devisenmarktinterventionen reaktiviert, sobald die Gesamtinflation weiter sinkt», meinte Junius. Dies könnte der Fall sein, wenn die niedrigeren Strompreise im Januar in Kraft treten würden. Derzeit sind die Strompreise noch knapp 18 Prozent höher als im Vorjahr.

Junius prognostiziert Zinssenkungen um jeweils 0,25 Prozentpunkte bei den nächsten drei SNB-Sitzungen. Damit würde der Leitzins in der Schweiz bis auf 0,25 Prozent im nächsten Juni fallen. Allerdings sei der derzeitige Leitzins von 1,0 Prozent schon sehr niedrig und lasse nur wenig Spielraum für Lockerungen, wenn er im positiven Bereich bleiben solle, urteilte die Deutsche Bank.

Andere Ökonomen denken, dass die Nationalbank an ihrer nächsten Sitzung im Dezember den Zinssatz gar einen halben Prozentpunkt senkt. Damit würde die Gefahr einer vorübergehenden Deflation abgewehrt. (awp/mc/ps)

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