Neuenburg – Die Jahresteuerung in der Schweiz ist im Juli unverändert geblieben. Inlandgüter sind weiterhin deutlich teurer als vor einem Jahr, während Importgüter klar billiger sind. Weitere Zinssenkungen durch die SNB sind zu erwarten.
Konkret lag die Inflation im Berichtsmonat Juli wie bereits im Juni bei 1,3 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Freitag mitteilte. Das heisst: Schweizer Konsumgüter waren auch im Juli durchschnittlich um 1,3 Prozent teurer als im entsprechenden Vorjahresmonat. Während Inlandgüter 2,0 Prozent mehr kosteten, waren Importgüter 1,0 Prozent billiger als im Juli 2023.
Auch die sogenannte Kerninflation blieb im Juli konstant und lag mit 1,1 Prozent gar noch etwas tiefer als die Gesamtinflation. Hier werden die Preisveränderungen für die Segmente Nahrungsmittel und Energie, die sich oft sehr volatil zeigen, herausgerechnet. Notenbanken schauen bei der Bekämpfung der Teuerung denn auch mehr auf diesen Wert als auf die allgemeine Inflationszahl.
Unter den Hauptgruppen sind vor allem die Preise für «Wohnen und Energie» (+3,8%) weiterhin deutlich höher als vor einem Jahr, aber auch die Kategorien «Freizeit und Kultur» (+2,8%), «Restaurants und Hotels» (+1,9%) oder «Unterricht» (+1,8%) kosten mehr. Klar billiger als im Juli 2023 sind hingegen die Kategorien «Bekleidung und Schuhe» (-1,8%) und «Hausrat» (-1,5%).
Zum Vormonat tiefer
Im Vergleich zum Vormonat sind die Preise im Juli derweil leicht gefallen. Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK; CPI), aufgrund dessen die Jahresinflation berechnet wird, sank um 0,2 Prozent auf 107,5 Punkte. Der Rückgang ist laut BFS auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, unter anderem auf die gesunkenen Preise für Pauschalreisen ins Ausland und für den Luftverkehr.
Ebenfalls gesunken gegenüber Juni sind die Preise für Bekleidung und Schuhe, die im Rahmen des Ausverkaufs reduziert waren. Demgegenüber sind die Preise für die Parahotellerie und für Fruchtgemüse gestiegen, ebenso wie die Mieten von privaten Verkehrsmitteln.
Weitere Zinssenkungen
Die Inflationsentwicklung im Juli kommt insgesamt nicht überraschend und lag im Rahmen der Erwartungen von Ökonomen. Die Teuerung bewegt sie sich damit auch komfortabel im von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angestrebten Zielband von 0 bis 2 Prozent, wenn auch weiterhin im oberen Bereich. Im bisherigen Jahresverlauf war sie zwar zuerst von 1,7 Prozent Ende 2023 auf 1,0 Prozent im März gesunken, um dann in den Monaten danach wieder etwas anzusteigen.
Trotz dieses Anstiegs erwarten viele Marktteilnehmer bald weitere Zinssenkungen, obwohl die SNB die Leitzinsen bereits im Juni und im März zweimal gesenkt hat. Beim Blick auf die Inflationsentwicklung stelle sich jedenfalls die Frage, warum die SNB nicht im September die Zinsen erneut senken sollte, fragt man sich etwa bei der VP Bank. Es gebe kaum Argumente dagegen, gibt deren Chefökonom Thomas Gitzel gleich selbst die Antwort.
Vor allem auch der wieder stärker gewordene Franken ist ein Argument für weitere Zinssenkungen. So ist die hiesige Währung nach einer Schwächephase im ersten Semester 2024 zuletzt gegenüber dem Euro und dem Dollar wieder deutlich stärker geworden.
Von der Parität zum Euro etwa, wie sie im Mai etwa fast erreicht wurde, hat sich der EUR/CHF-Kurs mit zuletzt rund 0,94 jedenfalls wieder weit entfernt. Ein starker Franken macht bekanntlich Importe günstiger und dämpft entsprechend die Inflationsentwicklung.
Hinzu kommt auch die Tatsache, dass wohl auch die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) in nicht allzu ferner Zukunft die Zinsen senken werden. Würde die SNB dann nicht auch die Zinsen senken, würde das den Aufwärtsdruck auf den Franken wegen der gesunkenen Zinsdifferenz zusätzlich erhöhen. (AWP/mc/pg)