Schweizer Inflation bleibt vergleichsweise moderat

Inflation

(Adobe Stock)

Neuenburg – Die Jahresteuerung in der Schweiz hat sich im August stabil gezeigt. Zum Vormonat stiegen die Preise hingegen leicht an, wobei die höheren Mieten einen gewissen Einfluss hatten.

Die Jahresinflation verharrte im August 2023 bei 1,6 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Freitag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur AWP befragte Ökonomen hatten einen Wert zwischen 1,4 und 1,6 Prozent geschätzt.

In den ersten beiden Monaten 2023 war die Teuerung in der Schweiz noch wegen höherer Strom- und Flugpreise bis auf 3,4 Prozent angestiegen, seither ging es wieder kontinuierlich abwärts. Im Juni war sie dann erstmals seit Januar 2022 wieder unter die wichtige 2-Prozent-Marke gefallen.

Die Inlandgüter kosteten im August allerdings noch immer 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, die Importgüter hingegen 0,3 Prozent weniger. Die Kerninflation, die die volatilen Güter wie Nahrungsmittel, Energie und Treibstoffe ausschliesst, sank auf 1,5 von 1,7 Prozent.

Leichter Anstieg im Monatsvergleich
Im Vergleich zum Vormonat stieg derweil der Landesindex der Konsumentenpreise (CPI) um 0,2 Prozent auf 106,4 Punkte an. Laut BFS war der leichte Anstieg auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, unter anderem auf höhere Preise für Treibstoff und Heizöl, Wohnungsmieten oder die Gebühren für Wertschriftendepots. Gesunken sind hingegen die Preise für den Luftverkehr und für Pauschalreisen ins Ausland.

Quartalsweise fliessen zudem die Mietpreise in die Inflationsdaten mit ein. Im August stieg der Mietpreisindex im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 Prozent, im Vorjahresvergleich sogar um 1,5 Prozent.

Nach der Erhöhung des hypothekarischen Referenzzinssatzes im Juni würden Mietpreissteigerungen erwartet, so das BFS. In welchem Umfang und wie schnell diese Anpassungen sich auf den Mietpreisindex auswirkten, liesse sich allerdings erst in den Quartalen ab November beurteilen. In den Daten zum August seien diese Effekte noch nicht sichtbar. Derweil verharrte der am heutigen Freitag veröffentlichte Referenzzinssatz bei 1,50 Prozent.

Schweiz mit komfortablem Inflationsniveau
Ökonomen zeigen sich in ersten Einschätzungen zufrieden mit der Inflationsentwicklung. «Die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank EZB werden mit Neid auf die Schweiz blicken», heisst es von VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel. Derzeit habe die Schweiz kein Inflationsproblem mehr. «Vor allem der weitere Fall der Kerninflation ist erfreulich», so der Experte.

Auch sein Kollege Karsten Junius von J. Safra Sarasin beurteilt die Inflationsdaten als «sehr erfreulich». Er sieht einen sehr geringen Lohndruck und eine gute Verankerung der Inflationserwartungen.

Wie die Schweizer Nationalbank SNB auf diese Entwicklung reagieren könnte, wird derweil unterschiedlich eingeschätzt. Gitzel erwartet aufgrund der anhaltenden Inflationsrisiken durch die kommenden Mietpreissteigerungen eine Erhöhung der Leitzinsen im September um nochmals 25 Basispunkte auf dann 2,0 Prozent.

Ähnlich beurteilt dies auch der Chefökonom von Raiffeisen, Fredy Hasenmaile. Die Mietsteigerungen dürften zum künftigen Haupttreiber der Inflation werden. Derweil sollte die Lohnrunde im Herbst moderat ausfallen. Auch wenn die Inflation wohl die 2-Prozent-Schwelle nicht mehr nachhaltig überschreiten sollte, will die SNB wohl kein Risiko eingehen und dürfte in einem präventiven Schritt die Zinsen daher nochmals anheben.

Junius hingegen sieht den möglichen Preisdruck von transitorischen – also vorrübergehenden – Effekten kommend, auf die die SNB mit ihrer Geldpolitik bei anhaltend tiefer Kerninflation nicht reagieren müsse. (awp/mc/pg)

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