Inflation im Februar trotz höherer Mietpreise gesunken
Neuenburg – Die Teuerung in der Schweiz ist im Februar weiter gesunken und liegt nun auf dem tiefsten Wert seit Oktober 2021. Im Vergleich zum Vormonat Januar sind die Konsumentenpreise allerdings deutlich angestiegen.
Die Jahresinflation sank im Berichtsmonat Februar 2024 auf 1,2 von 1,3 Prozent im Januar, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte. Das heisst: Schweizer Konsumgüter waren im Februar 1,2 Prozent teurer als im entsprechenden Vorjahresmonat. Im Bereich der Inlandgüter lag die Inflation bei 1,9 Prozent, im Bereich der Auslandgüter bei -1,0 Prozent.
Der Gesamtwert lag etwas über den Analysten-Schätzungen: Diese hatten nämlich einen Rückgang der Teuerung auf bis zu 0,9 Prozent prognostiziert. Etwas unterschätzt wurde dabei vor allem der deutliche Anstieg der Preise im Vergleich zum Vormonat.
Mieten und Luftverkehr
So stieg der sogenannte Landesindex der Konsumentenpreise (CPI) im Februar gegenüber Januar um 0,6 Prozent auf 107,1 Punkte. Der Anstieg ist laut den BFS-Zahlen auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Die Wohnungsmieten etwa, die im Index mit knapp einem Fünftel ein relativ hohes Gewicht haben, stiegen gegenüber der letzten Erhebung um 0,8 Prozent. Die Preise im Luftverkehr stiegen gar um hohe 17,7 Prozent, haben im Index allerdings nur ein geringes Gewicht.
Ebenfalls geklettert sind die Preise der Parahotellerie (+17,4%) und für Pauschalreisen ins Ausland (+5,4%). Die Preise für Beeren (-15,2%) und Rindfleisch (-1,7%) sind laut den Angaben im vergangenen Monat gesunken, ebenso wie jene für Gesichtspflegeprodukte und Make-up (-4,3%).
Dass die Jahresinflation trotz der starken Preiserhöhungen im Monatsvergleich gesunken ist, hat vor allem mit dem Basiseffekt zu tun. So waren die Preise im Februar 2023 gegenüber dem Vormonat sogar um 0,7 Prozent gestiegen und damit stärker als diesen Februar.
Keine schnelle Zinssenkung wahrscheinlich
Mit dem jüngsten Rückgang stimmt auch der Trend in der Inflationsentwicklung weiterhin. Bereits im Januar war die Teuerung deutlich von 1,7 auf 1,3 Prozent gesunken. In der Spitze hatte die Inflation in der Schweiz im Sommer 2022 einen Wert von 3,5 Prozent erreicht, im Juni 2023 sank sie sie dann erstmals seit Anfang 2022 wieder unter die 2-Prozent-Marke.
Sie liegt damit auch wieder komfortabel im Bereich der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angepeilten Bandbreite von 0 bis 2 Prozent. Dass sich die hiesigen Währungshüter deshalb aber bereits bei ihrer nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung in gut zwei Wochen zu einer ersten Zinssenkung durchringen können, wird in Analystenkreisen eher nicht erwartet.
Die Inflationsgefahr sei trotz des jüngsten Rückgangs noch nicht gebannt, meint etwa Thomas Gitzel von der VP Bank. Zwar seien noch immer wichtige teuerungsdämpfende Basiseffekte bei Energie oder Lebensmittelpreisen am Werk, doch im Dienstleistungsbereich und insbesondere bei Mieten sei das Gegenteil der Fall. Gerade deshalb dürfte die SNB mit Zinssenkungen behutsam vorgehen, sagt er.
Erst nach Jordan-Rücktritt?
Auch Alessandro Bee von der UBS sieht das so: Die leicht höher als erwartet ausgefallene Inflation heute und die leicht besseren BIP-Zahlen vergangene Woche machten eine Zinssenkung der SNB im März nicht wahrscheinlicher. Eine solche sei zwar nicht auszuschliessen, aber das UBS-Basisszenario bleibe beim Juni für die erste Senkung.
Fredy Hasenmaile von Raiffeisen verweist in Bezug auf die Mieten zudem darauf, dass im CPI vorerst bloss die Auswirkungen der ersten Referenzzinssatzerhöhung enthalten seien. Die auf April wirksam werdenden Erhöhungen aus dem zweiten Anstieg im vergangenen Dezember flössen hingegen erst ab Mai in die Teuerung ein. Er geht entsprechend davon aus, dass sich die Teuerung im späteren Jahresverlauf wieder mehr im oberen Bereich des Zielbandes bewegen wird.
Analyst Gitzel bringt derweil gar noch den am vergangenen Freitag bekannt gewordenen Rücktritt von SNB-Präsident Thomas Jordan bei seinen Überlegungen mit ins Spiel. Jordan wolle wohl vor seinem Amtsende im September sämtliche Inflationsgefahren gebannt wissen. Einen geldpolitischen Lockerungskurs könnte er deshalb seinem Nachfolger überlassen, so die Meinung. (awp/mc/ps)