Inflation steigt wieder – Experten nicht alarmiert

Inflation steigt wieder – Experten nicht alarmiert
(Adobe Stock)

Neuenburg – Die Teuerung in der Schweiz ist im Dezember zwar relativ stark gestiegen. Experten erwarten nun aber keinen ungebremsten Anstieg.

Konkret stieg die Inflation im Berichtsmonat auf 1,7 Prozent von 1,4 Prozent im November, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte. Das heisst: Schweizer Konsumgüter waren im Dezember 1,7 Prozent teurer als im entsprechenden Vorjahresmonat.

Es handelt sich um den stärksten Anstieg seit längerem, nachdem der Trend zuletzt klar abwärts gezeigt hatte. So hatte sich die Teuerung seit dem Mehrjahreshoch von 3,5 Prozent im Sommer 2022 – abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen – Schritt für Schritt zurückgebildet.

Energie-Basiseffekt
Der aktuelle Anstieg der Jahresteuerung erklärt sich laut Ökonomen vor allem mit dem sogenannten Basiseffekt bei den Energiepreisen. Diese hätten infolge eines sehr starken Rückgangs im Vorjahresmonat wieder etwas stärker zur Inflation beigetragen, schreiben etwa die Experten von Raiffeisen.

Als weitere Gründe für den Anstieg der Inflation werden von Ökonomen die Preiserhöhungen im öffentlichen Verkehr, geringere Rabatte nach der Black-Friday-Periode sowie ein allgemeiner Preisauftrieb im Dienstleistungssektor genannt.

Im Januar über 2 Prozent?
Und wie etwa Swiss-Life-Ökonom Marc Brütsch meint, dürfte es im laufenden Monat Januar nochmals nach oben gehen. Er erwartet wegen der Strompreiserhöhungen, der gestiegenen Briefposttarife und der Mehrwertsteuererhöhung einen Anstieg der Inflationsrate auf 2,2 Prozent.

Dieser Anstieg sei jedoch temporärer Natur, betont er und schliesst sich damit der Mehrheitsmeinung seiner Zunft an. «Insgesamt lässt sich keine Trendumkehr bei der Preisdynamik herauslesen», sagt auch Alexander Koch von Raiffeisen. Abgesehen von der üblichen Volatilität und den angekündigten verzögerten administrierten Preiserhöhungen bleibe das Preisbild in der Schweiz «entspannt».

Er erwartet denn auch im Jahresdurchschnitt 2024 nur noch eine Inflation von 1,5 Prozent. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Inflation bei 2,1 Prozent, im Jahr 2022 bei sogar 2,8 Prozent.

Spielraum für die SNB
Das Gros der Prognostiker geht aktuell für 2024 ebenfalls von einer durchschnittlichen Teuerung von unter 2 Prozent aus, was in den Augen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) der Obergrenze für Preisstabilität entspricht.

Dazu zählt auch UBS-Ökonom Alessandro Bee. Er hält für das erste Semester des Jahres Inflationsraten auf dem aktuellen Niveau für wahrscheinlich. «In der zweiten Jahreshälfte dürfte die Inflation aber rückläufig sein», meint er.

Der Grund dafür ist allerdings kein erfreulicher: So werde wohl die schwache Auslastung der Schweizer Wirtschaft die Inflation drücken. Damit erhalte die SNB immerhin wieder Spielraum für Zinssenkungen, um die Konjunktur zu unterstützen. Konkret erwartet der UBS-Mann im Juni 2024 eine erste Zinssenkung, in der zweiten Jahreshälfte dann nochmals zwei. (awp/mc/pg)

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