Intergenerika: Medikamenten-Grundversorgung: Experten fordern Task-Force

Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Intergenerika-Roundtable: Sophie Dagens, Andreas Meiser, Lucas Schalch und Enea Martinelli (v.l.). (Foto: Intergenerika)

Bern – Vor dem Hintergrund einer sich verschärfenden Versorgungslage bei teilweise lebensnotwendigen Medikamenten lud Intergenerika, Verband der Generika- und Biosimilarshersteller der Schweiz, zu einem Experten-Roundtable ein, an dem die Diskussion von Lösungswegen im Fokus stand.

Die Pandemie hat die Versorgungslage bei essenziellen Medikamenten weiter verschärft, bestätigte Enea Martinelli in seinem Referat. „Es fehlt die Führung“, bringt der Spitalapotheker es auf den Punkt, der auf seiner Website drugshortages.ch die Lieferengpässe dokumentiert. „Der Bund sieht die Zuständigkeit bei der Gesundheitsversorgung bei den Kantonen und der Wirtschaft. Doch weder Kantone noch Industrie sehen ihrerseits Einflussmöglichkeiten innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen und spielen den Ball wieder dem Bund zurück.“ Konsequenz aus dieser fehlenden Führung sei die sich verschärfende Versorgungslage bei teilweise lebensnotwendigen Medikamenten. „Manche Medikamente verschwinden einfach vom Markt. Die Leidtragenden sind vor allem Patienten, die teilweise wochenlang auf Medikamente warten müssen, auf die sie eingestellt sind.“

Mehr Anreize, vereinfachtes regulatorisches Umfeld, mehr Planbarkeit
Einen Vergleich zu anderen Ländern Europas zog Sophie Dagens vom europäischen Generika-Dachverband Medicines for Europe. Während faktisch alle Länder unter der Abhängigkeit von Asien stünden, seien doch unterschiedliche Reaktionen auf die sich verschärfende Liefersituation zu beobachten. „Nur eine paneuropäische Zusammenarbeit kann die nachhaltige Medikamentenversorgung nachhaltig sicherstellen“. Dafür müssten ihrer Meinung nach drei zentrale Voraussetzungen geschaffen werden – mehr Anreize für Hersteller, ein vereinfachte regulatorische Vorgaben sowie ein berechenbares Geschäftsumfeld, das Planbarkeit zulässt.

Auch Andreas Meiser vom Beratungsunternehmen Mundicare, das im Rahmen einer Studie die Ursachen von Lieferproblemen analysiert hat, rief zur Zusammenarbeit auf: Pandemie habe die Zusammenarbeit der diversen Stellen und Politik, Behörden und der Wirtschaft gefördert. So wurden unter dem immensen Druck im Rekordtempo Impfstoffe entwickelt. Der Experte nannte eine Reihe von Massnahmen zur Lösung des Lieferproblems – von der Verkürzung der Lieferketten bis hin zur Aufstockung der Lagerbestände. Im Alleingang könne die Industrie keine der einzelnen Massnahmen alleine stemmen.

Appell zur Zusammenarbeit
Intergenerika Geschäftsführer Lucas Schalch schliesslich kritisierte die anhaltende Forderung seitens BAG und EDI nach einer weiteren Preissenkung von Generika und Biosimilars. „Dieser Preisdruck fördert die Lieferprobleme bei Medikamenten und gefährdet die Existenz von vor allem kleineren Schweizer Anbietern. „Es droht das Szenario einer Duo- bzw. Monopolisierung auf Anbieterseite“. Die Anhebung von Preisen alleine jedoch löse das Problem nicht. „Wir brauchen in der Schweiz die Zusammenarbeit im Rahmen einer übergreifenden Task Force, die sich der Versorgungsproblematik annimmt – und wir müssen langfristig attraktive und planbare Rahmenbedingungen für die Industrie schaffen“.

Fazit: Die Versorgungssicherheit bei Medikamenten ist eine Aufgabe von nationaler Tragweite. Entsprechend empfehlen die Experten unisono die Einrichtung einer nationale Task Force und betrachten eine Kooperation auf europäischer Ebene als unumgänglich. (Intergenerika/mc/ps)

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