Intergenerika: Prämienzahler sparten 2018 dank Generika 448 Mio Franken
Liestal – Generika werden in der Schweiz immer wieder wegen höherer Preise als im Ausland kritisiert. Mitverantwortlich dafür sind die jährlich durchgeführten, methodisch fragwürdigen Auslandspreisvergleiche, welche verschweigen, dass Generikapreise in der Schweiz ständig fallen und einen steigenden Sparbeitrag für die Prämienzahler leisten. Diesen nachhaltigen Trend bestätigt eine aktuelle Markt-Studie von bwa consulting aus Bern, wie der Branchenverband Intergenerika in einer Mitteilung schreibt.
„Wir freuen uns sehr, dass von unabhängiger Stelle bestätigt und dokumentiert wird: Generika in der Schweiz sind keine Kostentreiber, vielmehr fallen die Preise kontinuierlich seit Jahren. Mit 448 Millionen Franken alleine in 2018 konnten Generika einen wesentlichen Sparbeitrag leisten, von dem die Prämienzahler in der Schweiz profitieren. Die Studie zeigt zudem auf, dass durch eine stärkere Nutzung von Generika brachliegende Sparpotenziale in Höhe von 196 Millionen Franken ausgeschöpft werden könnten“, fasst Intergenerika Geschäftsführer Dr. Axel Müller die zentralen Erkenntnisse der Studie zusammen.
Generika sind bis zu 70 Prozent kostengünstigere Therapiealternativen
Die Studie würdigt die Effizienzbeiträge von Generika: Während Ausgaben für Medikamente insgesamt zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung in den letzten Jahren gestiegen sind, schaffen Generika als bis zu 70 Prozent kostengünstigere Therapiealternativen zu bewährten Wirkstoffen, deren Patentschutz abgelaufen ist, eine willkommene Entlastung. Dabei entspricht der Wirkstoff dem des Originalpräparates und muss die gleichen Produkteigenschaften aufweisen. In Bezug auf Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit gelten dieselben hohen Anforderungen wie für das Originalpräparat. Generika dürfen in der Schweiz nur in Verkehr gebracht werden, wenn sie von der Arzneimittelbehörde, der swissmedic, die Zulassung erhalten haben.
Dynamisches Marktwachstum bei kassenzulässigen Generika
Wie die Studie ferner darlegt, sind im Jahr 2018 in der Schweiz für 1’050 Millionen Franken kassenzulässige Generika (Publikumspreise) verkauft worden, 3.5 Pro-zent mehr als ein Jahr zuvor. Im gleichen Zeitraum ist der Verbrauch auf 1’475 Millionen Tagestherapiedosierungen angestiegen, was einer Zunahme von 6.2 Prozent entspricht. Somit hat sich der Markt für kassenzulässige Generika zum wiederholten Mal dynamischer entwickelt als der Erstattungsmarkt insgesamt. Das Wachstum der Generika wird weitgehend durch den Ablauf der Wirkstoffpatente bestimmt. Mittlerweile sind in der Schweiz für 285 Wirkstoffe oder fixe Wirkstoffkombinationen Generika verfügbar.
Vergleichbarkeit der Länder nicht gegeben
Die Studie hebt auch die Verschiedenartigkeit der europäischen Märkte hervor, zwischen denen immer wieder Vergleiche gezogen werden – mit irreführenden Schlussfolgerungen. Mit Marktanteilen von 20 Prozent nach Wert und 35 Prozent nach Volumen liegt die Generikaquote in der Schweiz etwa auf dem Niveau von Belgien, Frankreich oder Österreich, kommt aber nicht an jene anderer europäischer Länder heran. Hier gilt es allerdings zu beachten, dass sich Lohn- und Lebenshaltungskosten, Gesundheitssysteme, Zulassungsverfahren, Marktgrösse und Patientenpräferenzen stark unterscheiden. In der Schweiz geniessen Wahlfreiheit zwischen unterschiedlichen Arzneiformen, Therapienutzen und Servicequalität einen besonders hohen Stellenwert.
Dynamisch wachsender Sparbeitrag, unausgeschöpfte Potenziale
In den vergangenen Jahren haben die Prämienzahler besonders durch den Patentablauf umsatzstarker Wirkstoffe profitiert. Die direkten Einsparungen aus der generischen Substitution sind im letzten Jahr auf 448 Millionen Franken angewachsen. Der Grossteil der Einsparungen konzentriert sich auf grossvolumige, kostenintensive Wirkstoffe. Noch bedeutend höher hätten die Effizienzgewinne ausfallen können, wenn konsequent Generika anstelle der teureren Originalmedikamente verschrieben worden wären. So hätten bis zu 196 Millionen Franken weitere Einsparungen erzielt können, kommt die Studie zum Schluss.
Biosimilars mit dynamisch wachsenden Einsparpotenzialen
Auch wenn der Markt für Biosimilars in der Schweiz noch in den Kinderschuhen steckt, sagt die Studie ihnen eine grosse Zukunft voraus: In den nächsten vier Jahren werden für zahlreiche weitere biologischen Medikamente die Wirkstoffpatente auslaufen. Betroffen davon ist ein Umsatzvolumen von rund 290 Millionen Franken zu Herstellerabgabepreisen, ohne die Berücksichtigung des Spitalmarkts. Ein besonders grosses Einsparpotenzial wird den Biosimilars beigemessen, wie jenen von Etanercept (ab Juli 2018) und Adalimumab zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen und der Psoriasis, den monoklonalen Antikörpern Rituximab (ab September 2018) und Trastuzumab oder des hämatopoetischen Wachstumsfaktors Pegfilgrastim im Bereich der Onkologie.
Durchschnittliche Therapiekosten für Generika tiefer als vor 10 Jahren
Für das Jahr 2018 betragen die Therapiekosten für Generika im Mittel 71 Rappen je Tagesdosis zu Publikumspreisen und liegen somit tiefer als vor zehn Jahren. Dieser Trend schlägt sich auch im Preisindex für kassenzulässige Generika nieder. Zum Basisjahr 2003 sind die Preise in der Schweiz um insgesamt 39.1 Prozent gesunken.
Zweifel an geplantem Referenzpreissystem
Schliesslich bestätigt die Studie, dass im Rahmen des aktuellen Systems grosse Sparleistungen möglich sind. Nach einer zweijährigen Pause hat das Bundesamt für Gesundheit die periodische Überprüfung der Aufnahmebedingungen in die Spezialitätenliste im Jahr 2017 wiederaufgenommen. Zusammen mit den übrigen Massnahmen, wie etwa der Vergrösserung des Preisabstands zwischen Original und Generikum, oder der verschärften Bedingungen des differenzierten Selbstbehalts, haben diese zu weiteren substanziellen Einsparungen bei patentfreien Medikamenten geführt. Allein für die Generika sind im letzten Jahr zusätzlich 36.5 Millionen Franken angefallen.
Der Bundesrat hat in den letzten Jahren verschiedene Reformvorhaben zur Steuerung der Medikamentenausgaben vorangetrieben. Weitere sind geplant, wie etwa die Einführung eines Referenzpreissystems bei Generika, bei dem die Krankenkassen nur noch einen festgesetzten Preis erstatten und die Patienten allfällige Preisdifferenzen aus der eigenen Tasche bezahlen müssen. Jedenfalls hat die von SECO und BAG in Auftrag gegebene Regulierungsfolgeabschätzung zu einem Referenzpreissystem ergeben, dass die möglichen Einsparungen wesentlich kleiner ausfallen als bisher angenommen. Zudem müsse, warnt die Studie, mit erheblichen Auswirkungen auf die Versorgungsqualität und von schwer einzuschätzenden Risiken für die Sicherheit der Patienten und Patientinnen ausgegangen werden. (Intergenerika/mc)
Intergenerika ist die Vereinigung der führenden Generikafirmen in der Schweiz, die ihrerseits über 90% des Generika-Volumens in der Schweiz repräsentieren. Intergenerika fördert die Akzeptanz von Generika durch Aufklärung von Medizinalpersonen, Fachverbänden, Krankenkassen und Patienten und fördert deren Verbreitung als qualitativ mindestens gleichwertige, jedoch preiswertere Arzneimittel. Im Weiteren plant und koordiniert der Verband die Kontakte zu Medien, Behörden und Vereinigungen im Bereiche von Medizinalpersonen und des Gesundheitswesens. Mit allen Massnahmen verfolgt Intergenerika das Ziel einer angemessenen Vertretung von Generika im schweizerischen Arzneimittelmarkt bzw. im schweizerischen Gesundheitswesen.