IWF rechnet 2024 mit moderat festerem BIP-Wachstum in der Schweiz
Bern – Die Schweizer Wirtschaft dürfte laut dem Internationalen Währungsfonds IWF im Jahr 2024 wieder anziehen. Zugleich vergab der IWF im jährlich durchgeführten Länderexamen der Schweiz gute Noten zur Geld- und Haushaltspolitik. Wichtige Fragestellungen gilt es aber noch zur Regulierung der Megabank UBS zu lösen.
Für 2024 rechnet der IWF mit einem Wachstum des Schweizer Bruttoninlandprodukts (BIP) um 1,3 Prozent, wie die Leiterin der IWF-Delegation Pelin Berkmen am Donnerstag vor den Medien erklärte. Um den Effekt von Sportanlässen wie olympische Spiele und Fussball-Grossevents bereinigt steht die BIP-Prognose bei 1,0 Prozent.
Damit geht der IWF wie auch andere Institute davon aus, dass die Schweizer Wirtschaft zulegen wird. Im vergangenen Jahr hatten noch eine schwache Auslandsnachfrage und die Leitzinserhöhungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) das BIP-Wachstum auf 0,8 Prozent gedrückt.
Die allmähliche Erholung der Auslandsnachfrage, eine niedrigere Inflation und die Lockerung der Geldpolitik würden das Wirtschaftswachstum stützen, hiess es. Zudem bleibe der Arbeitsmarkt robust, auch wenn die Arbeitslosenquote vom historischen Tiefstand von 2 Prozent leicht auf 2,3 Prozent im 2024 ansteigen werde.
Für das Jahr 2025 erwartet der IWF ein BIP-Wachstum für die Schweiz von 1,4 Prozent. Sportanlassbereinigt sei sogar mit einem Plus von 1,7 Prozent zu rechnen.
SNB-Zinssenkung richtig
Applaus gibt es vom IWF für die SNB. Da die Inflation klar in den Bereich der Preisstabilität zwischen 0 und 2 Prozent zurückgekommen sei, habe die SNB ihren Leitzins im März richtigerweise gesenkt. Im laufenden Jahr dürfte sich die Inflation laut dem IWF mit 1,5 Prozent weiterhin in diesem Rahmen bewegen.
Es gelte preistreibende Faktoren im Auge zu behalten, hob Berkmen den mahnend hervor. So dürften die Mieten aufgrund des erhöhten Referenzsatzes ansteigen und auch vonseiten der Strompreise gebe es Inflationsdruck. Zugleich müsse die SNB die sich bietenden Spielräume nutzen, um ihre grosse Bilanz zu verkleinern.
Die Haushaltspolitik der Schweiz sei indes mit der Schuldenbremse gut verankert, hielt die IWF-Expertin fest. Der steigende Ausgabendruck erfordere aber Massnahmen zur Behebung struktureller Defizite. Dabei verwies Berkmen unter anderem auf die finanzielle Absicherung der Altersvorsorge.
Lehren aus der CS-Krise ziehen
Zum Thema der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS hielt der IWF fest, dass dieser Schritt die Stabilität des Finanzsektors gestärkt habe. Nun gehe es darum, die Lehren aus dieser Krisensituation zu ziehen und die Regulierung insbesondere mit Blick auf die Grösse und Komplexität der UBS zu stärken.
Empfehlungen dazu, wie die Schweiz die Risiken der Megabank UBS unter Kontrolle halten soll, gab Berkmen nicht ab. Zunächst seien die Analysen der SNB und der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) sowie der im April erwartete Bericht des Bundesrates zur Überprüfung des Too-Big-To-Fail-Regelwerks abzuwarten. Danach werde der IWF die Sachlage neu beurteilen.
Berkmen verwies aber auf die bereits 2019 vom IWF formulierten Empfehlungen zur Bankenregulierung, wonach die Finma mit deutlich grösseren Ressourcen ausgestattet werden müsste, um bei Problemen möglichst früh und effektiv eingreifen zu können. Die Basis für die Aufsicht seien risiko-fokussierte und vorausschauende Ansätze und die Finma brauche Instrumente wie Sanktionsmassnahmen oder Bussen, um Vergehen angemessen ahnden zu können. (awp/mc/ps)