Junge und Frauen sagten laut Nachbefragung Nein zur Rentenreform
Bern – Die Reform der Altersvorsorge 2020 ist laut einer Nachbefragung am Widerstand der jüngeren Stimmbürger und der Frauen gescheitert. Zudem gab es wie schon so oft einen Stadt-Land-Graben.
84% der SVP-Wähler und 61% der FDP-Wähler legten ein Nein in die Urne, wie die am Dienstag veröffentlichte Tamedia-Nachbefragung zeigt.
Bei der CVP-Basis folgten zwei von fünf Wählern ihrer Partei nicht und stimmten Nein. Bei SP und Grünen lehnten gut 25% der Wähler die Rentenreform ab. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Vorlage über die Zusatzfinanzierung der AHV.
Frauen und Junge lehnten die Reform ab
Nicht gelungen ist es den Befürwortern der Rentenreform, die Frauen zu überzeugen. Nur 42% stimmten der Reformvorlage zu. Würden nur Männer abstimmen, hätten dagegen beide Vorlagen das Volksmehr geschafft, die Reform der Altersvorsorge mit 51% Ja jedoch nur knapp.
Die Differenz bei den Geschlechtern müsse als Opposition der Frauen gegen die Erhöhung des Frauen-Rentenalters interpretiert werden, schreiben die Autoren der Nachbefragung.
Auch bei den jüngeren Stimmbürgern fielen die Vorlagen durch: Nur 43% der 18- bis 34-Jährigen stimmten der Reform und der Mehrwertsteuervorlage zu. Deutlich stärker war die Unterstützung bei den über 50-Jährigen und bei den Rentnern. Letztere nahmen die Rentenreform mit 53% Ja an.
Wieder einmal Stadt-Land-Graben
Die Umfrage zeigt zudem einen klaren Stadt-Land-Graben. Städter nahmen die Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Reform der Altersvorsorge an (55% bzw. 53% Ja). Auf dem Land lag der Ja-Stimmenanteil markant tiefer (47% bzw. 43% Ja).
Gut kam die Reform der Altersvorsorge bei Personen mit einem Uni-Abschluss an: 63% der Akademiker sagten Ja. Stimmbürger, die eine Lehre oder ein Handelsdiplom als höchsten Abschluss haben, waren skeptischer: 60% stimmten Nein.
Die Reform der Altersvorsorge war am Sonntag überraschend deutlich gescheitert. 52,7% der Stimmberechtigten sagten Nein zur Gesetzesvorlage. Die Verfassungsänderung, die für die Erhöhung der Mehrwertsteuer nötig war, scheiterte knapp mit 50,1%. Auch das Ständemehr kam nicht zustande.
An der Nachbefragung am Abstimmungwochenende haben 10’050 Personen teilgenommen. Ihre Antworten wurden von den Politologen Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen nach demografischen, geografischen und politischen Variablen gewichtet. Als maximalen Stichprobenfehler geben sie 1,7 Prozentpunkte an. (awp/mc/ps)