Jungfraubahn erzielt 2016 weniger Gewinn – Dividende erhöht
Interlaken – Die Jungfraubahn-Gruppe hat im vergangenen Jahr für einmal keine neuen Rekordmarken gesetzt. Rückläufige Besucherzahlen auf dem Jungfraujoch sowie Einbussen im Wintergeschäft sorgten dafür, dass die Höchstmarken aus dem Geschäftsjahr 2015 verfehlt wurden. Die hohen Besucherfrequenzen im ersten Quartal und die Buchungen für die Sommersaison stimmen das Management fürs laufende Jahr aber zuversichtlich.
Der Betriebsertrag der Gruppe ging 2016 um knapp 4% auf 169 Mio CHF zurück. Mit einem Minus von 15% auf 31 Mio CHF gab der Gewinn gar noch deutlicher nach. Die EBIT-Marge lag mit 21,5% aber noch klar oberhalb der langfristigen Zielgrösse von «mehr als 15%».
Insgesamt zeigte sich CEO Urs Kessler am Mittwoch vor den Medien mit dem Resultat zufrieden. «In einem von Frankenstärke und Terrorsorgen geprägten Tourismusumfeld haben wir das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt.»
Weiterhin schwieriges Wintergeschäft
Bei der wichtigsten Attraktion, dem «Jungfraujoch-Top of Europe» fielen die Besucherzahlen 2016 mit einem Minus von 9% wieder unter die Millionengrenze, beim Nettoumsatz resultierte ein Minus von knapp 6% auf 111 Mio CHF. «Wir sind mit einem hellblauen Auge davongekommen», resümierte Kessler. So seien die Rückgänge der Besucherzahlen aus China teilweise mit anderen asiatischen Märkten kompensiert worden.
Weiterhin Sorgen bereitet dem CEO dagegen die Entwicklung im Wintergeschäft. Dort ging der Umsatz um 10% auf 24 Mio CHF zurück. Der Anteil des Wintersports am Gesamtgeschäft war mit weniger als 15% so tief wie noch nie. Positiv entwickelte sich dagegen das Geschäftsfeld «Erlebnisberge», wo der Nettoumsatz um 18% auf 18,4 Mio CHF zunahm.
Besucherzahlen bislang über Vorjahr
Der Auftakt ins laufende Jahr ist der Gruppe geglückt. Bis Mitte April lagen die Besucherzahlen auf dem Jungfraujoch um gut 25% über dem Vorjahr. «Auch mit Blick auf die Buchungen für die Sommersaison liegen wir auf einem mit 2015 vergleichbaren Niveau», so Kessler. Insbesondere aus China sei wieder eine Belebung der Nachfrage auszumachen.
Weiteres Wachstum soll der Ausbau der eigenen Angebote in den Bereichen «Shopping» und «Gastronomie» beisteuern. Hier sollen die bisher verpachteten Betriebe unter einem Markendach vereint werden. «Von den Restaurationsbetrieben erwarten wir bis 2019 einen zusätzlichen Umsatzbeitrag von 15 Mio CHF», so Finanzchef Christoph Seiler.
Höhere Investitionen für V-Bahn-Projekt
Mit Blick nach vorne liegt der Fokus weiterhin auf der Realisierung des Grossprojekts «V-Bahn». Bis Ende 2016 wurden bereits mehr als 100 Mio CHF in das Projekt investiert. Die erwarteten Gesamtkosten der Gruppe werden neu auf 300 Mio CHF veranschlagt, wobei die Steigerung um 20% auf zusätzliche Ausgaben für die Betriebssicherheit und Behindertengerechtigkeit zurückzuführen sei, so Seiler.
Verschiedene Einsprachen gegen das Projekt sind weiterhin hängig. «Wenn wir bis im Mai 2017 keine Einigung erreichen, bleibt uns nur noch der Rechtsweg», sagte Kessler dazu. Er sei aber zuversichtlich, die offenen Angelegenheiten noch im Dialog lösen zu können. «Bei optimalem Verfahrensablauf» soll die Männlichenbahn bis Winter 2018 fertig sein und der «Eiger-Express» im Dezember 2019 eröffnet werden. Im Falle einer rechtlichen Auseinandersetzung droht dem Grossprojekt laut Kessler eine Verzögerung von zwei bis drei Jahren.
Höhere Dividende – Aktie wenig bewegt
Der Generalversammlung wird für 2016 die Ausschüttung einer um 5% erhöhten Dividende von 2,10 CHF vorgeschlagen. «Unsere Dividendenpolitik ist langfristig orientiert», kommentierte VR-Präsident Thomas Bieger. Die Ausschüttungsquote von knapp 40% liege mit Blick auf die anstehenden Investitionen weiterhin in der unteren Hälfte des Zielbands.
Die Aktien der Jungfraubahnen reagierten in einem leicht fester tendierenden Gesamtmarkt SPI unauffällig auf die Neuigkeiten und schlossen den Handel am Mittwoch mit einem Minus von 0,4% ab.(awp/mc/upd/ps)