Urs Kessler, CEO Jungfruabahnen.
Interlaken – Die Jungfraubahn will dem Berner Oberländer Ferienort Grindelwald eine 80-Millionen-Investitionsspritze setzen. Sie plant eine neue, Y-förmige Sesselbahn zum Berg Männlichen und zur Kleinen Scheidegg sowie unten im Tal eine neue Bahnstation. Mit der neuen Bahnstation soll das Skigebiet vom Unterland her besser erschlossen werden.
Als Grund für die Investitionspläne gab der Direktor der Jungfraubahn Holding, Urs Kessler, am Dienstag in Interlaken vor den Medien an, Grindelwald weise Symptome einer kranken Destination auf. Die Anzahl Logiernächte stagniere, und wegen ungenügender Auslastung sei es den Hotels nicht möglich zu investieren. Dem gelte es entgegenzuwirken. Ein weiterer Grund sind die Resultate einer Analyse des Skigebiets durch externe Fachleute. Sie hat ergeben, dass es zu lange dauert, bis die Skifahrerinnen und Skifahrer im Skigebiet sind und sich dort verteilen. Deshalb soll bei Grindelwald-Grund eine neue Haltestelle der Berner Oberland-Bahnen (BOB) entstehen. Diese Bahn gehört zur Jungfraubahn-Gruppe. Zudem erhöht sich mit der neuen Sesselbahn die Förderkapazität vom Tal auf den Berg.
Markant schneller von Bern auf die Piste
Mit der neuen BOB-Haltestelle und der neuen Sesselbahn werde sich die Reisezeit von Bern auf die Skipiste auf unter zwei Stunden verringern und damit das Skigebiet im Wettbewerb mit anderen Destinationen in eine hohe Liga kommen, sagte Kessler. Der dritte Grund für die Pläne liegt bei der im Winter 2015/16 auslaufenden Konzession der bestehenden Gondelbahn Grindelwald-Männlichen (GGM). Diese Bahn gehört nicht zur Jungfraubahn-Gruppe. Dass die Jungfraubahn trotzdem ihren Ersatz plant, geht einerseits darauf zurück, dass sie mit 28 Prozent des Aktienkapitals grösste Teilhaberin der GGM AG ist. Anderseits ist sie Mitbesitzerin des Parkplatzes am Fuss der Bahn und ihr Skigebiet grenzt an jenes am Männlichen.
Neues 500-Betten-Resort
Die GGM ist laut den Jungfraubahn-Verantwortlichen bereit, nun die weitere Planung in einer Arbeitsgruppe weiterzutreiben. Dass nicht auch GGM-Vertreter vor die Medien traten, liegt laut Jungfraubahn-Geschäftsleitungsmitglied Christoph Schläppi daran, dass die Jungfraubahn börsenkotiert ist und früh über das Projekt informieren musste. Im Winter 2015/16 soll die neue Sesselbahn den Betrieb aufnehmen. Die Jungfraubahn möchte nicht nur mit der neuen Sesselbahn Grindelwald attraktiver machen. Sie strebt auch an, dass bei der Talstation der geplanten Bahn ein neues 500-Betten-Resort entsteht. Dafür habe ein national bekanntes Bauunternehmen Interesse angemeldet, sagte Kessler, ohne den Namen zu nennen. Das Unternehmen soll als Investor auftreten. Kessler kündigte weitere Informationen dazu im Verlauf dieses Jahres an. (awp/mc/ps)