Urs Kessler, CEO Jungfraubahnen.
Zürich – Seit 100 Jahren fahren die Jungfraubahnen jeden Tag hunderte von Touristen auf das Jungfraujoch. Damit die Bahn auch in Zukunft zu den grössten Attraktionen der Schweiz gehört, planen die Betreiber millionenschwere Investitionen. Am 21. Februar 1912 war es so weit: Die Mineure, mehrheitlich aus Norditalien, schafften den Tunnel-Durchstich und sahen den Himmel über dem Jungfraujoch. «Ein Triumph moderner Ingenieurskunst», titelte am Tag darauf die NZZ.
Nur wenige Monate später, am 1. August, fuhr der erste Zug mit Ehrengästen auf den Berg. Ganze 16 Jahre wurde an der spektakulären Zahnradbahn gebaut – neun Jahre länger, als der Zürcher Eisenbahnpionier Adolf Guyer-Zeller geplant hatte. Auch bei den Kosten hatte sich der Textilunternehmer verschätzt: Die Bahn kostete mit 16 Mio CHF genau doppelt so viel wie angenommen. Die Investition lohnte sich aber bald, denn ein günstiges Vergnügen war die Fahrt durch den 9,3 Kilometer langen Tunnel nie.
671’000 Passagiere im Jahr 23010 transportiert
Bereits in den ersten Betriebsjahren kostete eine Fahrt hin und zurück ab Grindelwald 53,40 CHF, was etwa zehn Tageslöhnen eines Handwerkers entsprach. Mittlerweile sind es 166 CHF. Für viele Touristen, vor allem aus Asien, nach wie vor kein Problem, wie die Fahrgastzahlen zeigen. Im letzten Jahr transportierte die Bahn 671’000 Passagiere, pro Tag sind dies durchschnittlich über 1’800. Um auch in Zukunft als Top-Destination wahrgenommen zu werden, haben die Jungfraubahnen nun mehrere Ausbauprojekte in Angriff genommen. Das erste, eine neue, in rot gehaltene Ankunftshalle auf dem Joch, soll pünktlich zum Jubiläum im Februar eröffnet werden.
Erlebnis-Rundgang
Am 1. April folgt schliesslich die Inbetriebnahme eines Erlebnis-Rundganges für jene Gäste, die sich für den Berg nur eine Stunde Zeit nehmen wollen. Auf dem Weg erleben die Touristen den Bau der Jungfraubahnen und die Entwicklung des Schweizer Fremdenverkehrs – untermalt mit Alphornklängen. Allein für die Inszenierung der Themen gibt das Unternehmen 8 Mio CHF aus. Bergsteigen müssen die Touristen dabei nicht. Sie werden mit Rolltreppen durch den Stollen transportiert. Für die asiatischen Gäste müsse es so bequem wie möglich sein, sagte Jungfraubahnen-Chef Urs Kessler am Freitag vor den Medien.
Weiterer Bahnabschnitt mit Fahrt durch Gletscher geplant
Weitere Ausbaupläne hegt das Unternehmen am Ost-Grat auf 3’700 Meter Höhe, wo die Richtstrahlanlage der Swisscom steht. Dort plane man ein «sehr exklusives Angebot», zu dem man höchstens 600 Personen pro Tag zulassen wolle, wie Kessler weiter sagte. Vorgesehen ist bis 2016 ein weiterer Bahnabschnitt – mit einer Fahrt durch den Gletscher. Was die Gäste am Ostgrat schliesslich erwartet, will das Unternehmen noch nicht preisgeben. Laut Kessler ist es aber eine Weltattraktion, vergleichbar mit der Mona Lisa. Bekannt gegeben wurde erst der Fahrpreis: zusätzliche 50 CHF. (awp/mc/ps)