Frauenfeld – Der Thurgau, das Tessin, der Thurgau und die Waadt verstärken angesichts der bevorstehenden Feiertage den Kampf gegen das Coronavirus. So soll eine dritte Welle verhindert werden. Andernorts wiederum wird gelockert, oder am Status Quo festgehalten.
Der Thurgauer Regierungsrat hat aufgrund der weiterhin hohen Covid-19-Fälle und Hospitalisationen die Corona-Massnahmen verschärft: Unter anderem wird die Sperrstunde vorverlegt und es gilt neu eine Pflicht zu Homeoffice. Die neuen Regeln gelten vorläufig bis am 23. Dezember.
Im Kanton Thurgau steigt die Zahl der Neuinfektionen. Der 7-Tage-Schnitt erhöhte sich gegenüber zur Vorwoche um neun Prozent. Seit vergangenen Freitag wurden 398 neue Coronafälle gezählt. Die Vizepräsidentin des Regierungsrats, Monika Knill (SVP), stellte an der Medienorientierung am Montagnachmittag fest, die Belastung des Gesundheitswesens sei bereits zu hoch. Es brauche nun «einen Ruck».
Die Leute seien sich der Ernsthaftigkeit des Virus nicht mehr gleich bewusst wie noch im Oktober, sagte Gesundheitsdirektor Urs Martin (SVP). Die Fallzahlen zeigten in eine beunruhigende Richtung. Man sei in der Nähe des Anschlags angelangt, erklärte Marc Kohler, CEO der Spital Thurgau AG. An Weihnachten müssen man in den Spitälern mit der gleichen Vollauslastung rechnen wie heute.
Frühere Sperrstunde
Der Thurgauer Regierungsrat hat nun sechs Massnahmen beschlossen, um die negative Entwicklung zu stoppen. Sie treten am Mittwoch ab Mitternacht in Kraft und gelten vorläufig bis am 23. Dezember. Danach wird die Situation neu beurteilt. Mindestens bis dann wird aber die Sperrstunde in Restaurations-, Bar- und Clubbetrieben, aber auch für Takeaways, auf 22 Uhr bis 6 Uhr festgelegt.
An Veranstaltungen dürfen nur noch zehn statt wie bisher 50 Personen teilnehmen. Ausnahmen gibt es für kirchliche Veranstaltungen wie Gottesdienste oder Trauerfeiern, aber auch für politische Versammlungen.
Pflicht zu Homeoffice
Weiter werden sportliche und kulturelle Aktivitäten im nicht-professionellen Bereich auf zehn Personen beschränkt. Für Gesangsgruppen und ausserhalb des Familienkreises wird die Durchführung von Auftritten und Proben untersagt. Für Treffen im Familien-und Freundeskreis gilt neben der Beschränkung auf zehn Personen auch die Regel, dass nur Personen aus maximal zwei verschiedenen Haushalten daran teilnehmen dürfen.
Auch für Menschenansammlungen im öffentlichen Raum gilt neu die Grenze von zehn Personen. Weiter müssen im Kanton die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber dafür sorgen, dass die Angestellten ihre Arbeit so weit als möglich von zu Hause aus erfüllen können.
Im Kanton Thurgau liegt der sogenannte R-Wert aktuell bei 1,08. Das bedeutet, dass eine infizierte Person im Schnitt 1,08 Personen ansteckt. Dies habe einen exponentiellen Anstieg der Fallzahlen zur Folge, hiess es. Mit den Massnahmen will der Regierungsrat den R-Wert unter 1 bringen.
Tessin: Restaurationsbetriebe müssen früher schliessen
Im Tessin müssen ab Mittwoch alle Bars bereits um 19 Uhr, alle anderen Restaurationsbetriebe um 22 Uhr schliessen. Damit sollen die Kontakte in der Vorweihnachtszeit reduziert werden, wie der Tessiner Regierungspräsident Norman Gobbi am Montagnachmittag vor den Medien erklärte.
Lockerungen in der Westschweiz
Auf der anderen Seite werden in der Westschweiz die Massnahmen gelockert. Im Kanton Genf werden die Restaurants und Bars ab kommenden Donnerstag wieder öffnen können. Die Zahl der Personen pro Tisch wird auf vier begrenzt sein, und die Lokale müssen um 23 Uhr schliessen. Der Genfer Staatsrat lockert auch die Massnahmen zur Einschränkung privater Treffen. Zwischen dem 23. Dezember und dem 3. Januar können zehn statt fünf Personen zusammenkommen, darunter auch Kinder.
Auch die anderen Westschweizer Kantone werden ab Donnerstag ihre Restaurants wieder öffnen – mit Ausnahme des Wallis.
Waadt mit höheren Kapazitäten für Contact Tracing
Der Kanton Waadt erhöht aber die Kapazitäten für das Contact-Tracing. Die Behörden haben seit dem 27. November wieder die Kapazität für eine erweiterte Kontaktnachverfolgung, die nicht nur auf die engsten Kontakte beschränkt ist. Sie fokussieren auch auf Freunde, Berufskontakte und Sport-Kameradinnen und- Kameraden. Zudem soll sich die Bevölkerung bereits bei geringsten Massnahmen testen lassen.
Am Status Quo hält etwa der Kanton Aargau fest, der vorerst keine zusätzlichen Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergreift. Die sozialen Kontakte sollen gemäss Kanton aber weiter reduziert werden, damit das Gesundheitswesen nicht über seine Kapazitätsgrenzen kommt.
BAG registriert 9’809 neue Coronavirus-Fälle innerhalb von 72 Stunden
In der Schweiz und in Liechtenstein wurden 9809 neue Coronavirus-Ansteckungen innerhalb von 72 Stunden registriert. Dies geht aus den heute Montag veröffentlichten Angaben auf der Webseite des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hervor. Die Positivitätsrate betrug 16,3 Prozent. Zudem wurden 327 neue Spitaleinweisungen und 176 neue Todesfälle gemeldet.
Hospitalisierte im Frühling älter als in Zeitspanne Mai bis Oktober
Von März bis Mai waren die Personen, die wegen des Coronavirus hospitalisiert werden mussten, älter als jene, die zwischen Mai und Oktober Spitalpflege brauchten. Das Median-Alter war in der ersten Periode 69 Jahre, in der zweiten 63 Jahre.
Das zeigt eine Statistik, die das Bundesamt für Gesundheit am Montag veröffentlichte. Der Medianwert ist nicht der Durchschnittswert. Beim Medianwert gibt es gleich viele Personen, die jünger als das genannte und gleich viele Personen, die älter als das genannte Alter sind.
Die Statistik gibt auch Auskunft über die Aufenthaltsdauer. Der Medianwert der gesamten Zeitdauer von März bis Oktober beträgt neun Tage. Der kürzestes Aufenthalt war ein Tag, der längste 181 Tage. Auf den Intensivstationen betrug der Median-Wert des Aufenthalts 12 Tage.
4/5 mit Vorerkrankungen
79 Prozent der Patienten hatten eine oder mehrere Vorerkrankungen, am häufigsten Bluthochdruck (47,5 Prozent). Am zweithäufigsten waren chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen (30,5 Prozent), gefolgt von Diabetes (21,6 Prozent), chronischen Atemwegserkrankungen (16,8 Prozent) und chronischen Nierenerkrankungen (16,2 Prozent).
Die Zahlen basieren auf der Analyse von 4112 zwischen März und Oktober registrierten Hospitalisierungen. Diese wurden vom System «Covid-19 Hospital Based Surveillance» (CH-SUR) zusammengetragen, in dem 20 Schweizer Spitäler auf freiwilliger Basis den Verlauf von Covid-19-Hospitalisierungen dokumentieren. Bislang wurden 14’300 Personen wegen Covid-19 im Spital behandelt. (awp/mc/pg)