FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter will Bundesrätin werden
Wil SG – Die St. Galler FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter will Bundesrätin werden. In ihrem Heimatort Wil hat sie am Dienstagnachmittag ihren Entscheid bekanntgegeben und den Weg dazu erklärt.
Fünf lange Minuten sass Karin Keller-Sutter im Wiler Stadtsaal vor einem guten Dutzend Kameras. Sie sagte kein Wort und wartete exakt bis 15 Uhr, bis sie die Medien informierte und die Spekulationen über ihre Ambitionen beendete.
Sie werde sich der Partei für die Nachfolge von Johann Schneider-Ammann «gerne zur Verfügung stellen», erklärte die St. Galler Ständerätin. In der letzten Woche habe sie sich darüber mit ihrem Umfeld ausgetauscht und die Situation analysiert.
Vor nicht allzu langer Zeit hätte sie sich diesen Entscheid nicht vorstellen können, räumte sie ein. Zum Umschwung trug einiges bei: In den vergangenen sieben Jahren im Ständerat habe sie viel dazugelernt. Sie arbeitete in Kommissionen mit und habe geholfen, Brücken zu bauen und Kompromisse zu finden. «Ich habe nun den Rücken und den Kopf frei für das Amt», sagte sie.
Über Parteigrenzen getragen
Sie habe auch das Gefühl erhalten, im Ständerat über die Parteigrenzen hinaus getragen zu werden. «Auch das gab mir den Mut, erneut anzutreten», sagte die Ständeratspräsidentin. Sie sei in ihrem Leben mit Tiefpunkten und Niederlagen konfrontiert gewesen. Damit spielte sie unter anderem auf die verlorenen Bundesratswahl von 2010 an.
2010 war Karin Keller-Sutter noch als St. Galler Regierungsrätin im zweitletzten Wahlgang um einige wenige Stimmen an Johann Schneider-Ammann (FDP) und Jean-François Rime (SVP) gescheitert, die danach den Sitz unter sich ausmachten. «Ich werde alles tun, um dieses Mal gewählt zu werden», sagte Karin Keller-Sutter. «Aber es kommt, wie es kommen muss.»
Ostschweizer Vertretung gefordert
Aus der Ostschweiz wird seit längerem eine Vertretung im Bundesrat gefordert. Dies reiche aber nicht als einzige Qualifikation, betonte Keller-Sutter. Ihre Erfahrungen in der Bundespolitik, in der Privatwirtschaft, im internationalen Umfeld und im Verbandswesen seien eine gute Basis für dieses Amt. Zu Fragen des FDP-Tickets oder der Frauenvertretung im Bundesrat wollte sie sich nicht äussern.
Die FDP sieht nun folgendes Prozedere vor: Bis am 24. Oktober müssen die Kantonalparteien die Kandidaturen melden. Nominiert wird dann am 16. November durch die Fraktion. Am 5. Dezember finden schliesslich die Ersatzwahlen in den Bundesrat statt.
Andere mögliche Kandidaten für den frei werdenden FDP-Bundesratssitz haben sich bereits selbst aus dem Rennen genommen: Ständerat Andrea Caroni aus Appenzell Ausserrhoden verzichtet aus familiären Gründen und Carmen Walker Späh will lieber Zürcher Regierungsrätin bleiben. (awp/mc/ps)