Kathrin Amacker-Amann, Leiterin Unternehmenskommunikation und Mitglied der Konzernleitung von Swisscom.
Interview von Swiss Leadership Forum
Frau Amacker, Managerwechsel scheinen in Krisenzeiten an der Tagesordnung zu sein: wie geht die Unternehmenskommunikation damit um?
Kathrin Amacker-Amann: Insgesamt ist die Situation in der Schweiz doch recht stabil. Hier ist die amerikanische Hire und Fire Mentalität nicht stark ausgeprägt – zum Glück. Auch und gerade in Krisenzeiten sind Vertrauen und Kontinuität wichtig, insbesondere gegenüber den eigenen Mitarbeitenden. Das heisst natürlich nicht, dass partout keine Managerwechsel stattfinden sollen. Wichtig ist dabei, sachlich und transparent zu kommunizieren, gleichzeitig aber respektvoll und fair zu bleiben.
«Gut führen heisst hinstehen, nahbar sein, geerdet bleiben und Rückgrat zeigen.» Kathrin Amacker-Amann, Swisscom
Was macht gute Kommunikation in schwierigen Zeiten aus?
Es gilt, sich die Attribute schnell, offen und authentisch besonders zu Herzen zu nehmen. Die Kommunikation hat sich in den letzten Jahren stark verändert. So ist man als Unternehmen vor allem in schwierigen Zeiten dazu gezwungen, rasch und sehr transparent zu kommunizieren. Macht man dies nicht, ergibt sich rasch ein Glaubwürdigkeitsproblem, da sich Informationen übers Internet und Social Media schnell verbreiten und nicht mehr zurückhalten lassen. So ist es heute matchentscheidend, sich so zu verhalten und einen vorwärtsgerichteten Kommunikationsstil zu wählen. Dazu braucht es auch eine Prise Mut.
Ist Kommunikation wie gutes Management auch Vertrauenssache?
Es ist nicht auch, sondern in erster Linie Vertrauenssache. Damit andere Menschen das glauben, was sie von ihnen lesen, sehen und hören, braucht es ein Fundament. Vertrauen schafft dieses Fundament. Das tönt einfach, ist es aber nicht. Vertrauen kann man sich nicht kaufen, man muss es sich verdienen. Und das geschieht nur, wenn man konsequent und langfristig ein verlässlicher Partner und Begleiter ist.
Hat sich der Kommunikationsstil verändert aufgrund der Wirtschaftslage?
Die aktuellen Verwerfungen im weltweiten Wirtschaftsgefüge haben vor allem eines gezeigt: Unsere Ökonomie ist ein fragiles System, das durch falsches Benehmen weltweit aus den Angeln gehoben werden kann. Das löst Verunsicherung aus und führt zu defensiven Reaktionen. Der Kommunikationsstil drückt diese allgemeine Befindlichkeit natürlich aus.
Was war Ihre bisher grösste Herausforderung in den letzten 16 Monaten?
Kurz nach der Übernahme meiner neuen Funktion bei Swisscom gab es einen schweizweiten Ausfall des mobilen Internets. Es war für mich persönlich ein Sprung ins kalte Wasser und für die Organisation ein Erkenntnisgewinn, wie stark die neuen sozialen Medien bisherige Kommunikationskonzepte alt aussehen lassen. Wir haben diese Krise als Chance genutzt und die Organisation und Abläufe grundlegend angepasst. Geschwindigkeit und Transparenz sind hier die Schlüsselworte.
Was heisst für Sie Leaderment (Leadership + Management)?
Das klingt für mich etwas abgehoben. Ich mag es lieber konkret und auf deutsch: Gut führen heisst hinstehen, nahbar sein, geerdet bleiben und Rückgrat zeigen. Das gibt Sicherheit und Orientierung.
Wer hat Sie in Sachen Führung und Management nachweislich beeinflusst?
Ganz viele Menschen, die mir bisher in Beruf, Politik, Sport und NGOs begegnet sind. Verantwortung zu übernehmen hat sehr viele Facetten. Hier achtsam zu sein und für sich etwas mitzunehmen – im Guten wie im Schlechten – war mir immer wichtig. Auf diesem Lernpfad bin ich nach wie vor.
Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Umsichtig.
Sie waren auch in der Politik tätig: ist dort der Führungsstil ein anderer?
Nicht grundsätzlich. Ein besonderer Aspekt in der Politik ist aber die Tatsache, dass auf fast allen Ebenen viel ehrenamtliche Arbeit geleistet wird. Der Umgang damit ist speziell. Wertschätzung gewinnt da eine noch höhere Bedeutung als dies im wirtschaftlichen Kontext bereits der Fall ist.
Was wünschen Sie sich von jungen, zukünftigen Managern?
Dass sie die Wirtschaft als Teil der Gesellschaft wahrnehmen und entsprechend handeln. Wichtig sind ganzheitliches Denken und die Fähigkeit zu reflektieren. Und: Man muss ganz einfach Menschen mögen. Denn wer gut führen will, muss Menschen gern haben.
Die Gesprächspartnerin:
Kathrin Amacker-Amann Leiterin Unternehmenskommunikation und Mitglied der Konzernleitung von Swisscom. Sie ist promovierte Pharmazeutin (Dr. Phil. II) und übte vor ihrer Funktion bei Swisscom leitende Tätigkeiten in der Produktion, der Entwicklung und im Personalwesen bei Ciba-Geigy und Novartis aus. Als Präsidentin der Arbeitnehmerorganisation von Novartis war sie an Veränderungsprozessen durch Firmenfusion, Globalisierung und Kulturtransformation beteiligt. Sie wurde 2007 als Vertreterin der CVP für den Kanton Baselland in den Nationalrat gewählt. Dieses Mandat gab sie 2010 zugunsten ihrer neuen Funktion bei Swisscom auf. Als Leiterin der Unternehmenskommunikation und Mitglied der Konzernleitung ist Kathrin Amacker bei Swisscom in einem äusserst dynamischen Geschäftsumfeld für den Dialog mit externen Anspruchsgruppen wie Politik und Medien sowie die interne Kommunikation für über 16’000 Mitarbeitende verantwortlich. Weiter leitet sie den Swisscom Markenauftritt, die Sponsoringaktivitäten des Konzerns und den Bereich Corporate Responsibility, der die unternehmerische Verantwortung gegenüber Umwelt, Gesellschaft und der Schweiz zusammenfasst.
Das Unternehmen:
Mit rund 5,9 Millionen Mobilfunkkunden und 1,6 Millionen Breitband-Anschlüssen ist Swisscom das führende Telekom-Unternehmen in der Schweiz. 19’829 Mitarbeitende (Vollzeitstellen) erarbeiteten im ersten Halbjahr 2011 einen Umsatz von CHF 5,7 Milliarden. 837 junge Leute absolvieren bei Swisscom ihre Lehre als Informatiker, Telematiker, Mediamatiker, Detailhandelsangestellter und KV. Swisscom ist schweizweit präsent mit allen Dienstleistungen und Produkten für die mobile, die netzgebundene und die IP-basierte Sprach- und Datenkommunikation. Massive Investitionen in die Netzinfrastruktur stellen sicher, dass dies auch in Zukunft so bleibt. Mit Swisscom TV wird die Entwicklung in Richtung Multimedia-Unternehmen auch für Kundinnen und Kunden immer mehr erlebbar. Mit dem italienischen Provider Fastweb ist Swisscom in einem der attraktivsten Breitbandmärkte Europas präsent. Zusätzlich aktiv ist Swisscom im IT-Infrastruktur-Outsourcing und im Management von Kommunikationsinfrastrukturen.