Baar – Glencore wird sich vorläufig nicht vom Geschäft mit thermischer und Stahlkohle trennen. Derweil rutschte der Rohstoff-Konzern im ersten Halbjahr 2024 wegen Sondereffekten und tieferen Rohstoffpreisen in die Verlustzone.
Die Würfel sind gefallen: Das Kohle-Geschäft soll bei Glencore bleiben. Eine deutliche Mehrheit der Aktionäre habe eine klare Präferenz dafür gezeigt, den Geschäftsbereich zu behalten, teilte Glencore am Mittwoch mit. Und der Verwaltungsrat sei «unter Berücksichtigung der Chancen und Risiken» zum selben Fazit gekommen.
Mehrheit der Aktionäre und VR für Festhalten an Kohle
Hintergrund ist, dass Glencore kürzlich für 6,9 Milliarden US-Dollar eine Mehrheit am Kohlegeschäft der kanadischen Teck-Gruppe (Elk Valley Resources, EVR) übernahm und sich in diesem Zusammenhang Gedanken machte, das Kohlegeschäft vom Bereich Metals & Mining zu trennen und abzustossen.
Das soll nun aber nicht geschehen. Die Abspaltung des Geschäfts mit Kohle – sie wird für die Energiegewinnung (thermische Kohle) und für die Herstellung von Stahl benötigt – bleibe aber eine Option, sollten sich die Umstände ändern, hiess es.
«Das Kohlegeschäfts zu behalten ist derzeit der sicherste Weg, um für die Aktionäre damit Wert zu generieren», sagte CEO Gary Nagle an einer Telefonkonferenz zu diesem Entscheid. In Bezug auf die EVR-Gruppe sieht er zudem «gutes Synergiepotential».
Und mit Blick auf Investoren, welche gegenüber der Kohleproduktion kritisch eingestellt sind, meinte Nagle: «Für die Umwelt ist es am Schluss positiver, wenn die Herstellung von Kohle in den Händen eines verantwortungsvollen Unternehmens bleibt.»
Reinverlust wegen Einmaleffekten
Gleichzeitig mit den Kohleenscheid gab Glencore auch seine Halbjahreszahlen bekannt. Der Umsatz stieg um 9 Prozent auf 117,1 Milliarden US-Dollar. Der operative Gewinn (adjustierter EBITDA) ging indessen wegen der gesunkenen Preise insbesondere von thermischer Kohle um rund einen Drittel auf 6,3 Milliarden Dollar zurück. Glencore spricht hier von einer Normalisierung in den Energiemärkten nach den hohen Volatilitäten in den Jahren 2022 und 2023.
Unter dem Strich verblieb ein Verlust von 233 Millionen US-Dollar, dies nach einem Gewinn von 4,6 Milliarden in der Vorjahresperiode. Nebst dem tieferen operativen Ergebnis wurde der Gewinn von negativen Einmaleffekten in der Höhe von 1,7 Milliarden belastet, wovon allein 1 Milliarde auf eine Wertberichtigung fällt.
Finanzchef Steve Kalmin bestätigte dennoch die Prognose vom April für den Marketing-EBIT im Gesamtjahr. «Wir sind auf gutem Weg für einen Marketing-EBIT 2024 zwischen 3,0 und 3,5 Milliarden US-Dollar.» Im ersten Halbjahr lag dieser mit 1,5 Milliarden um 16 Prozent unter dem Vorjahr. (awp/mc/pg)