Bern – Gesundheitsminister Alain Berset hat nach Beratungen mit den kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -Direktoren am Montag erneut die Bedeutung der Auffrischimpfungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie hervorgehoben. Kinderimpfungen soll es spätestens ab Anfang Januar geben.
Die in den letzten Wochen ergriffenen Massnahmen hätten noch nicht die gewünschte Wirkung entfaltet, erklärte Berset. Sie reichten wohl nicht aus – das zeige auch der Vergleich zum Ausland. Laut den neusten Zahlen des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) sind 66,43 Prozent der Schweizer Bevölkerung vollständig geimpft. 47,28 Prozent der Personen über 65 Jahre haben eine Auffrischimpfung erhalten.
Impfungen von Kindern spätestens im Januar
Kinder zwischen 5 und 12 Jahren werden laut Berset spätestens ab Anfang Januar gegen das Coronavirus geimpft. In der Schweiz gibt es 600’000 Kinder dieser Alterskategorie. Der Impfstoff sei speziell für Kinder entwickelt worden, sagte der Gesundheitsminister.
Kantone sehen Handlungsbedarf
Auch der Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), Lukas Engelberger, betonte am Montag, die Kantone sähen Handlungsbedarf. Zu konkreten Massnahmen äusserte er sich nicht, diese seien Gegenstand der noch laufenden Konsultation zu den Vorschlägen des Bundesrats vom letzten Freitag.
Die Zahl der Ansteckungen lag in den vergangenen drei Tagen laut den Meldungen ans BAG in der Schweiz und in Liechtenstein mit 23’511 leicht unter dem Stand vor einer Woche. Gleichzeitig registrierte das BAG aber 46 neue Todesfälle und 273 Spitaleinweisungen. Sowohl Todesfälle als auch Spitaleinweisungen nahmen damit innert Wochenfrist erneut zu.
Die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, lag vor rund zehn Tagen bei 1,11. Die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern beträgt zurzeit 82,2 Prozent. 34,7 Prozent der verfügbaren Betten werden von Covid-19-Patienten besetzt.
Bund unterstützt Medikamentenentwicklung
Der Bund hat mit vier in der Schweiz ansässigen Unternehmen Verträge zur Entwicklung von Covid-19-Medikamenten abgeschlossen. Der Gesamtbetrag beläuft sich auf rund 27 Millionen Franken. Die neuen Arzneimittel sollen bis Ende 2022 erhältlich sein. Das Förderprogramm soll die Entwicklung von potenziell wichtigen Medikamenten zur Bekämpfung von Covid-19 unterstützen.
Im Gegenzug für diese Investitionen erhält der Bund Gegenleistungen, wie etwa ein Vorkaufsrecht. Die Verträge wurden mit den Unternehmen GeNeuro, Kinarus, Memo Therapeutics und Noorik Biopharmaceuticals abgeschlossen.
Eine Umfrage und eine Studie weisen auf gravierende Auswirkungen der Pandemie auf Familien hin. Die Lage der Kinder und Jugendlichen und deren Familien habe sich im Vergleich zur Situation vor der Corona-Pandemie eher verschlechtert. Am meisten Handlungsbedarf besteht laut der Einschätzung von Fachpersonen vom Juni 2021 in den Bereichen psychische Leiden und Störungen. Dies gaben Vertreter der Sozialdirektorinnen und Sozialdirektoren (SODK) bekannt.
Negative Auswirkungen auf psychische Gesundheit
Da im Bereich der psychischen Gesundheit schon seit langem ein Angebotsmangel herrsche, der durch die Pandemie noch verstärkt worden sei, würden in solchen Situationen derzeit die anderen Leistungserbringer einspringen wie Sozialarbeitende, Beiständinnen und Beistände. An der Umfrage teilgenommen hatten die Verantwortlichen in den Kantonen sowie über 130 Leistungserbringer der Kinder- und Jugendhilfe aus 20 Kantonen. Zudem haben sich zehn nationale Organisationen an der Umfrage beteiligt.
Eine Studie, die im Fachmagazin «PNAS» erschienen ist, stellt fest, dass eine Covid-Erkrankung in der Familie sich negativ auf das prosoziale Verhalten insbesondere von Jugendlichen aus schlechter gestellten Haushalten niederschlägt. Ihr Vertrauen sowie ihre Bereitschaft, anderen Personen zu helfen und mit ihnen zu kooperieren, sinkt. (awp/mc/pg)