Keine Rezession: BAKBASEL revidiert BIP-Prognose
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Basel – Die Ökonomen von BAKBASEL haben die Prognose für das Schweizer Bruttoinlandsprodukt gegenüber der letzten Einschätzung von Ende Januar nach oben revidiert. Für das Jahr 2015 rechnet BAKBASEL nunmehr mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von 1 Prozent (bisher -0.2), 2016 liegt der Zuwachs mit rund 1.8 Prozent (bisher +0.9%) bereits wieder im Bereich des Potenzialwachstums.
Entscheidend für die günstigere Prognose ist neben der bereits wieder erfolgten Abwertung des Franken die Stärke des Dollars gekoppelt mit einer leichten Erholungstendenz des Euros im zweiten Halbjahr. Dies führt dazu, dass der Aufwertungsschock im Jahresmittel 2015 nur rund ein Drittel so stark ausfallen dürfte, wie dies noch bei den ersten Einschätzungen nach Aufhebung des Mindestkurses im Januar unterstellt wurde. Die durchaus vorhandenen positiven Konjunkturfaktoren können sich damit stärker entfalten als bisher angenommen. In diesem Zusammenhang sind vor allem die zunehmend gefestigter erscheinende Konjunktur der europäischen Handelspartner sowie die überraschend schwungvolle und breit abgestützte Entwicklung der Schweizer Wirtschaft vor Freigabe des Franken Euro Kurses zu nennen.
Rahmenbedingungen bleiben schwierig
Der wieder etwas erfreulichere Konjunkturausblick dürfe aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die Rahmenbedingungen für die Schweizer Wirtschaft nach Aufhebung der Mindestgrenze schwierig bleiben, schreibt BAKBASEL in einer Medienmitteilung. Eine erneute kräftige Aufwertungsbewegung des Frankens könne nicht vollständig ausgeschlossen werden. Nach den Erfahrungen der letzten Wochen bräuchte es hierfür aber einen erneuten und erheblichen negativen Schock. Dies ist beispielsweise denkbar, wenn sich die Verhandlungen zwischen Griechenland und der EU nach dem erfolgten Kompromiss doch noch scheitern sollten oder es gar zu einem Austritt Griechenlands aus der Eurozone kommt.
Annahme einer Franken-Abwertung auf 1,10 im laufenden Jahr
BAKBASEL rechnet in der als am wahrscheinlichsten eingeschätzten Basisprognose damit, dass der Schweizer Franken während der zweiten Jahreshälfte 2015 langsam in Richtung 1.10 CHF/Euro abwertet. Für den Jahresdurchschnitt 2015 ergibt sich damit eine Franken Euro Relation von 1.09 CHF/Euro (bisherige Annahme: 1.01 CHF/Euro). Für 2016 wird ein Austauschverhältnis von 1.13 CHF/Euro unterstellt. Auch der US-Dollar wird mit Relationen von 1.02 CHF/USD im Jahresdurchschnitt 2015 und von 1.12 CHF/USD im Jahresdurchschnitt 2016 deutlich stärker angenommen als bisher (2015: 0.86 CHF/USD, 2016: 0.92 CHF/USD).
Keine Rezession
Damit fällt der Wechselkursschock für die Schweizer Wirtschaft erheblich geringer aus, als dies bei einer ersten Einschätzung nach Aufhebung des Mindestkurses durch die SNB für 2015 erwartet worden war: Der handelsgewichtete Aussenwert erhöht sich 2015 gegenüber 2014 noch um +6.3% anstatt um +17.9% gemäss letzter Prognose. Zwar werden auch die gegenüber den bisherigen Annahmen deutlich moderateren Wechselkursrelationen kräftige Bremsspuren in der Schweizer Gesamtwirtschaft hinterlassen, dies jedoch im Sinne einer deutlichen Wachstumsverlangsamung und nicht einer Rezession.
Indizien auf Erholung in der Eurozone verdichten sich
Dies wird durch das internationale Umfeld unterstützt, für welches in der Basisprognose von einem zwar immer noch angespannten, aber sich doch nachhaltig erholenden globalen Umfeld ausgegangen wird. Gerade innerhalb der Eurozone haben sich die Indizien für eine Erholung weiter verdichtet, während sich der bereits seit einiger Zeit sichtbare positive Trend in den USA bestätigt. Die damit verbundene Nachfrage nach Gütern der Schweizer Exportindustrie hilft zusätzlich bei der Abfederung des Aufwertungsschocks. Insbesondere für die Exporte und Unternehmensinvestitionen gibt sich der Ausblick besser als bisher, wobei bei Letzteren das Erholungspotential durch die weiterhin hohen Unsicherheiten limitiert wird.
Privatkonsum als stärkste Stütze
Die stärkste Konjunkturstütze bleibt damit vorerst der private Konsum. Zwar ist auch innerhalb der günstigeren Wechselkursannahmen mit einem gegenüber 2014 ver-stärkten Einkaufstourismus, leicht steigender Arbeitslosigkeit und gedämpfter Kon-sumentenstimmung zu rechnen, aber diese hemmenden Faktoren werden auf mode-rateren Bahnen verlaufen als bisher angenommen.
Die Bauwirtschaft, eine bisherige Konjunkturstütze, wird hingegen im Prognosezeitraum deutlich an Dynamik verlieren. Stärker als die Franken Aufwertung wiegen hier-bei jedoch die Zweitwohnungsinitiative, verschärften Finanzierungsbedingungen und die bereits seit geraumer Zeit feststellbare Abwärtstendenz bei vorlaufenden Indikatoren wie Baubewilligungen.
Economiesuisse geht von BIP-Wachstum von 0,6 % aus
Der Wirtschaftsverband Economiesuisse hat derweil seine bisherigen Konjunkturprognosen nach der Aufgabe der Euro-Wechselkursuntergrenze durch die Schweizerische Nationalbank für das laufende Jahr gesenkt. Neu wird noch ein Anstieg des realen Bruttoinlandprodukts (BIP) im Jahr 2015 von 0,6% erwartet; im Dezember des Vorjahres wurde noch von einem BIP-Zuwachs von 1,6% ausgegangen. Erstmals geschätzt wird das BIP für das Jahr 2016, wobei die Wachstumsrate auf 1,2% veranschlagt wird, wie der Verband am Dienstag mitteilt.
Der Entscheid der SNB vom 15. Januar hinterlasse deutliche Bremsspuren, heisst es in der Mitteilung. Die Unternehmen seien gezwungen, durch einen Mix von Massnahmen ihre Kosten zu senken, vor allem durch Produktivitätssteigerungen und Innovation. Auch Economiesuisse hält fest, dass die wachsende Weltwirtschaft den Wechselkursschock dämpfe. (mc/pg)