Zürich – Der Maschinenbauer Klingelnberg blickt auf ein ereignisreiches erstes Semester 2021/22 (per Ende September) zurück. Geprägt war die Periode insbesondere vom Unwetterunglück in Deutschland, welches am Standort im Hückeswagen grosse Schäden angerichtet und das Unternehmen zu einer Gewinnwarnung veranlasst hatte.
Die Überflutung im mit 750 Mitarbeitern wichtigsten Werk hat ein Loch in die Kasse gerissen. Das Unternehmen spricht in einer Mitteilung vom Mittwoch vom wohl schwersten ersten Halbjahr der Firmengeschichte. Die Katastrophe vom Juli habe sämtliche zuvor erreichten Erfolge zunichte gemacht.
Der operative Verlust (EBIT) lag in der Berichtsperiode bei 40,0 Millionen Euro. Klingelnberg rechnet wegen der Schäden auch im Gesamtjahr mit einem Fehlbetrag beim EBIT im Bereich von 30 bis 40 Millionen Euro. Die Angaben vom vergangenen August werden damit bestätigt.
Bis zum Eintritt der Überflutungskatastrophe sei man auf gutem Weg gewesen, den angestrebten Gewinn im hohen einstelligen Millionenbereich zu erreichen oder gar zu übertreffen, heisst es heute. Die Gesamtschäden im Werk lagen aber bei rund 55 bis 65 Millionen Euro, auch damit wurden die ersten Schätzungen vom August bekräftigt. Der Nettoverlust belief sich auf 42,9 Millionen Euro.
Verluste dürften verkraftet werden
Das Unternehmen geht davon aus, dass der finanzielle Schaden im laufenden Jahr bilanzmässig verkraftet werden kann. Zur Stärkung der Liquidität habe die Credit Suisse aber eine Überbrückungsfinanzierung von 20 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die zur Hälfte von der Familie Klingelnberg verbürgt sei.
Der Umsatz ging in den ersten sechs Monaten um 6,6 Prozent auf 55,1 Millionen Euro zurück, während der Auftragseingang um knapp einen Drittel auf 114,9 Millionen anzog. Der Auftragsbestand liegt mit 217,5 Millionen Euro beinahe doppelt so hoch wie noch vor einem Jahr.
Der Ausblick ist einigermassen zuversichtlich. Angesichts des sehr hohen Auftragsbestandes und des anhaltend hohen Auftragseingangs gehe man von einer positiven Geschäftsentwicklung aus. Unter dem Strich sei indes auch wegen des Themas Lieferengpässe nicht mit einer signifikanten Verbesserung zu rechnen. Aufgrund des guten Auftragsbestandes soll aber ein Teil der Verluste im nächsten Jahr wieder aufgeholt werden.
Klingelnberg zeigt sich «mehr als zuversichtlich», im Geschäftsjahr 2022/23 wieder in die Gewinnzone zurückzukehren. (awp/mc/pg)