Kluft zwischen Binnen- und Aussenwirtschaft verkleinert sich

Konjunktur

(SP-PIC - Fotolia.com)

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Zürich – Die Schweizer Wirtschaft dürfte 2014 ähnlich solide wachsen wie im Vorjahr. Die Ökonomen der Credit Suisse gehen davon aus, dass die Impulse in 2014 im Gegensatz zum Vorjahr vermehrt aus der Exportwirtschaft kommen, während die Binnenkonjunktur marginal an Dynamik einbüssen dürfte, wie aus dem Branchenhandbuch 2014 der CS hervorgeht.

Exportorientierte Industriebranchen wie die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) profitieren demnach von einer fortschreitenden konjunkturellen Erholung in den Hauptexportmärkten Europa und USA sowie einer weiteren graduellen realen Abwertung des Schweizer Frankens. Diese Faktoren wirken sich auch positiv auf die auslandsorientierte Hotellerie aus. Das Baugewerbe entwickelt sich 2014 weiterhin robust, wovon baunahe Branchen wie das Immobilienwesen sowie die Architekten und Ingenieure profitieren. Mittelfristig attestieren die Ökonomen der Credit Suisse insbesondere den gesundheitsnahen Branchen, wie der Pharmaindustrie und dem Gesundheitswesen, ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial. Auch für die Informatik, das Immobilienwesen und die Beratungsbranche sind die mittelfristigen Aussichten günstig.

In einem herausfordernden globalen Umfeld erreichte die Schweizer Wirtschaft 2013 annähernd ihr geschätztes mittelfristiges Wachstumspotenzial von 2%. Hauptwachstumstreiber war erneut die Binnenkonjunktur. Die tiefen Zinsen und die Zuwanderung regten die Konsum- und Immobiliennachfrage an, was insbesondere die Baukonjunktur stützte. Ebenfalls positiv entwickelte sich das Gesundheits-, Sozial- und Unterrichtswesen. Unternehmensbezogene Dienstleister wie die IT- und die Beratungsbranche profitierten vom Kosten- und Regulierungsdruck in den Abnehmerbranchen. Moderate Wachstumsimpulse lieferte die Exportwirtschaft, die von der fortschreitenden Konjunkturerholung in den Hauptabsatzmärkten Europa und USA profitierte. Die in den Vorjahren auseinanderklaffende Schere in Bezug auf das Exportwachstum zwischen den Industriebranchen begann sich 2013 langsam zu schliessen. Während die MEM-Branche ihre Talfahrt beendete, verlangsamte sich das starke Wachstum in der Pharma- und Uhrenindustrie.

Investitionen und Exporte gewinnen 2014 an Fahrt
Mit einem prognostizierten BIP-Wachstum von rund 2% sollte sich die Schweizer Wirtschaft in diesem Jahr ähnlich solide entwickeln wie 2013. Die Wachstumstreiber werden sich indes leicht verschieben. Die Binnenwirtschaft dürfte nur wenig an Dynamik einbüssen, während sich das Wachstum der Ausrüstungsinvestitionen und der Exporte beschleunigen wird. Die Exportwirtschaft profitiert von positiven globalen Entwicklungen, insbesondere von der Wachstumserholung in der Eurozone. Die durch die Eurokrise verursachte Unsicherheit sollte weiter abnehmen, was die Investitionsneigung der Unternehmen verstärkt. Hinzu kommt, dass der Franken auf realer Basis graduell weiter abwertet.

MEM-Branche und Hotellerie profitieren
Hauptnutzniesser dieser Entwicklungen dürften die bisher hinterherhinkenden Industriezweige wie die MEM-Branche sowie die auslandsorientierte Hotellerie sein. In der Uhrenindustrie zeigen die bedeutenden Exportmärkte Hongkong und China Anzeichen einer Stabilisierung. Deshalb rechnen die Ökonomen der Credit Suisse für 2014 mit einem leicht dynamischeren Wachstum der Uhrenexporte im Vergleich zum Vorjahr. Die Pharmaindustrie wird ein wichtiger Exportmotor für die Schweizer Wirtschaft bleiben. Der international vorherrschende Preisdruck dürfte allerdings das Umsatzwachstum der Branche in diesem Jahr etwas hemmen.

Binnendynamik bleibt 2014 robust
2014 wird sich die Zuwanderung auf einem ähnlich hohen Niveau bewegen wie im Vorjahr, und die Zinsen dürften nur moderat steigen. Das Konsumwachstum dürfte zwar etwas tiefer als im Vorjahr ausfallen, insgesamt wird sich die Binnenkonjunktur im laufenden Jahr aber weiterhin robust entwickeln. Davon profitiert insbesondere das Baugewerbe. Baunahe Branchen wie das Immobilienwesen, die Architekten und Ingenieure sowie die Metall-, Holz- und Kunststoffindustrie werden davon ebenfalls begünstigt. Dem Detailhandel verhilft die Einwanderung zu einem robusten Sockelwachstum. Zudem dürfte der Einkaufstourismus nicht mehr weiter zunehmen.

Die wenig konjunkturanfälligen Branchen Gesundheits-, Sozial- und Unterrichtswesen dürften 2014 moderat zulegen. Der zunehmende Spardruck seitens der öffentlichen Hand bremst allerdings den langfristigen Wachstumstrend etwas. Dem Beratungssektor kommen erneut Spar- und Rationalisierungsmassnahmen bei Firmenkunden zugute. Die IT-Branche wird durch anziehende Investitionen begünstigt.

Pharmaindustrie und Gesundheitswesen mit den besten mittelfristigen Aussichten
Die einzelnen Branchen unterliegen nicht nur konjunkturellen Schwankungen, sondern sie werden auch von strukturellen Faktoren beeinflusst, die in der mittleren und langen Frist wirken. In diesem Zusammenhang nehmen die Ökonomen der Credit Suisse jährlich eine mittelfristige Chancen-Risiken-Bewertung der wichtigsten Schweizer Branchen vor. Gemäss den diesjährigen Ergebnissen weisen die Pharmaindustrie, das Gesundheitswesen, die Informatik, das Immobilienwesen sowie die Beratungsbranche mittelfristig die günstigsten Perspektiven auf. Zu den branchenübergreifenden Entwicklungen, welche diese Wirtschaftszweige positiv beeinflussen, gehören die demografische Entwicklung, die Mobilität, der Trend zum Outsourcing sowie der technologische Fortschritt. Chancen, die sich daraus für die Branchen ergeben, überwiegen allfällige Risiken, wie zum Beispiel den zunehmenden Spardruck im Gesundheitswesen oder den Mangel an Fachkräften. Ebenfalls zu den Branchen mit einer überdurchschnittlichen Chancen-Risiken-Bewertung gehören das Sozialwesen, die Uhrenindustrie, die Medizintechnik, die Elektrotechnik und der Grosshandel.

Traditionelle Industriebranchen und Gastgewerbe mittelfristig auf der Verliererseite
In zahlreichen Wirtschaftszweigen halten sich die mittelfristigen Chancen und Risiken weitgehend die Waage. So schlägt im Unterrichtswesen die demografische Entwicklung positiv zu Buche – lebenslanges Lernen wird zunehmend wichtiger. Dem gegenüber steht allerdings der wachsende öffentliche Spardruck. Die Telekommunikation profitiert von der starken Nachfrage nach drahtloser Kommunikation, welche durch die zunehmende Mobilität der Bevölkerung und der Arbeitsplätze angekurbelt wird. Der sich verschärfende Preiswettbewerb sowie die Regulierung stellen allerdings bedeutende Risiken dar.

Die Analyse der Ökonomen der Credit Suisse zeigt, dass insbesondere bei strukturschwachen Branchen die Risiken überwiegen. Eine unterdurchschnittliche Bewertung weist unter anderem das Gastgewerbe auf. Tourismusdestinationen in der Schweiz müssen sich im harten internationalen Wettbewerb behaupten. Die rasche Verbreitung von Online-Buchungsportalen erhöht die Vergleichbarkeit von Tourismusleistungen und verstärkt den globalen Konkurrenzdruck. Auch die Metallindustrie ist einem starken internationalen Wettbewerb ausgesetzt und hat am Standort Schweiz mit vergleichsweise hohen Produktionskosten zu kämpfen. Hinzu kommt die durch den technologischen Fortschritt ausgelöste zunehmende Konkurrenz durch alternative Werkstoffe wie Kunststoffe, Holz oder Textilien. Das Druck- und Verlagswesen ist aufgrund der Digitalisierung und der noch mangelnde Zahlungsbereitschaft für Online-Inhalte unter Druck. (Credit Suisse/mc/pg)

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