Zürich – Die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Schweiz blicken trotz zahlreicher Belastungen wie Inflation, Ukraine-Krieg und Lieferkettenproblemen weiter optimistisch in die Zukunft. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex bleibt im Mai auf seinem Niveau.
Die Industrieproduktion brumme und die Beschäftigung sei deutlich gestiegen, hiess es in einer Mitteilung von Raiffeisen Schweiz vom Mittwoch. Damit gebe es bislang trotz hoher Inflation und steigender Zinsen kaum Bremsspuren bei den KMU.
Der Raiffeisen KMU PMI verharrte im Mai auf den im April erreichten 59,1 Punkten. Dabei lief die Produktion auf Hochtouren – die entsprechende Subkomponente kletterte von 56,7 auf 61,5 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit letztem September.
Lieferketten belasten nach wie vor
Eine anhaltende Belastung stellen nach wie vor die angespannten Lieferketten und die höheren Materialkosten dar. Die KMU stocken zwar seit Monaten ihre Lager auf und kaufen auf Vorrat und können daher die Aufträge abarbeiten. Die Kehrseite seien allerdings steigende Lagerkosten, so Raiffeisen. Zudem würden die Lieferengpässe verschlimmert, wenn alle auf Vorrat bestellten.
Derweil spiegle sich die hohe Geschäftsaktivität in einer steigenden Beschäftigung wider. Die entsprechende Subkomponente stieg auf ein Hoch seit einem Jahr. Allerdings berichteten einige KMU über eine Verschärfung des Fachkräftemangels.
Dass der KMU-Index insgesamt unverändert blieb, lag an der gesunkenen Auftragskomponente. Diese fiel auf 56,8 Punkte und liegt damit leicht tiefer als vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Der Wert sei zwar immer noch gut und die Auftragsbücher prall gefüllt, die Abwärtsrisiken seien aber aufgrund der deutlich anspruchsvolleren Wirtschaftslage gross. Neben der Inflation, steigenden Zinsen, dem Krieg und der Wachstumsverlangsamung in China weisen erste Unternehmen laut den Angaben auch wieder auf die Frankenstärke hin.
Künftig mehr Krisen befürchtet
Eine andere Umfrage zeichnet ein etwas düstereres Bild. Gemäss dem Onlinehandelsspezialisten Visable befürchten 71 Prozent der teilnehmenden KMU-Entscheider, dass es Krisen in der Grössenordnung wie die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg in den nächsten drei Jahren häufiger (47%) oder viel häufiger (24%) geben wird. Eine Wirtschaftskrise sei hierbei die grösste Bedrohung für die Geschäftstätigkeit.
Bereits die aktuellen Krisen drücken auf den Umsatz. So gaben 37 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie seit Anfang 2021 bis zu einem Viertel ihres Umsatzes eingebüsst hätten, jedes fünfte Unternehmen habe sogar noch höhere Umsatzverluste erlitten. Vor allem die steigenden Rohstoff- und Energiepreise fallen hier ins Gewicht, 30 Prozent klagen über Lieferkettenprobleme.
«KMUs haben gerade richtig zu kämpfen. Auf eine Krise folgt die nächste», wird Visable-CEO Peter Schmid zitiert. Auch in den Nschbarländern Deutschland, Österreich und Frankreich sei die Stimmung bei den Unternehmen ähnlich, hätten Befragungen ergeben. Es sei beunruhigend, dass über zwei Drittel aller KMUs von einer weiteren Verschlimmerung ausgehen, so Schmid. «Wer Angst hat, investiert nicht in die Zukunft.» (awp/mc/pg)