Anton Affentranger wechselt vom VR-Präsidium wieder an die operative Konzernspitze.
Zürich – Dietlikon ZH – Nach nur etwas mehr als einem Jahr tritt Hanspeter Fässler als Konzernchef von Implenia wieder ab. An der Spitze des grössten Schweizer Baukonzerns übernimmt per sofort der bisherige Verwaltungsratspräsident Anton Affentranger, wie Implenia am Montag bekanntgab. Affentranger wird keine lange Einarbeitungszeit benötigen: Er führte den Konzern bereits zwischen April 2009 und August 2010 interimistisch, bevor er an Fässler übergab. Seinen Posten des Verwaltungsratspräsidenten übernimmt der bisherige Vizepräsident Markus Dennler.
Für Analysten kommen die Personalrochaden überraschend und deuten auf grosse Herausforderungen hin. Der Rücktritt sei Fässlers eigene Entscheidung gewesen, sagte Dennler gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Dem Verwaltungsrat scheint der Wechsel an der Konzernspitze aber nicht ungelegen zu kommen.
Schwieriger Geschäftsgang
Der Geschäftsgang Implenias hatte sich zuletzt nicht nach Wunsch entwickelt. Anfang September hatte Implenia ein enttäuschendes Halbjahresresultat bekanntgeben müssen. Der Gewinn war um gut ein Drittel auf 12,3 Mio. Fr. eingebrochen. «Die allgemeine konjunkturelle Situation stellt uns vor Herausforderungen», erklärte Dennler. Auf diese wolle man optimal vorbereitet sein. Mit Anton Affentranger erhalte Implenia einen Konzernchef, der das Unternehmen bestens kenne, so Dennler.
Bewährter CEO
Der 55-jährige Affentranger ist seit zwölf Jahren für Implenia respektive dem Vorgängerkonzern Zschokke tätig. Als Interimschef von Implenia habe er «sehr gute Arbeit geleistet», lobte sein Nachfolger Dennler. Neben Affentranger stösst auch Peter Preindl neu zur Geschäftsleitung. Er wird Verantwortlicher für den Bau für Gewerbe und Industrie und ersetzt in dieser Funktion Luzi R. Gruber, der Anfang 2012 in Pension gehen wird. Preindl ist ehemaliger Konzernchef der österreichischen Alpine Bau. «Wir haben nun viel Know-how ins Unternehmen geholt», sagte Markus Dennler.
Apsirationen im Ausland
Als Verwaltungsratspräsident werde er die strategischen Ziele, die sich Implenia gesetzt habe, weiterverfolgen, erklärte Dennler. Als wichtige Aufgabe sieht er insbesondere das Wachstum im Ausland. «Der Anteil des Auslandgeschäfts ist noch klein. Diesen wollen wir erhöhen.» Der frei werdende Sitz im Verwaltungsrat wird laut Dennler nicht neu besetzt. Man habe das Gremium ohnehin verkleinern wollen. Nach dem Ausscheiden Affentrangers besteht der Verwaltungsrat aus sieben Personen.
Überraschende Rochaden
Für die Analysten der Zürcher Kantonalbank kommen die personellen Wechsel überraschend. Sie gehen in einem Kommentar aber davon aus, dass unter der neuen Führung die Problempunkte – wie unter anderem das unbefriedigende Inlandsgeschäft oder die fehlende Internationalität – entschlossener angegangen werden.
Schwere Herausforderung
Das Unternehmen habe ganz offensichtlich Probleme in Schwung zu kommen, kommentiert der zuständige Analyst der Bank Vontobel. Die Personalwechsel würden auf gravierendere zugrunde liegende Probleme hindeuten, als ursprünglich vermutet. Die Bank Vontobel will in der Folge vor einer Neueinschätzung der Implenia-Aktie erst operative Verbesserungen abwarten. So wird die Einstufung mit «Hold» und das Kursziel von 28 CHF bestätigt. (awp/mc/upd/ps)