SNB-Sitz Zürich. (© SNB)
Zürich – Die Geschäftslage der Unternehmen in der Schweiz hat sich im Februar gemäss den jüngsten KOF Konjunkturumfragen stark abgekühlt. Die aktuellen Ergebnisse bilden die neue Währungssituation nun erstmals vollständig ab, da im Januar noch fast 94% der Befragungsteilnehmer die Fragebogen vor der Aufhebung der Frankenuntergrenze ausgefüllt hatten. In allen befragten Wirtschaftsbereichen – Verarbeitendes Gewerbe, Detailhandel, Finanzbereich, Baugewerbe und Projektierungssektor – verschlechterte sich die Geschäftslage. Besonders deutlich hat sich die Lage im Verarbeitenden Gewerbe eingetrübt.
Aufschlüsselung nach Branchen
Alle von der KOF befragten Wirtschaftsbereiche schätzten im Februar ihre Geschäftslage ungünstiger ein als im Januar. Im Baugewerbe und im Projektierungssektor ist der Rückgang deutlich, aber in seiner Stärke nicht aussergewöhnlich. Im Projektierungssektor stieg der Geschäftslageindikator im Januar stark, so dass der Rückgang im Februar diesen Anstieg nur teilweise rückgängig macht. Die unmittelbaren Wirkungen der Frankenaufwertung dürften in der Bauwirtschaft begrenzt sein.
Auch im Finanzbereich hat sich die Geschäftslage eingetrübt. Insgesamt bewerten die Finanzinstitute ihre Situation dennoch vorwiegend als gut. Bezüglich der weiteren Geschäftsentwicklung im kommenden halben Jahr sind die Banken erheblich skeptischer geworden. Nachdem sie bis anhin ihren Personalbestand kaum verändern wollten, planen sie nun vermehrt einen Abbau. Hinter der Skepsis der Banken dürften insbesondere der Wechselkursentscheid und die Zinspolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB), mit der Einführung von Negativzinsen, stehen.
Im Detailhandel ist der Geschäftslageindikator gesunken und liegt nun wieder in etwa auf dem Wert vom Dezember 2014. Die Lage ist derzeit insgesamt knapp befriedigend und damit deutlich besser als im Herbst 2011, als der Detailhandel noch die Frankenaufwertung des ersten Halbjahrs 2011 zu verarbeiten hatte. Mit Blick auf die nächsten drei Monate befürchten die Detailhändler jedoch vermehrt sinkende Umsätze. Ihre Verkaufspreise wollen sie auf breiter Front senken.
Im Verarbeitenden Gewerbe hat sich die Geschäftslage stark eingetrübt. Die Aufhebung der Frankenuntergrenze wirkt sich auf diesen Sektor deutlich aus. Der Geschäftslageindikator für das Verarbeitende Gewerbe lag im Februar bei -15.3 Punkten, nach -0.3 Punkten im Januar. Die Abnahme um 15 Punkte ist das stärkste Minus in einem einzelnen Monat seit Einführung dieser Frage im Jahr 2004. Trotz des scharfen Rückgangs ist der Wert des Lageindikators mit aktuell -15.3 Punkten aber nicht so negativ wie im Frühjahr/Sommer 2009, als er einen Tiefstand von -35 Punkten erreichte. Die Lageverschlechterung ist in nahezu allen Branchen des Verarbeitenden Gewerbes sichtbar. Besonders deutlich hat der Geschäftslageindikator im Metallbereich, im Maschinen- und Fahrzeugbau und im Elektrobereich nachgegeben.
Die Eintrübung der Geschäftslage beschränkt sich im Verarbeitenden Gewerbe nicht nur auf die exportorientierten Unternehmen. Auch die eher binnenorientierten Firmen bewerten ihre Geschäftslage im Februar deutlich ungünstiger als im Januar. Sowohl die export- als auch die binnenorientierten Firmen planen eine Verlangsamung der Produktion und wollen die Mitarbeiterzahl verringern. Der Saldo der Beschäftigungsplanungen für die Industrie hat deutlich nachgegeben. Lag der Saldo in der Januarumfrage noch bei -4.5, sank er in der Zeit nach der Aufhebung des Mindestkurses auf -25. Im Februar gab es also erheblich mehr Industrieunternehmen, welche die Beschäftigung in den nächsten drei Monaten reduzieren wollen als solche, die die Beschäftigung erhöhen wollen. Ein derartiges Absacken der Beschäftigungserwartungen der Industriefirmen gab es zuletzt Ende 2008 mit dem Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.
Ein sehr einheitliches Bild ergibt sich auch, wenn die Antworten der Befragungsteilnehmer nach Unternehmensgrössenklassen ausgewertet werden: Die Geschäftslage verschlechterte sich bei den kleinen, den mittelgrossen und den grossen Firmen. In allen drei Grössenklassen wird die Produktion gebremst und die Zahl der Mitarbeitenden vermindert.
In die KOF Konjunkturumfragen vom Februar flossen die Antworten von rund 2‘800 Unternehmen. Befragt wurden insgesamt 4‘800 Unternehmen. Dies entspricht einer Antwortquote von 58%. (KOF/mc/ps)
Weitere Informationen zu den KOF Konjunkturumfragen:
http://www.kof.ethz.ch/de/umfragen/konjunkturumfragen/