Zürich – Nach dem trüben Winter sieht die KOF wieder hellere Aussichten für die Schweizer Konjunktur. Das Gespenst der Rezession scheint sich zu verziehen. Die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) revidiert deshalb ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 0,8% nach oben. Damit hält das starke Auf und Ab der Prognosen an. Im Dezember hatte die KOF schwarz gesehen und ihre Erwartungen für das Bruttoinlandprodukt (BIP) markant von 1,5 auf lediglich noch 0,2% gestutzt. Zeitweise dürfte die Schweiz gar in eine Rezession abrutschen, befürchteten die ETH-Ökonomen damals.
Nun sieht die Lage wieder besser aus. Insgesamt sei die Schweizer Wirtschaft im Winter wohl knapp einer Rezession entkommen. «Verhindert wurde diese von der hohen ausländischen Nachfrage nach Schweizer Uhren und Produkten der Pharmabranche. Dadurch stiegen die Exporte stärker, als es die KOF im Dezember 2011 erwartet hatte», schreiben die Forscher in ihrer Frühjahrsprognose, die am Freitag vor den Medien in Zürich veröffentlicht wurde.
Talfahrt zu Ende
Nachdem die Wirtschaft in einer Reihe von Ländern Ende letzten Jahres geschrumpft war, dürfte die Talfahrt sogar im schuldenkrisengeplagten Europa zu Ende sein, sagte KOF-Leiter Jan-Egbert Sturm. Die Bewältigung der Krise im Euro-Raum mache langsam Fortschritte. In den USA setze sich die Erholung fort. Lediglich für China habe sich der Ausblick etwas eingetrübt, allerdings wachse das Land immer noch kräftig.
Die Schweizer Wirtschaft habe die jüngste Konjunkturdelle im grossen und ganzen relativ gut überstanden. Nun profitiere sie von der Erholung der Weltwirtschaft. Allerdings kämen in diesem Jahr vom wichtigsten Schweizer Handelspartner Europa noch keine Impulse, sagte Sturm.
Exporte schwach
Die Exporte würden schwach ausfallen, weil sie unter dem starken Franken und der Stagnation in Europa litten, hiess es. Insgesamt rechnet die KOF mit einem Wachstum der Exporte von 0,8% nach einem Plus von 3,7% im Vorjahr. Erst mit dem erwarteten Aufschwung der europäischen Konjunktur im nächsten Jahr werden die Schweizer Ausfuhren wieder kräftig um 4,7% zulegen.
Privatkonsum als grosse Stütze
Als Stütze der hiesigen Wirtschaft zeigt sich einmal mehr der private Konsum in der Schweiz. Dank der stagnierenden Teuerung haben die Schweizer mehr Kaufkraft als im Vorjahr, obwohl die Löhne nicht mehr so stark steigen. Überdies profitiere der inländische Konsum stark von der anhaltenden Einwanderung. Dies dürfte sich positiv auf den privaten Konsum auswirken, der in diesem Jahr um 1,7% zunehmen werde, schreibt die KOF.
Arbeitslosigkeit konstant
Obwohl das Beschäftigungswachstum bis zum Sommer schwach bleiben dürfte, sei kein signifikanter Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten. Die Arbeitslosenquote dürfte mit 3,2% nahezu konstant ausfallen. Bislang hätten die Unternehmen trotz des starken Frankens ihre Produktion in der Schweiz überraschend wenig reduziert. Dem Abbau in den vom harten Franken am stärksten getroffenen Branchen, stehe ein Ausbau der Produktion anderer Wirtschaftszweige vor allem im Dienstleistungssektor gegenüber.
Wachstum von 1,9 % im kommenden Jahr erwartet
Im nächsten Jahr dürfte die Schweizer Wirtschaft wieder deutlich anziehen. Für 2013 rechnen die Forscher wie bisher mit einem BIP-Anstieg von 1,9%. (awp/mc/pg)