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Zürich – Die Unternehmen in der Schweiz bewerten ihre Geschäftslage im April erheblich ungünstiger als zuvor. Verglichen mit der Situation zu Beginn des Jahres, als der Frankenmindestkurs noch in Kraft war, hat sich die Situation in vielen Wirtschaftsbereichen deutlich verschlechtert. Zudem blicken die Unternehmen zum ersten Mal seit über drei Jahren vorwiegend skeptisch auf die weitere Geschäftsentwicklung. Der starke Franken fordert seinen Tribut.
Geschäftslage nach Regionen
Regional betrachtet, hat sich die Geschäftslage im April einzig in der Grossregion Espace Mittelland nicht weiter eingetrübt. In allen anderen Grossregionen ist der Geschäftslageindikator dagegen gesunken. Im Vergleich zur Situation zu Jahresbeginn und damit vor Aufhebung des Mindestkurses verschlechterte sich die Geschäftslage in allen Grossregionen. Besonders deutlich ist die Abkühlung seither in der Ostschweiz, aber auch in der Nordwestschweiz und in der Region Zürich. In der Mehrzahl der Regionen sind aber weiterhin die Unternehmen, die eine gute Geschäftslage melden, zahlreicher als diejenigen, die über eine schlechte Geschäftslage klagen. Einzig im Tessin und in der Genferseeregion überwiegen die Positivmeldungen nicht.
Entwicklung nach Wirtschaftsbereichen
Der Rückgang des KOF Geschäftslageindikators ging im April insbesondere auf die Bewertungen der quartalsweise befragten Grosshändler und der Betriebe des Gastgewerbes zurück. Sie bewerteten in den KOF-Umfragen im April erstmals ihre Situation nach Aufgabe des Mindestkurses. Im Detailhandel und im Verarbeitenden Gewerbe – die von der KOF jeweils monatlich befragt werden – blieb die Geschäftslage im Vergleich zum Vormonat stabil respektive besserte sich leicht. Gegenüber der Situation zu Jahresbeginn ist die Geschäftslage aber auch in diesen Bereichen momentan deutlich ungünstiger. Der stärkere Frankenwechselkurs dürfte insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe, im Gastgewerbe sowie im Detail- und Grosshandel eine negative Wirkung entfalten. Darüber hinaus ist auch bei den übrigen Dienstleistern die Lage nicht mehr ganz so gut wie bisher. Bei den Finanzdienstleistern verbesserte sich die Geschäftslage dagegen jüngst.
In die Ergebnisse der aktuellen KOF Konjunkturumfragen vom April 2015 sind die Antworten von mehr als 4500 Unternehmen aus der Industrie, dem Baugewerbe und den wichtigsten Dienstleistungsbereichen eingeflossen. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 54%.
Ausgewählte Vorabergebnisse der KOF Investitionsbefragung vom Frühjahr 2015
Die KOF führt zweimal im Jahr – jeweils im Frühjahr und im Herbst – eine Umfrage zu den Investitionsplänen der Unternehmen durch. Die aktuelle Erhebung wird in Kürze abgeschlossen. Aus den bisherigen Ergebnissen zeichnet sich ab, dass die Unternehmen 2015 per saldo etwas weniger häufig ihre Investitionen ausdehnen wollen, als noch im Herbst 2014 geplant war. Diese Tendenz ist graduell, eine starke Korrektur der Investitionspläne ist nicht ersichtlich. Bei den Motiven der Investitionstätigkeit deutet sich eine leichte Verschiebung hin zu Ersatz- und Rationalisierungsinvestitionen an. Das Motiv «Erweiterung der Produktionskapazitäten» hat an Gewicht verloren. In einer Sonderfrage wurden die Unternehmen auch zu ihren Erwartungen bezüglich des Franken-Euro-Wechselkurses befragt. Im Mittel rechnen die Unternehmen mit einem Wechselkurs, der sich über die nächsten 24 Monate an einen Wert von 1.10 annähert.
Detaillierte Ergebnisse der Investitionsbefragung wird die KOF in einer gesonderten Medienmitteilung Ende Mai versenden. (KOF/mc/ps)
Weitere Informationen zu den KOF Konjunkturumfragen:
http://www.kof.ethz.ch/de/umfragen/konjunkturumfragen/