KOF Herbstprognose: Verhaltene Konjunkturerholung

KOF Herbstprognose: Verhaltene Konjunkturerholung

Zürich – Aufgrund der nachlassenden Dynamik der Weltkonjunktur im Sommerhalbjahr und eines schlechteren Verlaufs in der Schweiz im Frühjahr wird das Schweizer Bruttoinlandprodukt 2012 lediglich mit 0.9% wachsen. In der letzten Prognose ging die KOF noch von einem Wachstum von 1.2% aus. Im kommenden Jahr tritt eine allmählich Erholung ein, so dass die Schweizer Wirtschaft um 1.3% zulegt. Die Beschäftigung und die Exporte entwickeln sich 2013 nur schwach. Der Boom der Bauwirtschaft flacht ab.

Die konjunkturelle Schwäche, die 2011 eingesetzt hatte, erweist sich als hartnäckiger als in unserer letzten Prognose erwartet. Die Belebung, die sich im vergangenen Winter abzeichnete, setzte im 2. Quartal 2012 bereits wieder aus. Der nach wie vor hohe Wechselkurs und das verlang­samte Wachstum der Weltwirtschaft liessen die Exporte in der ersten Jahreshälfte sinken. Die Ausrüstungsinvestitionen nahmen im 2. Quartal 2012 ebenfalls ab, nachdem sie sich im ver­gangenen Winter belebt hatten. Stützend auf die Schweizer Wirtschaft wirkten die Bauinvestitionen und der private Konsum.

Weltwirtschaft wächst nur langsam
Das wiederholte Aufflammen der Banken- und Staatsschuldenkrise im Euroraum hat die Erholung unterbrochen, noch bevor das vorherige Niveau des Bruttoinlandprodukts (BIP) im Euroraum wieder erreicht wurde. Die wegen der Politik des Durchwurstelns anhaltenden Unsicherheiten hinsichtlich der Zukunft des Euro beeinträchtigen die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Zwar hat die Unsicherheit mit der Ankündigung der Europäischen Zentralbank(EZB), unbegrenzt Staatsanleihen von Krisenstaaten zu kaufen und der bedingten Zustim­mung des deutschen Verfassungsgerichts zum Rettungsschirm ESM, abgenommen. Das BIP der EU wird aber noch bis zum Jahresende schrumpfen und erst ab dem 2. Quartal 2013 wieder steigen. Die Wachstumsverlangsamung in den USA in diesem Jahr setzt sich vorerst fort. Ende2012 laufen verschiedene Stimulierungsmassnahmen aus – werden sie nicht verlängert, droht ein massiver negativer Fiskalimpuls. Die Perspektiven für die internationale Konjunktur bleiben somit vorerst gedämpft.

Binnenkonjunktur stützt Schweizer Wirtschaft
Der Frankenstärke ist von den Unternehmen Schweiz: Reales BIP mit Prognose vor allem mit Kosteneinsparungen und gesunkenen Margen begegnet worden. Die 5 Ertragslage der Firmen hat sich dementsprechend seit Mitte letzten Jahres deutlich verschlechtert. In der ersten Jahreshälfte 2012 sind die Exportpreise dann leicht gestiegen.Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Schmerzgrenze bei den Preiszugeständnissen-3 allmählich erreicht ist. Die schweizerischen Warenexporte werden sich im Laufe des kommenden Jahres nur leicht erholen, so dass die Gesamtexporte im nächsten Jahr um 2.7%zunehmen. Eine stabilere Entwicklung verzeichnet demgegenüber die Binnenkonjunktur. Bei anhaltendem Wachstum der verfügbaren Haushalteinkommen von 1.8% und nur geringfügig steigender Arbeitslosigkeit (3%) im nächsten Jahr, nimmt der private Konsum mehr oder weniger stetig zu (2013: 1.7%).

Positive Impulse für das Wirtschaftswachstum kommen im laufenden Jahr von den Bau- und Ausrüstungsinvestitionen. Die Bauwirtschaft profitiert seit bald zehn Jahren von einer stei­genden Nachfrage nach Wohnbauten. Die Zahl der eingereichten Baugesuche und ausgestellten Bewilligungen lässt allerdings eine Verflachung oder gar eine Abnahme der Investitionen in der nächsten Zeit erwarten (2013: 2.4%). Trotz positiver Entwicklung wachsen die Ausrüstungsinvestitionen nicht mehr derart stark wie im vergangenen Jahr. Da die Auslastung der technischen Kapazitäten seit Jahresbeginn deutlich auf knapp 81% gesunken ist, dürfte sich ihr Wachstum 2013 weiter verringern (1.9%).

Die Revision der amtlichen Zahlen zur Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zeigt eine schlechter verlaufende Vergangenheit als bisher angenommen. Auch das 2. Quartal 2012 verlief weniger gut als im Juni erwartet. Das Schweizer BIP dürfte bis Anfang 2013 gedämpft wachsen und erst ab dem 2. Quartal wieder kräftiger zulegen. Insgesamt resultiert ein Jahreswert von1.3% für nächstes Jahr. 2014 wird sich diese Zunahme auf 2% erhöhen. Weiterhin kein Thema dürften auch im kommenden Jahr Preissteigerungen sein. Die KOF rechnet mit einer Inflation von 0.5%, nach einem Rückgang der Preise um 0.6% im laufenden Jahr. Somit dürfte auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) trotz einer sehr expansiven Geldpolitik genügend Spiel­raum besitzen, um rechtzeitig bei einer drohenden Preisspirale nach oben einzugreifen.

Arbeitslosigkeit erhöht sich kaum
Auf dem Arbeitsmarkt sind die Auswirkungen der konjunkturellen Abschwächung bis jetzt be­grenzt geblieben. Die Beschäftigung hat bis ins 2. Quartal 2012 noch deutlich zugenommen. Den Ergebnissen der Konjunkturumfragen der KOF zufolge wird die Beschäftigung nun aber mehr­heitlich als zu gross erachtet. Bis zum Jahresende dürfte das Beschäftigungswachstum deshalb deutlich abnehmen. Die im Laufe des kommenden Jahres erwartete Belebung fällt mit einer Beschäftigungszunahme von 0.2% gering aus. Die seit Jahresbeginn 2011 gesunkene Arbeitsproduktivität nimmt entsprechend wieder zu (2013: 1%). Gleichzeitig dürfte die Zuwanderung von ausländischen Arbeitskräften unvermindert anhalten, so dass sich das Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt vergrössert. Dies schlägt sich aber nur teilweise in der registrierten Arbeitslosigkeit nieder, die mit einer Quote von 3% im internationalen Vergleich sehr tief bleibt. (KOF/mc/ps)

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