KOF-Herbstprognose: BIP-Schätzung für 2017 deutlich gesenkt
Zürich – Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich hat ihre Wachstumserwartungen für die Schweiz im laufenden Jahr gesenkt. Neu rechnet sie für 2017 mit einem BIP-Wachstum von nur noch 0,8%, nach +1,3% in der Juni-Prognose. Für 2018 erhöhen aber die KOF-Ökonomen ihre Prognose auf +2,2%, wie sie am Donnerstag mitteilten. Im Juni war noch von +2,1% die Rede. Neu wird auch eine Prognose für das Jahr 2019 ausgegeben. Die Experten rechnen dann mit einem BIP-Wachstum von 1,9%.
Insgesamt schlägt das KOF trotz der Absenkung der Prognose für 2017 positive Töne an. Die Schweizer Wirtschaft profitiere von einer positiven Entwicklung der internationalen Rahmenbedingungen, was der Exportwirtschaft zugutekomme. Der Arbeitsmarkt erhole sich zwar etwas verzögert, doch die Preise stiegen langsam an.
Die gesenkte BIP-Schätzung für das laufende Jahr ist laut KOF dem schwachen Konjunkturverlauf im ersten Halbjahr 2017 geschuldet. Aufgrund der neu ausgewiesenen schwachen Entwicklung im Winterhalbjahr 2016/17 seien die Aussichten für das BIP-Wachstum deutlich düsterer, als es noch im Juni, während der letzten KOF-Prognose, den Anschein hatte.
Die konjunkturelle Entwicklung werde im Prognosezeitraum massgeblich durch die Entwicklung der Weltwirtschaft beflügelt. Aufgrund dieser positiven Impulse und eines Sondereffekts wegen internationaler Sportanlässe rechnet die KOF für 2018 mit einem über die eigentliche Konjunktur hinaus erhöhten Wirtschaftswachstum von 2,2%.
Sportanlässe geben Schub
Mit den Sportanlässen bezieht sich das KOF auf Ereignisse der Verbände FIFA, UEFA sowie des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die neu in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung der Schweiz berücksichtigt würden.
Für die Jahre 2018 und 2019 erwartet das KOF ausserdem eine anhaltend starke Expansion der Weltwirtschaft. Die Geldpolitik der Zentralbanken dürfte dabei unterstützend wirken, die Fiskalpolitik bleibe dagegen in globaler Perspektive neutral ausgerichtet.
Die Schweizer Exporteure dürften von der robusten Wirtschaftsentwicklung in der EU und den USA profitieren. Vor allem für den Handel mit den europäischen Nachbarn erwarten die KOF-Experten verstärkte Impulse, der Druck auf die Preise dürfte leicht nachlassen. Schliesslich würden sich auch die Margen der exportorientierten Unternehmen allmählich erholen.
Wachstum bei Waren- und Dienstleistungsexporten
Das Wachstum der Waren- und Dienstleistungsexporte von Schweizer Firmen schätzt das KOF auf 3% dieses Jahr. In den Jahren 2018 und 2019 würden sich die Zuwächse auf voraussichtlich 4,8%, respektive 3,5% belaufen. Für den privaten Konsum werden indes Wachstumsraten von 1,3% für 2017, resp. 1,5% für 2018 und 2019 veranschlagt.
Die Ausrüstungsinvestitionen werden laut KOF weiterhin durch hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung geprägt. Aufgrund einer steigenden Nachfrage und einer sinkenden Unsicherheit rechnen die Experten mit einem Wachstum von 2,8% für 2018 und 2,9% für 2019.
Das Preisniveau wird gemäss der KOF von 0,4% 2017 und 2018 auf 0,5% im Jahr 2019 steigen. Eine eher geringe Rolle spiele dabei die in Folge der abgelehnten Rentenreform 2020 erfolgte Absenkung des Mehrwertsteuersatzes ab 1. Januar 2018 um 0,3 Prozentpunkte. Grund: Die Reduktion betrifft laut KOF nur einen kleinen Teil des Konsums.
Mit Blick auf die Arbeitsmarktsituation erwartet die KOF eine Arbeitslosenquote von 3,1% 2018, wobei dies nach internationalem Standard gemäss der International Labour Organization (ILO) einem Wert von 4,7% entspreche.
In Bezug auf die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank geht das KOF davon aus, dass die langfristigen Zinssätze ab nächstem Jahr langsam ansteigen. Der kurzfristige Zinssatz dürfte aber erst zulegen, wenn der entsprechende Euro-Zinssatz durch die Europäische Zentralbank angehoben wird, wie es heisst. (awp/mc/ps)