Zürich – Aufgrund der geopolitischen Strategie der neuen US-Regierung ist die Unsicherheit derzeit ungewöhnlich hoch. Unter der Annahme, dass sich der internationale Handelskonflikt nicht weiter verschärft, erwartet die KOF für 2025 einen Anstieg des realen sportbereinigten Bruttoinlandprodukts (BIP) um 1.4%.
Während der internationale Handelskonflikt belastet, kurbeln die zu erwartenden Fiskalimpulse in einzelnen Ländern der Europäischen Union (EU) die Konjunktur an. Dies verbessert die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft. Für 2026 prognostiziert die KOF eine BIP-Zunahme von 1.9%. Der Arbeitsmarkt wird seine Talsohle durchschreiten und auch die Teuerung bleibt niedrig. Allerdings ist die Prognose mit erheblichen Abwärtsrisiken behaftet.
Die konjunkturellen Aussichten werden derzeit massgeblich von den jüngsten wirtschaftspolitischen Ereignissen bestimmt. Insbesondere die geopolitische Strategie der neuen US-Regierung hat weitreichende Konsequenzen für die weltwirtschaftliche Entwicklung. Während der Handelskonflikt die konjunkturelle Lage im internationalen Umfeld belastet, sollten ab dem Jahreswechsel zunehmend Impulse von den zusätzlichen Fiskalpaketen der EU-Länder kommen und die konjunkturellen Aussichten in wichtigen europäischen Absatzmärkten der Schweiz verbessern.
Die erhöhte handelspolitische Unsicherheit belastet die Investitionspläne der Schweizer Unternehmen und Haushalte. Die um Sondereffekte bereinigte Investitionslage bleibt vorerst verhalten. Wenn die Fiskalprogramme der europäischen Handelspartner greifen, dürfte die wirtschaftspolitische Unsicherheit in Europa abnehmen, die positiven Impulse überwiegen und die Konjunktur ankurbeln. Davon werden vor allem das Verarbeitende Gewerbe, insbesondere die Zulieferer der Rüstungsindustrie, und die industrienahen Dienstleistungen profitieren. Dies dürfte über den Aussenhandel insbesondere die Ausrüstungsinvestitionen und indirekt auch den privaten Konsum beleben. Grössere Infrastrukturprojekte sowie die fiskalischen Impulse aus Europa dürften zudem die Bauinvestitionen im Prognosezeitraum direkt oder indirekt stützen.
Arbeitsmarkt stabilisiert sich – Reallöhne steigen
Gestützt wird der private Konsum durch den sich stabilisierenden Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung und die Zahl der Erwerbstätigen dürften in den nächsten Jahren im Gleichschritt mit dem BIP-Wachstum zunehmen, und auch die Arbeitslosenquote gemäss Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) wird nur noch langsam ansteigen und bald ihren Zenit bei 3% erreichen. Zudem rechnet die KOF mit steigenden Reallöhnen gemäss Schweizerischem Lohnindex (SLI) in Höhe von 0.9% in diesem und 0.6% im nächsten Jahr.
KOF erwartet im Prognosezeitraum keine weiteren Zinssenkungen der SNB
Die Teuerung, gemessen am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK), sank im Februar gegenüber dem Vorjahresmonat auf 0.3% und liegt damit seit sechs Monaten unter der 1%-Marke. Die KOF rechnet mit Inflationsraten von 0.5% für dieses und 0.6% für kommendes Jahr. Nach der jüngsten Senkung der Leitzinsen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) um 25 Basispunkte auf 0.25% erwartet die KOF im Prognosezeitraum keine weiteren Zinssenkungen.
Hohe Unsicherheit im Handelskonflikt – Abwärtsrisiken überwiegen
Da noch unklar ist, welche der bisher angedrohten handelspolitischen Massnahmen der Trump-Administration letztlich umgesetzt werden, und welche zusätzlichen Massnahmen noch folgen könnten, unterliegt die aktuelle Prognose einer höheren Unsicherheit als üblich, wobei die Abwärtsrisiken überwiegen. Um dieser Unsicherheit Rechnung zu tragen, hat die KOF zusätzliche Berechnungen mit dem neuen KOF Handelsmodell durchgeführt, in denen insbesondere die möglichen handelspolitischen Massnahmen und deren potenzielle Auswirkungen sowohl auf den internationalen Handel als auch auf die Schweizer Wirtschaft detailliert untersucht werden. Diese Analysen zeigen, dass eine Ausweitung des Handelskonflikts erhebliche Abwärtsrisiken für die Schweizer Wirtschaft mit sich bringen könnte.
Das zentrale Abwärtsrisiko besteht darin, dass die US-Regierung weitere Zölle gegen andere Länder und Produkte einführt, einschliesslich Vergeltungszölle als Gegenmassnahmen. Zudem könnten die Fiskalimpulse in Europa nicht effektiv oder nur verzögert eintreten. Schliesslich könnten geopolitische Konflikte wie der Krieg in der Ukraine oder im Nahen Osten eskalieren, mit Auswirkungen auf die Rohstoffpreise und den Welthandel.
Ein Aufwärtsrisiko besteht darin, dass die Zolldrohungen der US-Regierung nur als Verhandlungsmasse dienen und nicht eingeführt oder nach kurzer Zeit wieder zurückgenommen werden. Schliesslich könnten sich ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine sowie eine Lösung des Nahostkonflikts positiv auf die Energiepreise und den Welthandel auswirken. (KOF/mc/pg)