Zürich – Die Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich bleibt in Bezug auf ihre Wachstumserwartungen für die Schweiz im laufenden Jahr positiv. Sie senkt ihre Prognose für 2017 allerdings leicht auf ein BIP-Wachstum von +1,5% nach bisher +1,6%. Für 2018 belassen die KOF-Ökonomen ihre Prognosen bei +1,9%, wie das Hochschulinstitut in seiner am Mittwoch publizierten Frühlingsprognose schreibt. Trotz dieser Entwicklung dürfte die Arbeitslosenquote allerdings wegen eines nur schleppenden Beschäftigungsaufbaus kaum zurückgehen.
Die Schweizer Wirtschaft befinde sich in einer «recht soliden Verfassung» und die Wachstumsaussichten seien positiv, betont die KOF. Dies nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlichen Erholung im Euroraum. «Auch den negativen Schock der Frankenentwicklung haben wir überstanden», sagte KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm vor den Medien.
Weiteres Exportplus
Mit der anziehenden Wirtschaftsleistung im europäischen Raum und der sich stabilisierenden Lage in den Schwellenländern solle sich die Nachfrage nach Schweizer Gütern verhalten positiv entwickeln: 2017 erwarten die KOF-Ökonomen für die Exporte ein Plus von 2,0%. Eine treibende Kraft dürfte dabei laut Sturm die Pharmaindustrie bleiben. Aber auch die Verkäufe von Uhren und von Maschinen sollen nach jüngsten Rückgängen wieder «besser laufen». Die Importe dürften im «Windschatten der Exporte» ebenfalls wachsen – stammen viele Vorleistungen für Exporte doch aus Importen (+2,4%).
Wieder Tritt fassen sollten zudem die Bauinvestitionen (2017: +1,1%) dies nach einer Stagnation im vergangenen Jahr. Bei den Ausrüstungsinvestitionen (-0,9%) spielen dagegen Sonderfaktoren hinein – namentlich die Beschaffung von Flugzeugen und von Rollmaterial im vergangenen Jahr, wie die KOF betont. Weiterhin einen gewichtigen Beitrag spielt der Privatkonsum (+1,0%), dies bei einer weiterhin eher bescheidenen Wachstumsrate. Auch der staatliche Konsum (+1,5%) dürfte im neuen Jahr weiter ansteigen.
Weitere Rationalisierungen
Anhalten wird laut den Ökonomen der Aufwärtsdruck auf den Schweizer Franken; die KOF geht in ihrer Prognose von einem Kurs zur europäischen Einheitswährung aus, der auf einem Niveau von 1,07 CHF/EUR verbleibt. Mit dem starken Franken bleiben auch die Margen der Unternehmen weiter unter Druck, betonte Sturm. Vor allem in Wirtschaftsbereichen, die dem internationalen Wettbewerb ausgesetzt sind, dürfte es insgesamt zu weiteren Rationalisierungen kommen.
Das Beschäftigungswachstum erwarten die KOF-Ökonomen im laufenden Jahr entsprechend vergleichsweise gering. Zwar steige die Beschäftigung in der Schweiz etwas, gleichzeitig wachse aber auch die Bevölkerung weiter, so Sturm. Insgesamt prognostiziert für 2017 und 2018 eine bei 3,3% verharrende Arbeitslosenquote.
Geringe Inflation
Die Lohnentwicklung dürfte derweil schwach bleiben, dies aufgrund der «schleppenden Arbeitsmarktentwicklung» und auch der negativen Preisentwicklung im vergangenen Jahr. Die Inflation bleibt gemäss den KOF-Ökonomen auch im laufenden Jahr nur schwach: «Der Preisdruck auf die Schweiz bleibt hoch», sagte Sturm. Insgesamt erwarten die Zürcher Experten im laufenden Jahr einen Anstieg der Konsumentenpreise um 0,3%, dies vor allem wegen etwas höheren Preisen von Erdölprodukten. (awp/mc/upd/ps)