Stefan Ruf, CEO Euler Hermes Schweiz. (Bild: Euler Hermes)
Zürich – Der starke Schweizer Franken belastet nach Ansicht des Kreditversicherers Euler Hermes die Profitabilität der Schweizer Exportwirtschaft und setzt diese erheblich unter Druck, weil sich ihre Waren im Ausland verteuern. Gleichzeitig schafft der währungsbedingte Innovations- und Effizienzdruck langfristig sehr gute Chancen im internationalen Wettbewerb. Besonders stark betroffen sind vor allem Branchen mit kleinen Margen, während Importeure und Privathaushalte profitieren.
„Die Papier-, Holz-, Textil- und Stahlindustrie sind die Verlierer des starken Frankens. In diesen Branchen müssen wir in der Folge mit steigenden Unternehmensinsolvenzen rechnen“, sagt Mark Schulz, Risik Direktor beiEuler Hermes Schweiz. „Gewinner sind hingegen der Schweizer Grosshandel und die Importeure, die zu niedrigen Euro-Preisen Waren einführen können. Auch die Privathaushalte gewinnen durch eine höhere Kaufkraft. Die Maschinen- und Uhrenindustrie, die Chemie- und Pharmabranche sowie die Medizinaltechnik sind auf den Weltmärkten hingegen positioniert und weisen überdurchschnittlich hohe Margen aus.“
Margen unter Druck
Die Margen bei Herstellern von hochwertigen Maschinen und teilweise in der Luxusindustrie stehen durch die Währungsturbulenzen ebenfalls unter Druck. Sie sind aber hoch genug, so dass keine Gefahr droht, in die Verlustzone abzurutschen. Sie können die Effekte des starken Schweizer Frankens teilweise durch die günstigen Importpreise kompensieren. Die Rohstoffbranche handelt in der Regel in US-Dollar und ist deshalb umsatzseitig nicht betroffen – die in Schweizer Franken anfallenden Kosten drücken jedoch dennoch auf die Profitabilität.
Importe aus Eurozone helfen
Die Eurozone könnte von vermehrten Importen der Schweizer Nachbarn profitieren. Importe aus der Eurozone helfen Schweizer Unternehmen, die Währungsschwankungen auszugleichen. „Die Schweizer Exporteure haben durch ihre Zulieferer aus der Eurozone eine Art natürliche Absicherung gegen Währungsschwankungen“, sagte Stefan Ruf, Chef von Euler Hermes in der Schweiz. „Bis zu einem gewissen Grad mildert dies die Auswirkungen des starken Frankens ab. Margeneinbussen kann dies aber nicht vollständig kompensieren. Schweizer Unternehmen könnten ihre Abhängigkeit von der Eurozone durch Expansion in andere Märkte reduzieren. Die Realisierung eines Freihandelsabkommen mit den USA ist dabei entscheidend. Zudem stehen Effizienzsteigerungen und Prozessoptimierungen im Fokus sowie die Verlagerung von Teilen der Produktion ins Ausland. Der unfreiwillige Innovations- und Effizienzdruck schafft längerfristig sehr gute Chancen im internationalen Wettbewerb. Das ist ein sehr positiver Aspekt einer starken lokalen Währung.“ (Euler Hermes/mc/pg)