Konjunkturexperten bei BIP-Prognosen kurzfristig optimistischer

Konjunkturexperten bei BIP-Prognosen kurzfristig optimistischer
(Bild: Schlierner / Adobe Stock)

Zürich – Die Konjunkturexperten sind bezüglich der Auswirkungen der Coronakrise auf das Schweizer Wirtschaftswachstum in der kurzen Frist optimistischer geworden. Mittelfristig bleiben sie indes skeptisch, wie eine Umfrage der Konjunkturforschungsstelle (KOF) unter Ökonomen zeigt.

Die vom 30. September bis 14. Oktober von der KOF befragten 16 Experten gehen für das laufende Jahr im Durchschnitt noch von einem Rückgang des Bruttoinlandproduktes (BIP) um 4,2 Prozent aus. In der letzten Umfrage vom Juni waren sie noch pessimistischer gewesen und hatten -5,0 Prozent veranschlagt.

Für das Jahr 2021 rechnen die Experten indes nur noch mit einer Zunahme des BIP um 3,3 Prozent, nachdem sie zuletzt noch ein Plus von 4,2 Prozent prognostiziert hatten. In fünf Jahren gehen sie dagegen unverändert von einem Zuwachs von 1,5 Prozent aus, wie die KOF am Dienstag mitteilte.

Dass sich die Konsensus-Erwartungen für das laufende Jahr aufgehellt haben, kommt nicht unerwartet. Denn nach der Lockerung der gesundheitspolitischen Massnahmen setzte Ende April eine zügige Aufholbewegung der Schweizer Wirtschaft ein. Zudem sorgte auch eine Daten-Revision des Bundes zu den BIP-Zahlen für einen gewissen Anpassungsbedarf nach oben.

Entsprechend haben in den vergangenen Wochen praktisch alle Ökonomen ihre Prognosen für 2020 etwas angehoben. Das spiegelt sich nun entsprechend im Konsens. Zuletzt hat auch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) seine Einschätzungen angehoben und zeigt sich nun mit seiner BIP-Prognose von -3,8 Prozent am optimistischsten.

Zuversichtlicher bezüglich Arbeitslosenrate
Im Detail erwarten die von der KOF befragten Experten eine Abnahme der realen Anlageinvestitionen um 5,3 Prozent im laufenden Jahr und einer Zunahme um 2,2 Prozent im kommenden Jahr. Im Juni hatten sie noch mit einer Abnahme um 6,4 Prozent beziehungsweise einer Zunahme um 3,2 Prozent gerechnet.

Die Erwartungen hinsichtlich der realen Exporte wurden dagegen kaum revidiert. Gemäss Consensus werden die Exporte im Jahr 2020 um 7,0 Prozent sinken und im Jahr 2021 um 7,2 Prozent steigen.

Nachdem sich die Experten in der Juni-Befragung deutlich pessimistischer als noch Anfang des Jahres hinsichtlich der Arbeitsmarktentwicklung gezeigt hatten, hellen sich die Erwartungen in der jüngsten Befragung wieder auf. Sie prognostizieren für 2020 eine Arbeitslosenquote gemäss Seco von 3,3 Prozent (Juni: 3,8%) und für 2021 von 3,9 Prozent (Juni: 4,2%). Auch die langfristigen Erwartungen hellen sich auf und liegen im Mittel bei 2,9 Prozent (Juni: 3.2%).

Auch hinsichtlich der Entwicklungen der Inflation haben sich im Vergleich zur letzten Befragung die Erwartungen kaum verändert. Die befragten Ökonomen rechnen weiterhin mit einer Abnahme der Konsumentenpreise um 0,7 Prozent im aktuellen und einer Zunahme um 0,2 Prozent im kommenden Jahr.

Franken bleibt stark
In der KOF-Umfragen werden die Experten auch zu Annahmen bezüglich Entwicklungen an den Finanzmärkten befragt. Den Euro-Kurs etwa sehen sie bei 1,08 Franken sowohl in drei als auch zwölf Monaten. Den Dollar schätzen die Auguren bei 0,94 Franken nach drei und bei 0,92 Franken nach zwölf Monaten.

Die Zinserwartungen bleiben entsprechend tief. Der Konsensus-Wert des 3-Monats-Libors in drei Monaten steht bei -0,74 nach zuvor -0,73 Prozent und in zwölf Monaten bei -0,72 nach -0,73 Prozent. Der Kassazins für 10-jährige Bundesobligationen wird in drei Monaten bei -0,44 Prozent und in zwölf Monaten bei -0,30 Prozent gesehen. Am Montag belief er sich auf -0,496 Prozent.

Am Aktienmarkt wird für den breiten Swiss Performance Index (SPI) in drei Monaten ein Punktestand von 12’700 Zählern und nach zwölf Monaten 13’300 Stellen erwartet. Aktuell liegt er bei gut 12’745 Punkten. (awp/mc/ps)

KOF

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