St. Gallen – Die Zahl der Firmenkonkurse in der Schweiz bleibt auch im November rückläufig. Seit dem Ausbruch der Corona-Krise im März liegt die Zahl der monatlichen Firmeninsolvenzen unter den Werten der Vorjahre, teils sogar deutlich. Der Verdacht liegt nahe, dass die Staatshilfen viele Zombie-Firmen nähren.
So zumindest sieht es der Schweizerische Gläubigerverband Creditreform. Noch entfalteten die vielseitigen staatlichen Massnahmen ihre Wirkung und viele Unternehmen in besonders betroffenen Branchen könnten eine Überschuldung weiterhin abwehren, teilte der Verband anlässlich seiner am Donnerstag publizierten Monatsstatistik mit.
Es sei deshalb zu vermuten, dass insbesondere die finanziellen Hilfen wie Überbrückungskredite und Kurzarbeitsentschädigung bei einigen Firmen, welche kurz vor dem finanziellen Ruin stehen, deren Leben verlängerten. Somit würden die Konkurse lediglich verzögert.
Ein Anstieg der jährlichen Firmenpleiten um 40 bis 50 Prozent auf über 7000 ist laut Creditreform ein «nicht unrealistisches Szenario». Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Firmeninsolvenzen seien aber schwierig abzuschätzen; und ab wann die Konkurswelle über die Firmen hereinbreche, hänge vom weiteren Verlauf der Krise ab.
Noch ist es aber – wie eingangs erwähnt – noch nicht soweit. Im November gingen schweizweit 590 Firmen pleite oder knapp 13 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahresmonat. Der grössere Teil davon waren wie üblich Insolvenzen, während ein kleinerer Teil der Firmen wegen organisatorischer Mängel schliessen musste.
Seit Jahresbeginn sind insgesamt gut 5600 Firmen Konkurs gegangen, womit sich der Rückgang gegenüber der Vorjahresperiode ebenfalls auf rund 13 Prozent summiert. Für das Gesamtjahr 2020 prognostiziert der Verband ein Total an Firmenkonkursen von etwa 6000.
Überraschend viele Neugründungen
So überraschend tief die Insolvenzen sind, so unerwartet hoch liegt die Zahl der neugegründeten Firmen. Die Zahl der Neueintragungen dürfte im laufenden Jahr den Wert von 45’000 überschreiten, so Creditreform. Dies sei umso erstaunlicher, als dass man mit dem Anstieg der Corona-Infektionen und den teils drakonischen Einschränkungen der Behörden nicht mit einem solchen Wachstum habe rechnen können.
Der Geschäftsführer von Creditreform, Claude Federer, kann sich diese Entwicklung nicht genau erklären, wie er auf Anfrage von AWP sagte. Offenbar hätten die Leute mit Projekten in der Pipeline trotz der Krise den Mut nicht verloren, diese auch umzusetzen, so seine Vermutung. Auf der anderen Seite könnten auch viele nach einem Arbeitsplatzverlust aus der Not eine Tugend gemacht haben.
Da gleichzeitig die Löschungen von Januar bis November um rund 10 Prozent zurückgegangen sind, dürfte im Gesamtjahr ein Nettozuwachs von rund 17’800 Firmen resultieren.(awp/mc/ps)