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Neuenburg – Die Schweizer Wirtschaft hat 2012 einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts BIP um 1,0 % verzeichnet. Dies geht aus ersten Schätzungen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Bundesamtes für Statistik hervor (Vorjahr +1,8%). Unter Berücksichtigung eines allgemeinen leichten Anstiegs des Preisniveaus registrierte das BIP zu laufenden Preisen ein Plus von 1,2 Prozent. Die Konsumfreude privaten Haushalte war 2012 der wichtigste Wachstumsmotor der Schweizer Wirtschaft.
Zum dritten Mal in Folge begünstigte die inländische Endnachfrage zu Preisen des Vorjahres das Wirtschaftswachstum deutlich. Dies ist auf den starken Anstieg der Konsumausgaben der privaten Haushalte und der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck zurückzuführen, die rund 60 Prozent des BIP ausmachen. Hier wurde ein Wachstum zu Preisen des Vorjahres um 2,4 Prozent verzeichnet zu. Die bessere Konsumentenstimmung, unterstützt durch tiefere Konsumentenpreise und die gute Situation bezüglich Beschäftigung und Löhne, haben ebenfalls zum positiven Ergebnis beigetragen.
Die Investitionen gingen hingegen leicht zurück (-0,4% zu Preisen des Vorjahres), nachdem sie in den beiden vorangegangenen Jahren mit +4,5% und +4,8% sehr positive Ergebnisse verzeichnet hatten. Dieses Ergebnis lasse sich durch den Rückgang im Baugewerbe und die Verlangsamung des Wachstums beim Kauf von Ausrüstungsgütern erklären, hält das Bundesamt in einer Medienmitteilung fest.
Aussenhandel begünstigt Wachstum nicht
Obwohl die Waren- und Dienstleistungsexporte weiter stark zunahmen (+2,5% zu Preisen des Vorjahres), verzeichnete der Aussenhandelssaldo einen leichten Rückgang und begünstigte das Wachstum des BIP im Jahr 2012 somit nicht. Grund für diese Situation ist die starke Zunahme der Importe, die vor allem im starken Anstieg der Dienstleistungsimporte (+9,4% zu Preisen des Vorjahres) begründet liegt. Diese Dynamik hängt stark mit der Zunahme der importierten Rückversicherungs-, Tourismus- und Transportleistungen sowie der technischen Hilfeleistungen zusammen.
Bei den Warenexporten wurde das Ergebnis der Exportbranchen lediglich durch einige Sektoren, wie beispielsweise die Chemie- und Pharmaindustrie oder die Uhrenindustrie, angehoben.
Verlangsamung in der Industrie und im Baugewerbe
Im sekundären Sektor ging die Wertschöpfung im Jahr 2012 in keiner Branche stark zurück, einige Branchen verzeichneten jedoch eine deutliche Verlangsamung. Das Baugewerbe musste hingegen nach vier Jahren mit starkem Wachstum einen Rückgang seiner Wertschöpfung zu Preisen des Vorjahres um 1,5 Prozent hinnehmen. Das verarbeitende Gewerbe verzeichnete insgesamt eine Stagnation, sein Wachstum blieb allerdings positiv. Einige Exportbranchen der Industrie (Uhrenindustrie, Pharmaindustrie, sonstiger Fahrzeugbau) wiesen trotz des schwierigen internationalen Umfelds nach wie vor deutliche Anstiege auf. Die Branche «Energieversorgung, Wasserversorgung, Beseitigung von Umweltverschmutzungen» verzeichnete ebenfalls eine starke Wertschöpfungssteigerung zu Preisen des Vorjahres.
Im tertiären Sektor (+1,1% zu Preisen des Vorjahres) fiel das Wachstum ähnlich aus wie im sekundären Sektor. Abgesehen von einigen Branchen mit einer negativen Entwicklung («Information und Kommunikation», «Gastgewerbe und Beherbergung» usw.) verzeichneten 2012 alle Dienstleistungsbranchen eine moderate Wertschöpfungssteigerung.
Deutliches Wachstum im Finanzsektor
Der Finanzsektor (Banken und Versicherungen) registrierte nach vier schwierigen Jahren wieder ein deutliches Wachstum (+2,4% zu Preisen des Vorjahres).
Anstieg des Bruttonationaleinkommens
Das Bruttonationaleinkommen stieg 2012 um 3,6 Prozent an. Ein Jahr zuvor war noch ein deutlicher Rückgang verzeichnet worden. Die Steigerung ist auf die starke Zunahme der aus dem Ausland zugeflossenen Vermögenserträge (+27,1%) zurückzuführen, die nur zu einem geringen Teil durch den Anstieg der ans Ausland geleisteten Vermögenserträge (+12,1%) kompensiert wird. Das positive Ergebnis der aus dem Ausland zugeflossenen Vermögenserträge liegt in einer starken Zunahme der Einnahmen aus den Direktinvestitionen der Schweiz im Ausland begründet.
Diese Zunahme kommt hauptsächlich den finanziellen Kapitalgesellschaften und Holdings zugute. Insgesamt ergab sich ein deutlicher Anstieg des Saldos der vom Ausland erhaltenen und ans Ausland bezahlten Faktoreinkommen (Arbeits- und Kapitaleinkommen) um 15 Milliarden. Der Einkommensbilanzüberschuss belief sich 2012 somit auf 20 Milliarden. (BFS/mc/pg)