(Bild: © FotolEdhar – Fotolia.com)
Zürich – Mit einer beeindruckenden Zahl grosser, strategisch ausgerichteter Transaktionen war 2014 in der Schweiz und weltweit ein ausgesprochen aktives M&A-Jahr. Das Gesamtvolumen der Transaktionen mit Schweizer Beteiligung schnellte um 155 Mrd Dollar auf enorme 188 Mrd Dollar in die Höhe. Das M&A-Jahr zeichnete sich jedoch nicht nur durch wegweisende Grossdeals aus. Auch die Anzahl Transaktionen stieg um beeindruckende 33% im Jahresvergleich, was zeigt, dass M&A heute ein wesentliches und zentrales Strategieelement darstellen.
2014 verzeichnete die Schweizer Wirtschaft eine ganze Reihe grosser Fusionen und Akquisitionen. Noch 2013 hatte die grösste Schweizer Transaktion einen Wert von unter 3 Mrd Dollar. Im letzten Jahr hingegen hatten alle Top-Ten-Deals ein deutlich höheres Volumen. Drei bewegten sich sogar zwischen 16 und 40 Mrd Dollar. Besonderes Interesse erregten der Zusammenschluss von Holcim und Lafarge sowie die Portfoliotransformation bei Novartis, welche eine dreiteilige Transaktion mit GSK sowie den Verkauf des Animal-Health-Geschäfts an Eli Lilly im Gesamtwert von 28.5 Mrd Dollar, umfasst. Die Fusion von Lafarge und Holcim mit einem Wert von 40 Mrd Dollar war die grösste Transaktion des Jahres und wird bis 2015 von einer Reihe an komplexen Veräusserungen und Restrukturierungen begleitet. Diese Transaktion veranschaulicht sehr deutlich den Trend hin zu einer Bündelung von Kernkompetenzen und erfolgversprechenden Synergien.
Hohe Aktivität im Pharma-Bereich
Während die Aktivität in einigen Branchen wie Pharma, Versicherungen und Private Banking boomte, blieb sie in anderen, etwa in den Bereichen Chemie und Energie, weitgehend konstant. Eine besonders hohe Aktivität zeigte 2014 die Pharmabranche: Fünf Transaktionen in diesem Sektor nehmen einen Platz unter den Top 10 ein.
Einige weitere hochkarätige Unternehmen haben beachtliche Transaktionen geschultert: So übernahm Geberit die finnische Sanitec, Nestlé trieb die Portfoliooptimierung weiter voran und Dufry erwarb die Nuance Group, womit sich das Unternehmen zum klaren Marktführer im Flughafen-Einzelhandelsgeschäft entwickelte.
Tiefe Zinsen, US-Wirtschaft und Reserven als Treiber der M&A-Märkte 2014
Das Rekordtief der Zinssätze, die sich erholende und wieder wachsende US-amerikanische Wirtschaft sowie Barreserven der Konzerne in Rekordhöhe wirken sich günstig auf die weltweiten M&A-Märkte aus. 2014 waren zudem ein sukzessiver Anstieg des Vertrauens und ein hohes Aktienkursniveau zu beobachten. Investitionen und Geldanlagen im gegenwärtigen, stabilen Marktumfeld sind und waren die Kerntreiber dieser M&A-Aktivitäten – und zwar ungeachtet der Bedenken hinsichtlich Stabilität der Eurozone, der politischen Situation bezüglich Russland und der Entwicklung der Wechselkurse.
Interessant ist, dass acht der zehn grössten Transaktionen, an denen Schweizer Unternehmen beteiligt waren, mit Partnern aus Gebieten ausserhalb der Eurozone erfolgten, wie Grossbritannien und Nordamerika. Möglicherweise haben die wirtschaftlichen und politischen Aussichten für die Eurozone sowie die Instabilität des Euro mehr als nur kurzfristige Auswirkungen.
Private-Equity-Unternehmen erwiesen sich 2014 als starke Akteure im schweizerischen M&A-Umfeld und zeichneten für drei der schweizerischen Top-10-Transaktionen verantwortlich. Die grösste Transaktion unter Beteiligung von Private Equity war die Veräusserung der restlichen noch von KKR gehaltenen 55% Alliance-Boots-Anteilen an Walgreen zu einem Preis von 23,8 Mrd Dollar. Angesichts des starken Wettbewerbs um attraktive Zielgesellschaften suchten viele schweizerische Beteiligungsunternehmen auch jenseits der Schweizer Grenzen nach Zielobjekten. Weitere Treiber für die erhöhte Aktivität der Private-Equity-Häuser waren die zunehmende Bereitschaft der Banken, Transaktionen offensiv zu finanzieren, sowie mehrere erfolgreiche Eigenkapitalfinanzierungen im Jahr 2014.
Weitere Konsolidierung im Private Banking erwartet
Die Konsolidierung im Schweizer Private Banking schritt 2014 voran und wird 2015 voraussichtlich weiter zulegen. Mit der brasilianischen BTG Pactual, die BSI für 1,7 Mrd Dollar übernahm, trat seit 2008 der erste neue Akteur in den Schweizer Private-Banking-Markt ein. Einige weitere nennenswerte Transaktionen kamen unter Beteiligung ausländischer Banken zu Stande, so der Verkauf von Kundenportfolios in der Höhe von rund 11 Mrd Dollar durch die HSBC an die LGT Group und die Akquisition des schweizerischen Privatbankengeschäfts der Morgan Stanley durch Safra Sarasin.
Für einige Privatbanken könnten die hohen Kosten aus dem US-Steuerprogramm das Aus bedeuten. Ihre Kundenvermögen könnten von erfolgreicheren Mitbewerbern übernommen werden. Nachdem die Zahl der Privatbanken bereits zwischen 2005 und Ende 2013 von 182 auf 139 sank, wird sie weiter abnehmen.
Beträchtliches Potenzial für 2015
Nicht nur Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte beurteilen die M&A-Aussichten positiv. Unterstützung erhalten sie von ihren Aktionären und den Kapitalmärkten, die den gewinnbringenden Einsatz von Kapital und damit M&A-Aktivitäten mit einer besseren Aktienkursentwicklung honorieren. Die Tatsache, dass viele Schweizer Unternehmen über gesunde Barreserven verfügen und Portfoliooptimierungsprogramme abgeschlossen haben oder in Kürze abschliessen werden, wird auch 2015 die Bewertungs- und Transaktionsaktivitäten weiter vorantreiben. Im Vergleich zur M&A-Welle zwischen 2004 und 2007 sind sich die Beteiligten stärker der Risiken bewusst, die mit solchen Transaktionen einhergehen. Sie betten daher ihre M&A-Aktivitäten sorgfältig in die strategische Gesamtplanung ein.
«Das kommende Jahr birgt beträchtliches Potenzial für eine weitere Steigerung der M&A-Aktivitäten», zeigt sich Patrik Kerler, Leiter M&A von KPMG Schweiz, überzeugt. «Insgesamt erwarten wir anhaltend hohe Aktivitäten am M&A-Markt. Der gesunde Appetit auf Transaktionen wird voraussichtlich im gesamten Jahr 2015 anhalten. Aufgabe der Transaktionen wird es vor allem sein, Wachstum in Kerngeschäftsfeldern zu schaffen. Die Käufer werden daher Übernahmeziele suchen, mit denen sie ihre jeweiligen Stärken ausbauen können.» (KPMG/mc/pg)