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Zürich – Nach einem starken Vorjahr hat sich der Schweizer M&A-Markt im ersten Quartal 2015 zurückhaltender entwickelt. Mit 65 Deals fanden deutlich weniger Transaktionen statt (-38%). Auch das Gesamtvolumen war mit USD 21 Mrd. rückläufig (-18%). Diese Zurückhaltung begründet sich vor allem in der Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die SNB im Januar. Die daraus resultierende Verunsicherung im Markt wirkte sich bremsend auf wichtige anstehende M&A-Entscheidungen aus. Die neu entstandenen strategischen Herausforderungen vieler Unternehmen lassen jedoch eine baldige Beschleunigung der M&A-Aktivitäten erwarten.
Im Quartalsvergleich ging die Anzahl Fusionen und Übernahmen um 38 Prozent zurück auf 65 verzeichnete Transaktionen mit Schweizer Beteiligung. Auch das Volumen lag gegenüber dem ersten Quartal 2014 mit USD 21 Mrd. rund USD 5 Mrd. unter Vorjahreswert. Allerdings bewegten sich die insgesamt 65 Transaktionen auf höherem Niveau im Vergleich zum ersten Quartal 2013, und es ist zu berücksichtigen, dass das letzte Jahr sowohl auf globaler als auch auf schweizerischer Ebene mit einem Volumen von USD 188 Mrd. ein M&A-Rekordjahr war.
Die grossen Deals in der Pharmabranche
Eine anhaltend hohe Aktivität war auch in diesem Quartal in der Pharmabranche zu beobachten: Hier wurden 30% der zehn grössten Deals gemacht. Dieser Trend war bereits im letzten Jahr – vor allem durch die hohe Aktivität von Novartis – festzustellen und setzt sich nun fort: So investierte Roche im Q1 2015 mit dem Kauf von Foundation Medicine (USD 780 Mio.) und Trophos (USD 495 Mio.) sowohl in die Krebsdiagnostik als auch in die Biotechnologie.
Auch die Bankenkonsolidierung schreibt mit dem Kauf der Coutts International durch die schweizerische Privatbank Union Bancaire Privée in diesem Quartal ein weiteres Kapitel. Bemerkenswert ist die angekündigte Übernahme von World Duty Free (WDF) durch Dufry mit einem Gesamtvolumen von USD 4.0 Mrd. Die Übernahme via Kauf der 50.1% von Edizone plus ein verbindliches Übernahmeangebot über die weiteren 49.9% Aktien wird die globale Führungsposition von Dufry in der Branche weiter stärken.
Holcim-Lafarge-Fusion an der Spitze
Die grösste angekündigte Transaktion in diesem Quartal betrifft den Verkauf bestimmter Teile der sich zusammenschliessenden Lafarge und Holcim an CRH über USD 7.2 Mrd. Zudem wurden beim Zusammenschluss die Konditionen verändert. Die Verwaltungsräte der beiden Gesellschaften einigten sich neu auf ein revidiertes Austauschverhältnis von neun Holcim-Aktien für zehn Lafarge-Titel (statt ursprünglich 1:1) sowie auf eine Anpassung der Führungsstrukturen.
Chancen und Risiken von M&A ohne Euro-Untergrenze
Im Januar entschied die Schweizerische Nationalbank, den Schweizer Franken vom Euro zu entkoppeln. Nach einer Phase der Schockstarre mussten und müssen sich Schweizer Unternehmen in verschiedenen Industrien mit veränderten strategischen Kernfragen auseinandersetzen. Erste Anpassungen der Unternehmensstrategien wurden bereits vorgenommen. Geht man davon aus, dass sich der Schweizer Franken mittelfristig leicht über Parität halten wird, bietet sich für Schweizer Unternehmen unter Berücksichtigung der nach wie vor attraktiven Finanzierungsmöglichkeiten durchaus die Chance, durch aktive und grenzüberschreitende M&A-Tätigkeiten die eigene Position nachhaltig zu stärken.
«Während in der Schweiz die M&A-Aktivitäten aufgrund der durch den SNB-Entscheid hervorgerufenen Unsicherheiten einen kurzfristigen Dämpfer erhalten haben, geht die M&A-Welle im globalen Umfeld unbeirrt neuen Höchstständen entgegen. Unter den erwähnten aktuellen Rahmenbedingungen wird sich dieser Trend auch 2015 und 2016 weiter akzentuieren», ist Patrik Kerler, Leiter M&A von KPMG Schweiz, überzeugt. (KPMG/mc)