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Zürich – Das erste Halbjahr 2015 hat sich nach einem relativ starken ersten Quartal nur moderat weiterentwickelt. Mit insgesamt 130 Deals (-32.6%) und einem Transaktionsvolumen von USD 25.8 Mrd. (-77.2%) liegen die ersten sechs Monate, vor allem hinsichtlich des gehandelten Volumens, deutlich unter dem starken Vorjahreswert. Die anhaltende Frankenstärke hat die Marktdynamik merklich gebremst. Die aktuelle Situation stellt Schweizer Unternehmen aber nicht nur vor Herausforderungen, sondern bietet ihnen im internationalen M&A-Markt auch neue Möglichkeiten.
Im ersten Halbjahr 2015 waren Schweizer Unternehmen bei insgesamt 130 M&A-Deals involviert. Im gleichen Zeitraum 2014 lag diese Zahl noch bei 193 Transaktionen (-32.6%). Sowohl in Bezug auf die Anzahl Deals als auch bezüglich Volumen stach das erste Quartal besonders heraus. Ausserdem spielt die anhaltend hohe Beteiligung von Schweizer Käufern, die sich bereits über das Jahr 2014 auf der Höhe von rund 70% eingependelt hat, eine grosse Rolle. Das Transaktionsvolumen von USD 25.8 Mrd. liegt im Vergleich zum Vorjahr um USD 87.7 Mrd. tiefer. Im Vergleich mit dem Durchschnittswert der letzten fünf Ersthalbjahre (USD 60.4 Mrd.) relativiert sich dieser starke Rückgang jedoch, zumal das erste Halbjahr 2014 mit USD 113.5 Mrd. einen Rekordwert aufwies.
Die Liste der zehn grössten Deals in der ersten Hälfte 2015 wurde deutlich geprägt durch Transaktionen im ersten Quartal. Darunter finden sich auch milliardenschwere Deals wie der Verkauf bestimmter Teile der sich zusammenschliessenden Lafarge und Holcim an CRH (USD 7.2 Mrd) sowie die Übernahme von World Duty Free (WDF) durch Dufry mit einem Gesamtvolumen von USD 4.0 Mrd.
Mögliche Übernahmewelle in der Life Sciences- und Biotech-Branche
Die hohe Aktivität in der Pharmabranche im vergangenen Halbjahr 2015 lässt sich unter anderem auch auf den Boom in der Biotechnologiebranche zurückführen. Die demografische Entwicklung der Gesellschaft ist nur einer von mehreren Gründen, weshalb die Biotech-Branche als Zukunftsmarkt mit weiterem Wachstumspotential gilt. Die grosse Innovationskraft macht Biotechunternehmen zu attraktiven Übernahmezielen.
Dies zeigt der Fall von Trophos: Das Unternehmen wurde im ersten Quartal 2015 für USD 495 Mio. an Roche verkauft. Dennoch kämpft auch dieser Sektor mit einem stetig ansteigenden Preisdruck infolge des sich intensivierenden Konkurrenzkampfes und weil der Patentschutz bei vielen umsatzstarken Medikamenten abläuft. Es ist mit einem Trend in Richtung Konsolidierung zu rechnen, was sich auch in absehbarer Zeit in einer erhöhten M&A-Aktivität bemerkbar machen wird.
Frankenstärke als Chance nutzen
Nach der grossen Überraschung und der Anpassung von vielen Unternehmensstrategien zeigt sich rund sechs Monate nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses eine neue Phase: Die Frankenstärke führt zu einer gestiegenen Kaufkraft bei Schweizer Firmen und macht Übernahmeziele aus dem Euro-Raum zumindest teilweise attraktiver. Dies resultiert auch im Anteil von 70% an Schweizer Käufern, die zu 43% in west-europäische Ziele investiert haben.
Demgegenüber beginnt sich insbesondere bei exportorientierten Unternehmen, wie in der Konsumgüterindustrie oder in der Transportbranche, der negative Effekt des Wechselkurses in den Profitabilitätszahlen niederzuschlagen. Die Reserven sind langsam aufgebraucht, und es wird vermehrt mit Liquidationsengpässen gerechnet. Auch diese Entwicklung wird den M&A-Markt beleben, allerdings durch einen anderen Typus von Transaktionen. Dabei handelt es sich um Verkäufe von Unternehmen in finanzieller Schieflage.
Globale M&A-Welle
Die aktuellen Unsicherheiten im europäischen Wirtschaftsraum, die mehrheitlich geprägt sind durch die finanziellen Probleme Griechenlands, beeinflussen die internationale M&A-Aktivitäten nur bedingt: «Das noch immer robuste Marktumfeld in der Schweiz und die solide Kaufkraft von Schweizer Firmen bieten attraktive Chancen für grenzüberschreitende M&A-Tätigkeiten», fasst Patrik Kerler, Leiter M&A bei KPMG Schweiz, die momentane Situation zusammen. «Wir rechnen damit, dass insbesondere global tätige Unternehmen weiterhin durch hohe Aktivität im internationalen M&A-Markt auffallen werden», so Patrik Kerler weiter. (KPMG/mc/ps)