Zürich – Die Unterschiede bei der Höhe der Verwaltungskosten der Krankenkassen sind riesig: Die Sumiswalder ist mit 100 Franken Verwaltungskosten pro versicherte Person 2020 die effizienteste, die Krankenkasse Ingenbohl mit 666 Franken die ineffizienteste.
Zum ersten Mal seit 2015 ist eine Häufung von hohen Prämien bei Kassen mit hohen Verwaltungskosten zu beobachten. Das zeigt eine Analyse von comparis.ch.
Die aktuellen Daten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) zeigen: Die Verwaltungskosten der Krankenversicherungen betrugen 2020 im Schnitt 4,9 Prozent der Prämien bzw. 184 Franken pro versicherte Person. Im Vorjahr waren es 4,8 Prozent bzw. 173 Franken. Der Online-Vergleichsdienst Comparis hat auch heuer den Zusammenhang zwischen Verwaltungskosten und Prämien untersucht.
Konzentration von hohen Durchschnittsprämien bei hohen Verwaltungsgebühren
Im Fünfjahresvergleich ist zum ersten Mal für 2020 eine Konzentration von hohen Durchschnittsprämien bei hohen Verwaltungskosten zu beobachten. 4 der 5 teuersten Kassen liegen im Viertel der höchsten Verwaltungskosten. Nebst der Krankenkasse Institut Ingenbohl sind es die Sympany Moove mit einer Durchschnittsprämie von 4’562 Franken, die zur Visana-Gruppe gehörende Galenos (4’474 Franken) und die Mutuel Assurance (4’456 Franken). Nur die Intras mit einer Durchschnittsprämie von 4’342 Franken schafft es zumindest auf den Medianwert der Verwaltungskosten (und 194 Franken Verwaltungskosten).
Die tiefsten Durchschnittsprämien zahlen wiederum Versicherte bei den Kassen mit höchster Effizienz. Am wenigsten zahlten 2020 Versicherte der Sanavals Gesundheitskasse mit einer Durchschnittsprämie von 2’980 Franken. An zweitwenigsten bezahlten die Kundinnen und Kunden der Sanagate mit 2’986 Franken. Am drittgünstigsten von allen Kassen war es für die Agrisano-Versicherten mit durchschnittlichen Prämien von 3’071 Franken. Nur eine einzige der 5 günstigsten Kassen befindet sich im Viertel mit den höchsten Verwaltungskosten; nämlich die Glarner Krankenversicherung mit einer Durchschnittsprämie von 3’082 Franken und 255 Franken Verwaltungskosten pro versicherter Person.
Grundsätzlich zeigte sich schon in der Vergangenheit ein Trend hin zu tendenziell günstigeren Prämien bei den Kassen im ersten Effizienzviertel. «Ob sich dieses Phänomen künftig akzentuiert, dass die effizientesten Krankenversicherer auch die tiefsten Prämien anbieten, ist noch nicht klar. Gut wäre es. Und noch besser wäre es, wenn sie auch die beste Kundenzufriedenheit hätten», so Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly.
Die Sumiswalder Krankenkasse war 2020 am effizientesten
Die effizienteste Kasse war 2020 die Sumiswalder Krankenkasse. Sie senkte ihre Verwaltungskosten um 28 Franken gegenüber dem Vorjahr (von 128 auf 100 Franken) und gab 2,8 Prozent ihres Prämienvolumens für die Verwaltung aus. An zweiter Stelle folgt die Vorjahressiegerin Krankenkasse Luzerner Hinterland. Hier stiegen die Verwaltungskosten von 99 auf 105 Franken pro Versicherten. Mit 119 Franken (+10 Franken) war die Sodalis Gesundheitsgruppe die dritteffizienteste Kasse.
Die Hälfte der effizientesten Kassen sind kleine, regionale Gesellschaften
Gut die Hälfte der effizientesten Kassen sind kleine, regionale Gesellschaften. Von den grossen Kassen befinden sich CSS, Visana und die Sanitas-Tochter Compact im ersten Viertel. Die CSS gab 2020 134 Franken pro versicherte Person für die Verwaltung aus und damit 4 Franken weniger als 2019. Die CSS-Tochter Arcosana schaffte es im neuesten Ranking mit 153 Franken auch ins erste Viertel (Vorjahr 151 Franken). Bei der CSS-Tochter Sanagate stiegen die Verwaltungskosten zwar von 128 auf 134 pro versicherte Person. Doch zahlten hier die Versicherten 2020 im Schnitt mit 2’986 Franken die zweittiefsten Grundversicherungsprämien.
Visana (141 Franken pro versicherte Person) – zusammen mit ihren Töchtern sana24 (139 Franken) und Vivacare (157 Franken) – sowie die Sanitas-Tochter Compact (136 Franken) sind ebenfalls im Viertel mit den tiefsten Verwaltungskosten zu finden.
72 Prozent höhere Prämien bei der ineffizientesten Kasse
Am höchsten waren 2020 die Verwaltungskosten bei der Kleinstkrankenkasse Institut Ingenbohl. Sie gab 666 Franken pro versicherter Person für die Verwaltung aus. Das sind 93 Franken mehr als noch im Jahr zuvor. Gleichzeitig zahlten die Versicherten hier auch die höchsten Prämien mit durchschnittlich 5’114 Franken. Das sind 72 Prozent mehr als bei der Sanavals Gesundheitskasse.
Im Viertel der Kassen mit den höchsten Verwaltungskosten befanden sich 2020 verschiedene grosse und mittlere Krankenversicherer; so die Mutuel Assurance (236 Franken), KPT (274 Franken), die EGK (293 Franken) sowie die Sympany-Töchter Moove (265 Franken) und Vivao (238 Franken).
Regulierungsbürokratie treibt Verwaltungskosten in die Höhe
Zwar konnten einzelne Kassen ihre Verwaltungsgebühren senken. Grundsätzlich jedoch sind sie in den letzten Jahren gestiegen und zwar zwischen 2016 und 2020 im Durchschnitt von 163 auf 184 Franken pro versicherte Person (plus 13 Prozent). «Die Regulierungsbürokratie treibt nicht nur im Bundesamt für Gesundheit (BAG) und in den Arztpraxen, Spitälern etc., sondern auch bei den Krankenversicherern die administrativen Kosten in die Höhe, sogar bei einigen der effizientesten», so Schneuwly.
Comparis-Effizienzpreis
Um die Anstrengungen der Krankenkassen für eine noch effizientere Verwaltung transparent zu machen, verleiht der Online-Vergleichsdienst comparis.ch seit 2015 den Effizienzpreis. Ausgezeichnet werden die Schweizer Krankenversicherer mit dem tiefsten Verwaltungsaufwand.
Als effizient gilt eine Krankenkasse gemäss diesem Ranking, wenn sie zum besten Viertel der Krankenkassen mit den tiefsten Verwaltungskosten gehört. Bewertet wird der Verwaltungsaufwand je versicherte Person in Franken.
Für das Jahr 2020 liegt die Effizienzgrenze bei 159 Franken pro versicherte Person. Die Zahlen beruhen auf den neusten offiziellen Aufsichtsdaten für die Obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP), die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) jedes Jahr veröffentlicht. Stand Oktober 2021. (comparis/mc/hfu)