(Foto: spotmatikphoto – Fotolia.com)
Bern – Die Krankenkassenprämien dürften nächstes Jahr durchschnittlich um 4 bis 5% steigen. Das schätzt der Krankenkassendachverband santésuisse. In den letzten zwei Jahren waren die Prämien jeweils um 4% teurer geworden.
Die Prämiensteigerung für 2017 sei etwa im Rahmen der vergangenen Jahre, sagte santésuisse-Direktorin Verena Nold am Freitag in der Sendung «HeuteMorgen» von Radio SRF. Weil die Löhne weniger stark wachsen, sei dies «eine starke Belastung» für die Bevölkerung. Zu den steigenden Kosten trägt laut Nold bei, dass die Patienten häufiger zum Arzt gehen. Gleichzeitig würden die einzelnen Arztbesuche teurer. «Diese Mischung führt dazu, dass die Arztkosten jedes Jahr steigen.»
Die Kosten wachsen laut Nold in günstigeren, ländlichen Kantonen stärker als in den tendenziell teuren Kantonen wie Basel-Stadt, Genf und Waadt. Die Prämien dürften 2017 im Durchschnitt laut santésuisse um 4 bis 5% steigen. Santésuisse bestätigte auf Anfrage die Meldung von Radio SRF.
Die Krankenkassen müssen ihre Prämien für 2017 bis Ende Juli festsetzen und dem Bundesamt für Gesundheit zur Genehmigung einreichen. Dieses prüft anschliessend aufgrund von Kostenprognosen, Vergleichen zwischen Versicherern und Erfahrungswerten die eingegebenen Budgets, die den Prämien zugrunde liegen. Im Herbst gibt der Bundesrat dann die durchschnittlichen Prämien bekannt.
Defizite der Vergangenheit
Die Schätzung von santésuisse zum Prämienanstieg deckt sich mit jener des Waadtländer Gesundheitsdirektors Pierre-Yves Maillard. Er zeigte sich in einem Interview Mitte Juni überzeugt, dass der Prämienanstieg für das kommende Jahr jenen für 2016 übersteigen wird.
Dies ergebe sich aus den gestiegenen Gesundheitskosten und der «nicht guten» finanziellen Lage der Versicherer. «Der Anstieg der Kosten und die Defizite der Vergangenheit müssen gedeckt werden», sagte er. Als Ursachen der Prämienschübe identifizierte er unter anderem die neue Spitalfinanzierung von 2012.
Alterung und Fortschritt
Gesundheitsminister Alain Berset hatte vergangenen Herbst bei der Präsentation der Prämien 2016 mehrfach zu Geduld gemahnt. Die Gesundheitskosten würden weiter steigen – und mit ihnen die Prämien. Die Gründe, die er nannte, sind bekannt: die Alterung der Bevölkerung und der technologische Fortschritt im Gesundheitsbereich.
Es seien mittel- und langfristige Projekte im Gang, um die Kosten und damit die Prämien in den Griff zu bekommen, sagte Berset damals. Es brauche aber Zeit, bis sich diese in den Kosten niederschlügen. (awp/mc/pg)