Schindellegi – Der Corona-Boom, welcher dem Logistikkonzern Kühne+Nagel letztes Jahr Traumresultate bescherte, ist vorbei. Im Startquartal gingen Umsatz und Gewinn markant zurück. Die Kennzahlen zur Profitabilität sind aber weit besser als befürchtet.
Auf den ersten Blick sieht es düster aus: Der Nettoumsatz nahm im ersten Quartal um 37 Prozent auf 6,75 Milliarden Franken ab, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Und der Rohertrag schrumpfte um 19 Prozent auf 2,39 Milliarden. Mit dieser Zahl wird ausgedrückt, wie viel Geld bei Kühne+Nagel bleibt, nachdem die oft schwankenden Frachttarife der Reeder und Fluggesellschaften beglichen wurden.
In der Folge verschlechterten sich auch die Gewinnzahlen. Der operative Gewinn (EBIT) ging um satte 45 Prozent auf 612 Millionen zurück und der Reingewinn um ebenfalls 45 Prozent auf 462 Millionen.
«Rasche Normalisierung»
Auf den zweiten Blick relativiert sich der Rückgang der Zahlen jedoch. Denn in den letzten beiden Jahren hatte das Unternehmen stark von den Pandemieturbulenzen profitiert: Warenströme zu organisieren, war aufwendiger und damit für die Kunden teurer. Die Mitarbeitenden von Kühne+Nagel mussten kurzfristig alternative Routen finden und die Waren öfter umladen – gegen gutes Geld, versteht sich.
Nun sei es zu einer «raschen Normalisierung» der wirtschaftlichen Verhältnisse nach der coronabedingten Sonderkonjunktur in 2021 und 2022 gekommen, hiess es denn auch in der Mitteilung. Die Nachfrage nach Transportdienstleistungen sei zurückgegangen.
Personal abgebaut
Allerdings ist es dem Unternehmen gelungen, die Profitabilität trotz des Umsatzrückgangs auf einem relativ hohen Niveau zu halten. So kam die Konversionsrate, die das Verhältnis von EBIT zum sogenannten Rohertrag beschreibt und für das Management eine wichtige Kenngrösse ist, bei hohen 26 Prozent zu liegen. Die Analysten hatten einen deutlich tieferen Wert erwartet.
Kühne+Nagel hatte im März angekündigt, dass diese Kennzahl nicht auf das Vor-Corona-Niveau zurückfallen soll. Konkret soll sie mit 25 bis 30 Prozent bis 2026 fast so hoch bleiben wie während des Corona-Booms. Für die Ende 2022 abgeschlossene Strategieperiode hatte noch ein Ziel von 16 Prozent gegolten.
Die aktuell sehr gute Profitabilität führte Finanzchef Markus Blanka-Graff gegenüber AWP auf rasche Personalmassnahmen zurück, mit denen auf die sich abzeichnenden Volumenrückgänge reagiert worden sei. Natürliche Abgänge seien zum Teil nicht ersetzt worden. Und insbesondere in Asien sei es zu einem Stellenabbau gekommen. Die Personalausgaben gingen im Startquartal – trotz Lohninflation – um 4 Prozent zurück.
Alles in allem erwartet der Finanzchef, dass im laufenden Jahr die Rentabilität über dem Vor-Pandemie-Niveau zu liegen kommt. Dies gilt umso mehr, weil der Gegenwind nachlässt. «Ich gehe davon aus, dass die Zeiten der grossen Volumenverluste vorbei sind», sagte er.
An der Börse kommt dies alles gut an. Die Kühne+Nagel-Aktie notiert gegen 11 Uhr gut 3 Prozent im Plus – dies nach einer schon bislang sehr guten Jahresperformance. (awp/mc/ps)