Schindellegi – Die Zahlen des Logistikers Kühne+Nagel fürs erste Halbjahr 2023 zeigen zwar steil nach unten, trotzdem handelt es sich um ein solides Ergebnis. Die Lage hat sich für das Unternehmen aus dem Kanton Schwyz nach dem Corona-Boom einfach wieder normalisiert.
Schaut man sich den Zahlenkranz im Detail an, so zeigt sich: Der Logistikkonzern hat sich im Vergleich zu 2018 und 2019 bei der Profitabilität klar verbessert. Die Branche misst ihre Rentabilität mit einer eigenen Kennzahl, der sogenannten Konversionsmarge.
Diese gibt das Verhältnis von Betriebsgewinn (EBIT) zum Rohertrag an. Letzterer ist um die volatilen Frachttarife der Reedereien bereinigt, die Kühne+Nagel nicht selbst festlegen kann und für gewöhnlich einfach an die Kundschaft weitergibt.
Diese Konversionsmarge lag im ersten Semester 2023 nun bei 24,4 Prozent nach 37,2 Prozent in der Vorjahresperiode. Doch relativiert sich dieser Einbruch stark, wenn man den Blick zurückschweifen lässt. 2019 lag die Konversionsmarge im ersten Halbjahr bloss bei 12,8 Prozent; im ersten Halbjahr 2018 waren es 13,2 Prozent.
Profitabilität höher als Vor-Corona
Dem Unternehmen ist es im 2023 bisher somit gelungen, die Profitabilität trotz eines deutlichen Umsatz- und Gewinnrückgangs auf einem hohen Niveau zu halten. Kühne+Nagel hatte im März selbst bereits angekündigt, dass die Konversionsmarge nicht auf das Vor-Corona-Niveau zurückfallen soll.
Schaut man sich die Zahlen ansonsten genauer an, so zeigte sich: In der Nach-Corona-Welt gehört die grosse Bühne wieder der See- und nicht mehr der Luftfracht.
Diese war eigentlich schon immer die Paradedisziplin von Kühne+Nagel, doch litt sie in den letzten Jahren stark unter den Verwerfungen der internationalen Lieferketten. Die Kunden wichen auf die Luftfracht aus, obwohl diese viel teurer ist. Aber die Devise lautete: Lieber mehr bezahlen, anstatt die Ware später erhalten.
Hiervon ist aktuell nichts mehr zu spüren. Die Lage habe sich nicht nur beruhigt, vielmehr sei die Seefracht gar pünktlicher als je zuvor, führte Firmenchef Stefan Paul am Dienstag an einer Telefonkonferenz mit Journalisten aus. Entsprechend erfreue sie sich wieder einer grösseren Beliebtheit.
Zweites Halbjahr
Nichtsdestotrotz konnte sich auch diese Sparte der «Normalisierung» nach Corona im ersten Halbjahr nicht erziehen. Der Rohertrag ging aber «nur» um einen Drittel zurück, satt um rund 42 Prozent wie in der Luftfracht.
Mit Blick nach vorne, so der CEO, dürfte die Performance von Kühne+Nagel im zweiten Halbjahr in etwa auf dem Niveau dieses «normalisierten» ersten Semesters zu liegen kommen. Die Seefracht dürfte sich nach dem Rückgang gar wieder leicht beleben. Auf eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr verzichtete das Unternehmen aber wie üblich.
Längerfristig will man beim Konzern die im März vorgestellte strategische Weiterentwicklung im Rahmen der Strategie «Roadmap 2026» vorantreiben. Man fokussiere weiter auf die Erschliessung von Marktpotenzialen in Asien, Afrika und dem Nahen Osten sowie auf das Angebot von margenstarken Dienstleistungen.
Die Börse konnten sich am Dienstag mit dem Gelieferten anfreunden: Die Kühne+Nagel-Aktie kostete um 11.45 Uhr 1,2 Prozent mehr (SMI +0,3%). (awp/mc/ps)