Schindellegi – Kühne+Nagel hat in den letzten beiden Jahren stark von den Pandemieturbulenzen profitiert. Nun hat sich die Lage eingetrübt. Gleichwohl geht das Unternehmen davon aus, auf mittlere Sicht rentabler zu sein als vor der Coronakrise.
2021 und 2022 waren für Kühne+Nagel hervorragende Jahre. Denn die Lieferkettenprobleme im Nachgang zur Pandemie liessen die Kassen klingeln. Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch.
Denn Warenströme zu organisieren, war in diesem Umfeld aufwendiger und damit für die Kunden teurer. Die Mitarbeitenden von Kühne+Nagel mussten kurzfristig alternative Routen finden und die Waren öfter umladen – gegen gutes Geld, versteht sich.
Der Nettoumsatz stieg im vergangenen Jahr denn auch um 20 Prozent auf 39,40 Milliarden Franken, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. In der Folge verbesserten sich die Gewinnzahlen markant. Der operative Gewinn (EBIT) erhöhte sich um 28 Prozent auf 3,76 Milliarden und der Reingewinn um 30 Prozent auf 2,81 Milliarden Franken. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 14,00 pro Aktie erhalten nach 10,00 Franken vor einem Jahr.
Keine Trendwende bei den Volumen
Gegen Ende 2022 hat sich die Situation allerdings normalisiert. So lagen alle wichtigen Kennzahlen für das vierte Quartal klar unter den Werten der Vorjahresperiode. Die gesamtwirtschaftliche Abkühlung habe sich ausgewirkt, hiess es dazu vom Unternehmen. Besonders ausgeprägt war der Rückgang in der Luftfracht, die im vierten Quartal einen Umsatzeinbruch von 39 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal erlitt.
Und eine Trendwende ist nicht in Sicht, wie Finanzchef Markus Blanka-Graff gegenüber der Nachrichtenagentur AWP sagte. «Bei den Volumen ist das erste Quartal eine Verlängerung des vierten Quartals.» Er wollte allerdings wie üblich keine Ziele für das laufende Geschäftsjahr abgeben. Die Unsicherheiten seien gross. «Und wir haben keine Kristallkugel», so der CFO.
Für 2023 ist der offizielle Ausblick denn auch vage. Die seit vielen Jahren anhaltende positive Wachstums- und Ergebnisentwicklung soll sich laut dem Management in diesem Jahr fortsetzen. Diese Vorhersage wird allerdings mit einem wichtigen Zusatz versehen. Denn sie gelte «unter Ausklammerung der aussergewöhnlichen Geschäftsvolumina und Ergebnisse in den Geschäftsjahren 2021 und 2022», welche die Folge des coronabedingten Feuerwerks gewesen seien.
Neue Märkte im Visier
Mittelfristig will Kühne+Nagel gleichwohl nicht auf das Vor-Coronaniveau zurückfallen. Die Konversionsrate, die das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag beschreibt, soll demnach bis 2026 fast so hoch bleiben wie während des Coronabooms.
Erreicht werden soll die höhere Ertragskraft mit der sogenannten «Roadmap 2026». Die neue Strategie sieht unter anderem Mehrumsätze mit E-Commerce in der Höhe von 500 Millionen vor. Geplant ist ausserdem der Einstieg in neue Märkte.
Konkret will der Konzern künftig stärker mit Anbietern aus dem Bereich erneuerbare Energien sowie mit Halbleiterherstellern zusammenarbeiten. «Wir wollen 2026 mit der Chipindustrie einen Umsatz von 500 Millionen erzielen», sagte CEO Stefan Paul. Geografisch seien Kunden in Japan und Korea im Fokus, aber auch Afrika werde wichtiger.
An der Börse kamen die neuen Pläne sehr gut an – am Mittwoch legten die Papiere um mehr als 5 Prozent zu. (awp/mc/pg)