Kühne+Nagel büsst an Profitabilität ein
Schindellegi – Der Logistikdienstleister Kühne+Nagel ist im ersten Quartal 2017 zwar ertragsmässig gewachsen, das Geschäft war allerdings weniger profitabel. Der Grund liegt im wesentlichem im weiterhin unter Margendruck stehenden Seefrachtgeschäft. Für den weiteren Geschäftsverlauf zeigt sich das Management aber optimistisch.
Der Nettoumsatz legte im Zeitraum von Januar bis März um 7,2% auf 4,30 Mrd CHF zu. Der um die volatilen Frachtraten bereinigte und deshalb aussagekräftigere Rohertrag verbesserte sich um 3,5% auf 1,65 Mrd.
Der operative Gewinn auf Stufe EBIT ging allerdings um 3,7% auf 209 Mio CHF zurück, womit sich die entsprechende Marge auf 4,9% von 5,4% verschlechterte. Der den Aktionären anrechenbare Reingewinn sank um 2,4% auf 164 Mio, wie der Konzern am Donnerstag mitteilt. Mit den Zahlen hat Kühne+Nagel die Analystenerwartungen beim Nettoumsatz und Rohertrag übertroffen, bei den Gewinnzahlen hingegen verfehlt.
Margendruck in Seefracht hält an
In der Paradedisziplin Seefracht stieg das Transportvolumen um 9%, womit Kühne+Nagel den Angaben zufolge mehr als doppelt so schnell wie der Gesamtmarkt gewachsen ist. In nahezu allen Fahrtgebieten habe man «deutliche» Marktanteile gewonnen, vor allem in den transatlantischen und transpazifischen Verkehrsrouten.
Der EBIT fiel allerdings um 13% auf 93 Mio CHF zurück und die Konversionsmarge, die das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag ausdrückt und eine wichtige Profitabilitätskennzahl in der Branche ist, verschlechterte sich auf 27,6% von 30,2% im vierten bzw. 30,7% im ersten Quartal 2016. Der Margendruck ist auf die im Zuge der Hanjin-Pleite im dritten Quartal 2016 stark gestiegenen Frachtraten zurückzuführen, die Kühne+Nagel nicht vollständig an die Kunden weitergeben konnte.
Positiver zeigt sich das Luftfrachtgeschäft. Das Transportvolumen schoss um knapp 16% nach oben, was im historischen Vergleich ein starker Anstieg ist. Vor allem in den Bereichen Pharma und Perishables – sprich verderbliche Waren – sowie e-Commerce sei ein starkes Wachstum erzielt worden. Aber auch hier entwickelte sich der EBIT rückläufig (-1,4% auf 72 Mio), und die Konversionsmarge ging auf 29,9% von 31,1% im ersten Jahresviertel 2016 zurück.
Profitables Wachstum im Landverkehr und Kontraktlogistik
Profitabel gewachsen ist Kühne+Nagel in den beiden anderen Geschäftsbereichen. Im Landverkehr legte der Rohertrag um 2,7% auf 226 Mio CHF zu und der EBIT auf 7 Mio von 4 Mio. Zu dieser positiven Entwicklung trugen den Angaben zufolge zum einen das höhere Aufkommen bei den Stückgut-, Komplettladungs- und Intermodalverkehren bei, zum anderen die gute Auftragslage bei den industriespezifischen Dienstleistungen, vor allem für die Pharmabranche und den Expo & Event-Bereich.
Im Bereich Kontraktlogistik – hier bietet Kühne+Nagel beispielsweise die Lagerhaltung von Waren und das Management der Warenströme an – verbesserte sich der Rohertrag um 6,8% auf 844 Mio CHF und der EBIT um 12% auf 37 Mio. Neukundengeschäft sei insbesondere in den Bereichen e-Commerce und Pharma gewonnen worden. Die im März bekanntgegebene Übernahme zweier Pharmalogistikunternehmen werde zusätzliches Wachstum generieren, heisst es.
Gute Basis für H2 – Guidance bestätigt
Für CEO Detlef Trefzger ist dies insgesamt ein «gutes Ergebnis», welches «unseren optimistischen Ausblick auf eine weitere erfolgreiche Geschäftsentwicklung in diesem Jahr stützt», lässt er sich in der Mitteilung zitierten. «Wir haben eine gute Basis für das zweite Halbjahr 2017 geschaffen.»
Finanzchef Markus Blanka-Graff bestätigte gegenüber AWP die Guidance für das Gesamtjahr, derzufolge eine EBIT-Marge von mindestens 5% zu erwarten ist. Die Frachtraten seien nun viel weniger volatil als in der Vergangenheit. «Das macht das Geschäft berechenbarer, und daher kommt auch unsere Zuversicht für das zweite Halbjahr.»
Die Kühne+Nagel-Aktie zeigte sich recht volatil und wechselte mehrfach das Vorzeichen. Am Schluss resultierte ein leichtes Plus von 0,2%. Eine weiterhin solide Performance in einem schwierigen Marktumfeld, auch wenn die Gewinnerwartungen verfehlt wurden, lautet das Fazit von Vontobel. Die höhere Volumenbasis könne zu einer Hebelwirkung führen, wenn sich die Margen im zweiten Halbjahr erholen. (awp/mc/upd/ps)