Kühne+Nagel schlägt sich gut in der Coronakrise

Schindellegi – Nach einem deutlichen Einbruch im ersten Halbjahr aufgrund der Coronakrise geht es für den Logistiker Kühne+Nagel wieder aufwärts. Im dritten Quartal verbuchte das Unternehmen aus Schindellegi einen Gewinnsprung. Die Erwartungen der Analystengemeinde wurden übertroffen.

So stieg der Reingewinn des Schweizer Konzerns im dritten Quartal um 24,3 Prozent auf 266 Millionen Franken. Nach neun Monaten verblieb damit unter dem Strich mit 575 Millionen Franken noch 3,8 Prozent weniger Gewinn als ein Jahr zuvor. Im ersten Halbjahr hatte das Minus noch 20 Prozent betragen.

Im Gegensatz zum Gewinn gingen Nettoumsatz und Rohertrag im dritten Quartal noch einmal zurück. Allerdings fiel auch dieses Minus mit einem Rückgang von 4,0 Prozent auf 5,03 Milliarden, respektive 5,5 Prozent auf 1,87 Milliarden deutlich geringer aus als im ersten Semester.

Verbesserte Marktlage
Der Logistiker profitierte in der abgelaufenen Periode einerseits von einer verbesserten Marktlage andererseits von einem positiven Einmaleffekt in der Luftfracht, wo beim EBIT netto 63 Millionen Franken aufgrund einer früheren Abwicklung der Übernahme von Quick International anfielen.

Gerade in der Luftfracht spürte das Unternehmen aber auch die verbesserten Rahmenbedingungen im Automobilsektor und bei den verderblichen Gütern. Krisengüter hätten sich hingegen vermehrt auf alternative Transportwege verlagert, teilte der Konzern mit.

In der Seefracht profitierte Kühne+Nagel derweil von der wieder gestiegenen Nachfrage von KMU-Kunden. Auch die Importe nach Europa und Nordamerika aus Asien nahmen wieder zu. Schliesslich drehte Kühne+Nagel – nicht nur in dieser Sparte – weiter an der Kostenschraube.

«Stringentes Kostenmanagement»
Finanzchef Markus Blanka-Graff sprach am Dienstagmorgen gegenüber AWP diesbezüglich von einem «stringenten» Kostenmanagement. In der Seefracht sanken die Kosten pro Standardcontainer (TEU) dabei erstmals auf unter 200 Franken.

Hiervon werde man auch künftig profitieren – nicht nur im vierten Quartal, sondern auch im nächsten Jahr. Daher sei das Ziel einer Konversionsmarge (Verhältnis von EBIT zu Rohertrag) von 16 Prozent bis im Jahr 2022 weiterhin realistisch, sagte der Manager.

Wie es genau weiter geht, sei zwar schwierig abzuschätzen, sagte Finanzchef Blanka-Graff. «Erste Regionen gehen derzeit wegen der Pandemie wieder in Richtung Lockdown», sagte er. Er erwarte jedoch keinen erneuten Totalstillstand ganzer Industrien mehr wie im Frühjahr.

Ausserdem hätten sich aufgrund der Krise viele Absatzkanäle bereits verlagert. Seien die Kunden vor Corona noch in die Geschäfte geströmt, so würden sie heute ihre Produkte vermehrt im Internet bestellen.

Dies wiederum biete Kühne+Nagel Chancen bei den Logistikdienstleistungen für Onlinehändler. In Schweden beispielsweise werde Kühne+Nagel für Amazon ein neues Distributionszentrum betreiben, teilte der Konzern ebenfalls am Dienstag mit.

Der grundsätzliche Optimismus im Blick nach vorne und der überraschend positive Zahlenkranz stossen auch bei den Finanzanalysten auf Anklang. Diese lobten nebst der erzielten Rentabilität etwa auch die Fortschritte bei der Barmittelgenerierung. Im dritten Quartal generierte Kühne+Nagel einen um 68,5 Prozent höheren Free Cash Flow von 428 Millionen.

Börsianer spenden Beifall
An der Börse gewannen die Papiere von Kühne+Nagel am Dienstag hinzu. Sie schlossen mit 1,5 Prozent im Plus auf 187,90 Franken, während der Gesamtmarkt (SMI) um 0,4 Prozent nachgab. Dabei markierten die Aktien kurz nach Handelsbeginn mit 190,25 Franken gar ein neues Rekordhoch. Sie hatten allerdings schon in den Wochen vor der Quartalsergebnisveröffentlichung einen ziemlich guten Lauf gehabt. (awp/mc/ps)

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