Reinhard Lange, CEO Kühne+Nagel.
Schindellegi – Der Logistikdienstleister Kühne+Nagel (K+N) hat zwar in den ersten neun Monaten 2012 mehr Umsatz erwirtschaftet, jedoch weniger verdient. Dies lag in erster Linie an einer Kartellbusse, die im ersten Quartal anfiel. Kühne+Nagel berichtet am Montag von einer starken Abflachung des Logistikmarktes, teilweise von einer Kontraktion. Dank Kostenmanagement sollen die Jahresziele erreicht werden.
Kühne+Nagel hat von Januar bis September den Umsatz um 6,0% auf 15,47 Mrd CHF gesteigert, alleine im dritten Jahresviertel lag das Wachstum bei über 12%. Der für einen Logistikkonzern aussagekräftigere Bruttogewinn zog in den ersten neun Monaten um 4,0% auf 4,56 Mrd an (Q3: +6,9% auf 1,53 Mrd).
Hingegen sanken der operative Gewinn auf Stufe EBITDA um knapp 15% auf 622 Mio und der EBIT um 19% auf 463 Mio. Der den Aktionären anrechenbare Reingewinn sackte um 22% auf 353 Mio CHF ab, teilte die Gesellschaft am Montag mit. Der Reingewinn inklusive Minderheiten lag bei 358 Mio.
Kartellbusse von umgerechnet 65 Mio CHF
Der massive Gewinnrückgang gründet in erster Linie auf einer Ende März ausgesprochenen Kartellbusse der Europäischen Union (EU) über umgerechnet 65 Mio CHF. Vor dieser Busse wird der EBITDA mit 687 Mio und der Reingewinn mit 423 Mio ausgewiesen. Im dritten Quartal stiegen der EBITDA um 3,1% auf 233 Mio und der EBIT um 2,8% auf 181 Mio CHF.
Mit der ausgewiesenen Zahlen hat der Logistikkonzern die Erwartungen der Analysten bis auf den Umsatz knapp unterschritten.
Verlangsamtes Marktwachstum im dritten Quartal
In der Seefracht steigerte Kühne+Nagel in den ersten neun Monaten die Containermengen um 7%, stellte jedoch im dritten Quartal eine drastische Verlangsamung des Marktwachstums in den meisten Relationen fest. Im Asien-Europa-Verkehr habe es beispielsweise Rückgänge um mehr als 10% gegeben. Trotzdem sei es dem Unternehmen gelungen, die Transportmengen im dritten Quartal um 6% zu erhöhen.
Die EBIT-Marge im Verhältnis zum Rohertrag, eine Messgrösse des Unternehmens, habe sich im dritten Quartal dank effektivem Kostenmanagement auf 32,5% erhöht, jedoch im 9-Monatsvergleich mit 30,5% um 3 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert gelegen. Das Betriebsergebnis ging gegenüber dem Vorjahr um 6,0% auf 311 Mio CHF zurück.
Im Luftfrachtmarkt habe sich die starke Abflachung der Nachfrage auch im dritten Quartal fortgesetzt. Kühne+Nagel habe diesem Trend getrotzt und die Tonnage im Berichtsquartal um 3% erhöht, respektive um 2% in den ersten neun Monaten. Das Unternehmen habe vor allem Geschäftschancen in den Intra-Asien-Verkehren sowie im süd- und nordamerikanischen Exportgeschäft genutzt, heisst es. Auch die Aktivitäten in den Spezialsegmenten hätten sich «erfreulich» entwickelt. In den ersten neun Monaten sank die EBIT-Marge im Verhältnis zum Rohertrag mit um 5,2 Prozentpunkte auf 25,0%.
Landverkehr gerät ins Stocken
Durch saison- und konjunkturbedingte Volumenrückgänge, insbesondere in Südeuropa, sei im Landverkehr die in den ersten beiden Quartalen erfolgreich umgesetzte Optimierungsstrategie ins Stocken geraten, so das Unternehmen weiter. Dennoch zog der Nettoumsatz um 8,2% an, während das Betriebsergebnis um 9,7% sank. Die EBITDA-Marge lag bei 1,2%, nach 1,4% im Vorjahr.
Die in der Kontraktlogistik forcierte Konzentration auf rentables Wachstum und die Schliessung unrentabler Standorte hätten in der Sparte im dritten Quartal zu einer Ergebnisstabilisierung geführt, heisst es weiter. Das Betriebsergebnis konnte mit 115 Mio CHF und die EBITDA-Marge mit 3,6% auf Vorjahresniveau gehalten werden.
Rentabilitätsziele erreichbar
«Das gegenüber dem Vorjahr verbesserte Ergebnis im dritten Quartal macht uns zuversichtlich, unsere eigenen für das Gesamtjahr angestrebten Rentabilitätsziele erreichen zu können», lässt sich CEO Reinhard Lange in der Mitteilung zitieren. Verstärktes Kostenmanagement sowie eine kontinuierliche Dienstleistungsverbesserung sollen Grundlage für ein profitables Wachstum sein, so Lange weiter. (awp/mc/upd/ps)