Kühne+Nagel trotzt globalen Lieferkettenproblemen
Zürich – Das Logistikunternehmen Kühne+Nagel hat sein Wachstum im dritten Quartal 2021 fortgesetzt. Denn weltweit blieb die Nachfrage nach Transportdienstleistungen hoch. Die Lieferketten bleiben laut dem Unternehmen aber immer noch schwer planbar und die Marktsituation werde auch in den nächsten Monaten angespannt sein.
Konkret stieg der Nettoumsatz im dritten Quartal dieses Jahres um 70 Prozent auf 8,57 Milliarden Franken, wie das Unternehmen mit Sitz im Kanton Schwyz am Mittwoch mitteilte. Der um die volatilen Frachttarife bereinigte und somit aussagekräftigere Rohertrag nahm um 36 Prozent auf 2,54 Milliarden zu.
EBIT und Reingewinn mehr als verdoppelt
Beim operativen Gewinn (EBIT) wurde der Wert im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 789 Millionen Franken mehr als verdoppelt. Und auch der Reingewinn lag mit 578 Millionen mehr als doppelt so hoch.
Die sogenannte Konversionsmarge, die das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag beschreibt und eine wichtige Kennzahl in der Branche ist, lag bei 31,0 Prozent (Q2 26,2%).
Deutlich über den Erwartungen
Die Zahlen zum dritten Quartal haben die Erwartungen der Analysten damit deutlich übertroffen. In einer Umfrage der Nachrichtenagentur AWP vor der Zahlenvorlage hatten die Experten den Rohertrag auf 2,44 Milliarden, den EBIT auf 679 Millionen und den Reingewinn auf 481 Millionen Franken geschätzt.
Weiter hohe Nachfrage erwartet
Für das Gesamtjahr kommuniziert das Unternehmen wie gewohnt keine konkreten Ziele. Allerdings wird auch im vierten Quartal mit einer hohen Nachfrage gerechnet. Die angespannte Marktsituation werde aber wohl bis in das Jahr 2022 hinein reichen.
Bis 2022 will Kühne+Nagel eine Konversionsmarge von 16 Prozent erreichen. Diese lag 2020 bei 14,3 Prozent. Mit dem guten Ergebnis der letzten neun Monate ist Kühne+Nagel auf gutem Weg, das Ziel bereits 2021 zu erreichen.
Aktien schwanken nach starken Quartalszahlen
Für die Aktien von Kühne+Nagel geht es am Mittwoch nach starken Quartalszahlen auf und ab. Der Logistiker hatte mit seinen Ergebnissen überzeugt und selbst die kühnsten Analystenerwartungen übertroffen. Die Aussagen zum Ausblick sind zwar gewohnt unkonkret, aber optimistisch. Störend ist für den Markt derweil die immer noch hohe Bewertung der Aktien.
Gegen 9.20 Uhr stehen die Titel mit 0,1 Prozent auf 298,10 Franken wieder knapp im Plus. Zum Handelsstart waren sie zunächst bis auf 308,90 Franken gestiegen, kurz darauf aber auf 292,80 Franken ins Minus gerutscht. Der Gesamtmarkt gemessen am SPI liegt mit 0,8 Prozent im Plus.
Analysten zeigen sich nach den Ergebnissen entsprechend zufrieden. Die aktuell angespannte Marktsituation – positiv für Kühne+Nagel – dürfte nicht so schnell zu lösen sein, schreibt beispielsweise Vontobel-Analyst Michael Foeth. Entsprechend dürfte die aussergewöhnliche Entwicklung weitergehen und auch die Profitablität weiter hoch bleiben. Dies alles gebe es allerdings nicht umsonst und führe zu einer deutlich höheren Net Working Capital-Intensität, was das Cash Flow-Wachstum dämpfe. Insgesamt beeindrucke Kühne+Nagel allerdings mit dem Umgang der schwierigen Lieferkettenlage.
Auch die ZKB wertet die Ergebnisse an sich positiv und erwartet eine weiter anhaltende Dynamik für das Unternehmen. Allerdings seien die Titel auch nach der jüngsten Kurskorrektur immer noch recht hoch bewertet – im September kosteten die Aktien noch über 350 Franken. Auch Händler stören sich an der Bewertung. Zudem setze sich am Markt langsam aber sicher die Erkenntnis durch, dass die aussergewöhnlich hohen Frachtpreise nicht ewig hoch bleiben werden.
Unter Experten wird mit Blick auf die Bereiche insbesondere die starke Entwicklung in der Seefracht positiv gewertet. Was die anderen Geschäftszweige anbetrifft, wird das Ergebnis hingegen als eher uneinheitlich beurteilt. So liegt der Bruttogewinn im Luftfrachtgeschäft zwar ebenfalls über den Erwartungen. Das schlägt sich allerdings nicht bis auf den operativen Gewinn durch. Auch beim Überlandtransport sowie bei der Kontraktlogistik gibt es entweder beim Bruttogewinn oder aber beim operativen Gewinn teils negative Abweichungen gegenüber den Erwartungen. (awp/mc/pg)