Schindellegi – Der Logistikkonzern Kühne+Nagel bekommt weiterhin die Normalisierung nach dem Corona-Boom zu spüren. Auch im dritten Quartal gingen Umsatz und Gewinn deutlich zurück. In der Seefracht gibt es aber Anzeichen für eine Trendumkehr.
Der Nettoumsatz nahm um 46 Prozent auf 5,44 Milliarden Franken und der um die volatilen Frachtraten bereinigte Rohertrag um 23 Prozent auf 2,08 Milliarden ab, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. In der Folge verschlechterten sich auch die Gewinnzahlen markant. Der operative Gewinn (EBIT) ging um 52 Prozent auf 446 Millionen Franken zurück und der Reingewinn um 53 Prozent auf 321 Millionen.
Die sogenannte Konversionsmarge, die das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag angibt, landete bei 21,5 Prozent (VJ 36,2%). Sie gilt in der Branche als wichtige Kennzahl. Mittelfristig peilt das Unternehmen wieder einen Wert von 25 bis 30 Prozent an.
Vorjahresvergleich verzerrt
Der Rückgang von Umsatz und Gewinn ist keine Überraschung. Seit dem vierten Quartal 2022 geht es abwärts. Zur Erinnerung: In den letzten beiden Jahren hatte das Unternehmen stark von den Pandemieturbulenzen profitiert. Denn Warenströme zu organisieren, war in diesem Umfeld aufwendiger und damit für die Kunden teurer. Die Mitarbeitenden von Kühne+Nagel mussten kurzfristig alternative Routen finden und die Waren öfter umladen – gegen gutes Geld.
Die pandemiebedingte Sonderkonjunktur der Jahre 2021 und 2022 verzerre nach wie vor den Vorjahresvergleich aller Kennzahlen, heisst es denn auch in der aktuellen Mitteilung. Es seien in einem herausfordernden Marktumfeld gute Ergebnisse erzielt worden. «Wir haben Marktanteile hinzugewonnen und unsere Rentabilität gesichert», lässt sich CEO Stefan Paul zitieren.
Seefracht besser als der Markt
Aufgeschlüsselt nach Sparten sei bei den Seefrachtsvolumen im dritten Quartal zudem eine Trendumkehr zu sehen gewesen. In einem weiterhin rückläufigen Gesamtmarkt habe dieser Geschäftsbereich, der mehr als ein Drittel zum Konzernumsatz beisteuert, ein leichtes Volumenwachstum verzeichnet. Und dieses habe sich im September noch verstärkt.
Marktanteile wurden laut den Angaben vor allem auf der Asien-Europa-Route sowie im transpazifischen Verkehr gewonnen. In Franken gerechnet schlug sich dies allerdings noch nicht nieder. Umsatz (-61%), Rohertrag (-38%) und EBIT (-53%) gingen markant zurück.
In der Luftfracht sind die Volumen laut dem Communiqué derweil nach wie vor rückläufig. Und der kleine Bereich Landverkehre habe unter der konjunkturellen Abschwächung in den europäischen Kernmärkten gelitten. Etwas besser lief es im Bereich Kontraktlogistik, wo sich der Rohertrag im dritten Quartal etwa leicht verbesserte.
EBIT-Prognosen übertroffen
Mit den erzielten Resultaten hat das Unternehmen die Erwartungen der Analysten (AWP-Konsens) beim Umsatz deutlich verfehlt und beim Rohertrag knapp verfehlt. Beim EBIT hingegen wurden die Erwartungen übertroffen.
Einen konkreten Ausblick auf das laufende Jahr gibt das Unternehmen wie gewöhnlich nicht. «Im Schlussquartal 2023 werden wir uns weiterhin auf die in unserer Unternehmenskultur fest verankerte Kosteneffizienz konzentrieren», so CEO Paul weiter. Bekanntlich läuft bei Kühne+Nagel ein Wachstumsprogramm mit dem Namen «Roadmap 2026». Bei dessen Umsetzung seien zuletzt wichtige Erfolge verzeichnet worden. (awp/mc/pg)